„Einige der eingereichten Texte bereiten mir schlaflose Nächte. Aber einige sind auch traumhaft schön.“
Die Spannung steigt, denn die Deadline für die finale Bewertung der Jury unseres Autorenwettbewerbs You want to read? rückt näher. Wir haben einige Juroren gefragt, was ihr bisheriger Leseeindruck ist.
„Interessant ist natürlich immer die Frage: Gibt es Trends? Zunächst fällt auf, dass unheimlich viel gereist wird – nach New York, Peking, La Paz. Es scheint fast so, als seien die Protagonisten auf der Flucht (meist vor sich selbst) und könnten erst in der Ferne wieder zu sich selbst finden (wenn überhaupt). Ein anderes großes Thema sind Oberflächlichkeiten. Aber ein ›durchgestyltes‹ Leben so zu beschreiben, dass es eine ganze Geschichte trägt, gelingt nur selten, eigentlich nie – außer man heißt Airen, Rainald Goetz oder Leif Randt.“
Mischa Gayring, Lektor, Rotbuch Verlag
„Einige der eingereichten Texte bereiten mir schlaflose Nächte. Aber einige sind auch traumhaft schön.
In Abwandlung eines Khalil Gibran Zitates lässt sich sagen:
„Betrachtet das Erwachen literarischen Potentials und das Erscheinen von Geistesblitzen!
Der Genius offenbart sich denjenigen, die betrachten.“
Mareike Rinke, freie Lektorin
„Es ist so eine Sache mit der Objektivität. Ich halte sie, zumindest in ihrer reinsten Form, für eine Illusion. Ein Text muss mich begeistern, um als gut zu gelten. Das Lob der anderen interessiert nicht. Die Summe der subjektiven Eindrücke kürt am Ende einen würdigen Sieger. Aber dann kam dieser Text, den ich als Buch nie kaufen würde – und der dennoch mit „gut“ unzureichend beschrieben ist. Er ist meine momentane Nummer zwei, direkt hinter der einen, der wundervollen, der phantasie- und geistreichen Geschichte, die mich so viel mehr eingesaugt hat als fast alles, was ich zuletzt in Buchform las.
Ich, der Wettbewerbsteilnehmer, frage mich häufig, wie Jurymitglieder meine Texte in der Masse der Einsendungen wahrnehmen, ob sie überhaupt dazu fähig sind, tief in sie einzutauchen. Jetzt kenne ich die andere Seite und habe Gewissheit: der erste Eindruck macht’s. Schreiben heißt Überarbeiten, heißt Konstruktion und Dekonstruktion der eigenen Gedanken. Und so sind es die sprachlichen Mängel – zu viele Rechtschreibfehler, aussageschwache Adjektive, Allerweltsformulierungen – die sich häufig negativ auswirken, in einem Fall eine spannende Idee sogar als ärgerlich lieblos umgesetzt erscheinen lässt. Ohne Handwerk ist alles weniger. “
Marc Bensch, Autor und letztjähriger Gewinner von You want to read?
„Ich hab noch nicht alle Texte gelesen – sie begleiten mich aber nun schon seit Wochen am See, im Café oder einfach auf dem Balkon: Hab gelacht, die Stirn gerunzelt, gezweifelt und hätte ein paar am liebsten nach den ersten Seiten weggelegt. Aber ich habe bisher zwei klare Favoriten, freue mich auf dieses Wochenende, wenn ich alle Texte abschließend lesen kann. “
Julia Strysio, Social Media Managerin, Harbour Front Literaturfestival
„Nun habe ich den Berg der Texte, die zum Wettbewerb eingesandt wurden, erklommen. Von hier oben lässt sich die Vielfalt der Textlandschaft und die Mannigfaltigkeit ihrer Bewohner sehr gut erkennen: von ruhelosen Reisenden über verliebte Wahnsinnige bis hin zu gewalttätigen Egozentrikern ist alles dabei. Mal schauen, wer mir auf meiner Lektürereise noch so alles begegnet … Ich bin gespannt!“
Christiane Neumann, Lektorin, Kinderleicht Wissen Verlag
„Da ich die Texte anonym bekomme, frage ich mich beim Lesen oft, wie alt wohl der Autor ist oder ob es eine Autorin sein könnte. Ich hab bis jetzt mehrere sehr gute Texte gelesen und einige wenige die mich gelangweilt haben. Einer der Texte hat mich so sehr begeistert, dass ich ihn am liebsten im Birnbaum Verlag veröffentlichen würde.“
Oliver Weidlich, Programmleitung, Birnbaum Verlag
„Obwohl die meisten Texte von der Gegenwart handeln, hat mich am meisten erstaunt, wie wenig sie mit unserer Zeit zu tun haben. Finanzkrise, Arabischer Frühling, Schlecker-Pleite? Das alles sucht man vergebens. Stattdessen verlieren sich die Autoren in Belanglosigkeiten, lassen ihre Helden über private Probleme sinnieren, ans Meer flüchten oder gleich ins Ausland. Nur sehr wenige Texte können durch ihren Stil und ihre Sprache überzeugen – und wenn es ihnen gelingt, fällt auf, dass es zumeist Texte sind, bei denen das wirklich Wichtige zwischen den Zeilen steht. Der Text, der mich bislang am nachhaltigsten beeindruckt hat, liest sich wie eine Mischung aus Hebel, Kafka und Hitchcock. Spannend geschrieben und motivisch gut gearbeitet, ist man nach der Lektüre kurz irritiert, bis man zurückblättert und sich alles auflöst. Aber selbst wenn dieser Text am Ende gewinnt, vermisse ich in diesem Jahr Texte, die thematisch, erzählerisch und sprachlich aufs Ganze gehen und etwas wagen. Texte, die experimentell, wütend oder humorvoll sind und mich erstaunt zurücklassen. Dieses Jahr habe ich zu oft müde gelächelt.“
Mischa Gayring, Lektor, Rotbuch Verlag
„Ich bin beeindruckt von der Art, wie die Texte geschrieben sind. Sehr unterschiedliche Stile, interessante Themen. Die Autoren haben großes Potenzial.“
Anne Winkelmann, Vertrieb, Goldmann Verlag
„Mal ist die Sprache holprig, die Figuren zu blass, die Handlung schlecht aufgebaut oder die Geschichte überzeugt schlichtweg nicht. Die Suche nach dem besten Text gleicht der Suche nach dem Goldnugget. Doch die Freude ist umso größer, wenn zwischen all den Texten ein Funkeln zu entdecken ist. Und zwei oder drei solcher glitzernden Textnuggets habe ich bereits gefunden.“
Dominique Conrad, Redaktion, Aula-Verlag
„Bisher hat mich vor allem die unerwartet hohe Qualität der Texte überrascht. Ich glaube, einen Favoriten habe ich schon – aber wer weiß, was in der zweiten Hälfte des Stapels noch auf mich wartet!“
Britta Claus, Lektorin, Deutsche Verlags-Anstalt
„Es ist der eine Text, der selbst nach Wochen nicht meine Gedanken verlässt. Nach wenigen Seiten war ich gefangen in dem Sog der Wörter. Dieser unbekannte Text strahlt zwischen allen anderen- der eindeutige Favorit.“
Sina Schulze
Tine Mikliss