Autonama

v.l. Klaus Döring, Jimmy Hartwig, Benedict Wells und Florian Werner
© Birthe Kolb

Das 7:1 der deutschen Nationalelf im Halbfinale der WM 2014 gegen Gastgeberland Brasilien ist nun kollektiv ins Gedächtnis der Deutschen eingebrannt – was aber kaum jemand weiß: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Autoren gewann bereits im Rahmen der Frankfurter Buchmesse gegen ihre brasilianischen Kollegen ein Spiel mit 9:1 – wie nah das an der Wirklichkeit der „echten“ Nationalelf war, konnte da natürlich noch niemand ahnen.

Die Tatsache, dass sich an dieses Ergebnis wohl kaum jemand erinnern dürfte, wird vermutlich dem Umstand geschuldet sein, dass die deutsche Nationalmannschaft der Autoren kaum jemand kennt. Dies räumte auch Klaus Döring ein, der mit ein paar Kollegen von der „Autonama“, wie sich das Team selbst abkürzt, im DFB-Kulturstadion der Frankfurter Buchmesse anwesend war. Wer von der Autonama schon einmal gehört hat, reagiere meist mit Unverständnis, so Döring. „Ich musste mal in irgendeinem Internetblog lesen, dass die Nationalmannschaft der Autoren es auf die Liste der fünf Dinge, die die Welt nicht braucht, geschafft hat.“

Klaus Döring ist gleichzeitig Spieler und Trainer der Autonama – hauptberuflich aber schreibt er Drehbücher, aktuell etwa für den Film „Rico, Oscar und die Tieferschatten“. In seinem Team finden sich weitere bekannte Autoren wie etwa Benedict Wells, dessen Roman „Becks letzter Sommer“ im Jahr 2008 die Literaturkritiker begeisterte, oder Florian Werner, der Bücher mit interessanten Titeln wie „Die Geschichte der Scheiße“ schreibt.

Ein bunter Haufen interessanter Persönlichkeiten also, das muss auch Jimmy Hartwig zugeben. Der ehemalige Fußballer, der mit dem HSV dreimal Deutscher Meister wurde und 2004 im Dschungelcamp war, übernimmt bei offiziellen Anlässen die Rolle des Autonama-Trainers. So auch bei der Reise nach Brasilien, die die kickenden Autoren im Vorfeld der WM absolvierten. Hier wurde nicht nur wieder gegen die brasilianischen Kollegen, sondern auch gegen ein Team aus Favela-Musikern gespielt. „Eine unglaublich intensive Erfahrung“, so Benedict Wells, den vor allem die Lebensfreude der Bewohner der ärmlichen Siedlungen beeindruckt hat. „Diese Leute können alles miteinander teilen und dadurch Freude aus alltäglichen Dingen ziehen.“ Am Ende unterlag die Autonama den Favela-Fußballern mit 3:5, gefeiert wurde aber trotzdem – natürlich durften auch brasilianische Caipirinhas nicht fehlen. „Die sind aber überhaupt nicht mit denen zu vergleichen, die man hier bekommt“ erzählt Jimmy Hartwig und berichtet zur Freude der Zuschauer davon, wie er nach dem Genuss der Cocktails eine Treppe herunterfiel. Ansonsten habe er aber dafür gesorgt, dass niemand über die Stränge schlage, so Hartwig, denn schließlich wurde ja nicht nur gekickt, sondern auch geschrieben.

Während ihrer Reise nach Brasilien verfassten die Autoren nämlich Texte, die nun in einem E-Book mit dem Titel „Samba Fatal“ (der Titel ist eine Anspielung auf die eben erwähnten Caipirinhas) erschienen ist. Die Auszüge, die auf der Buchmesse vorgelesen wurden, lassen ein vielschichtiges Werk erahnen, so gab es eine Dialogszene über einen Mann, dessen Herz rund und aus Leder ist sowie eine Geschichte von Florian Werner über „die erste und die letzte Spielminute der Schöpfung“, die nach Angaben des Autors bei einem Poetry Slam in den brasilianischen Favelas alles abräumte, trotz der für die Brasilianer fremden Sprache. Zudem gab es einen Text, der humorvoll die akribisch vorbereiteten Trainingsstunden der Autonama beschreibt – Aufwärm-Yoga inklusive. „Die anderen Teams haben uns dabei immer komisch angeguckt“, so Florian Werner.

Birthe Kolb