Influenza? Nein, Influencer! Durch das Internet und die Sozialen Medien hat sich die Kommunikation gewandelt – Konsumenten werden zu Botschaftern. Und unter ihnen haben sich Meinungsführer entwickelt, denen andere Interessierte folgen: die sogenannten Influencer. Doch wie funktioniert modernes Marketing mit ihnen?

 

In dem Workshop der Jungen Verlagsmenschen und Digital Media Women vermittelte Referentin Vanessa Runge von der Agentur Crowdmedia den Teilnehmenden einen Einblick in die Möglichkeiten und die Theorie des Influencer Markting. Dabei startete sie gleich mit dem theoretischen Teil.

 

 

Was ist eigentlich Influencer Marketing?

 

Durch das Internet und die sozialen Medien hat sich die Kommunikation gewandelt, es ist eine Many-to-many Kommunikation entstanden. Die User, die über ein Produkt sprechen, sind diejenigen, die bestimmen wo und worüber im Social Web gesprochen wird. Durch Interaktionen zwischen Usern und Unternehmen und zwischen den Usern untereinander ist ein netzwerkorientiertes Interaktionsmodell entstanden. Was früher die Mundpropaganda am Gartenzaun oder Kaffeetisch war, hat sich heute ins Internet verlagert. Hier tauschen sich die Menschen aus. Dieser Austausch läuft jenseits von klassischer Werbung.

 

 

Was macht Influencer so besonders?

 

Unter den Konsumenten im Internet haben sich einige zu Meinungsführern in den sozialen Medien entwickelt. Diese sogenannten Influencer unterscheiden sich von normalen Recommendern (Empfehlenden, die aber eher in kleinem Rahmen durch ihre Meinung Menschen beeinflussen) durch ihre extrem große Vernetzung, ihr überdurchschnittliches Markenbewusstsein und ihre Stellung als Experten und Kenner des Marktes.

 

In ihrer Fangemeinde gelten sie als glaubwürdige und vertrauensvolle Experten für ein bestimmtes Themengebiet.

 

Egal in welchem Netzwerk, ob Facebook, Instagram, twitter, youtube, der eigene Blog oder in allen Kanälen gleichzeitig, mit ihren Inhalten und Tipps nehmen sie Einfluss auf ihre Follower und auf deren Einstellung und Verhaltensweisen. Somit wendet sich das Influcencer-Marketing gezielt an diese Online-Meinungsmacher, um sie in die Markenkommunikation einzubinden. Dabei setzen Unternehmen auf diese Personen als Markenbotschafter, um die eigene Bekanntheit und Reputation zu steigern.

Vanessa Runge stellte drei unterschiedliche Typen von Influencern vor. Bei diesen Typen stehen vor allem die Motive im Fokus, warum Menschen ihre positive oder negative Meinung in sozialen Medien äußern.

 

  1. Brand Lovers: die Liebhaber einer Marke, die eine hohe Bindung zu einer Marke haben und Konsumenten und Unternehmen gern unterstützen möchten.

  2. Brand Critics: die Markenkritiker, schauen eher kritisch auf eine Marke, können aber so auch eine Marke voranbringen.

  3. Brand Mavens: die Markenexperten, sind eine Art Mischform der ersten beiden Typen, hier finden sich die eher kritischen Konsumenten, die der Marke gegenüber aber positiv eingestellt sind. Sie gelten als die Objektivsten der drei Typen.

 

 

Was bringt Influencer Marketing?

 

Eine gute Zusammenarbeit mit Influencern kann zur Bekanntheit der Marke und einem positiven Markenbewusstsein in den relevanten Zielgruppen beitragen. Durch Bewertungen und Besprechungen der Influencer und ihrer Community entsteht Content über beispielsweise Bücher oder Autoren. So lässt sich auch ein neues Produkt, wie zum Beispiel eine neue Buchreihe in einer Kampagne mit Influencern aufbauen.

 

Jedoch sollte auch immer bedacht werden, dass es keine Erfolgsgarantie gibt. Gestaltet man die Zusammenarbeit als reine Werbung, verringert sich oft die Glaubwürdigkeit & Authentizität der Vorstellungen. Trifft die Reichweite des Influencers auch wirklich die anvisierte Zielgruppe?

 

Es ist also sinnvoll vorab gut zu recherchieren, wer passt zum Unternehmen, Vorhaben und auch über längere Zeit zu schauen, wie treten die anvisierten Influencer auf, damit es nicht zu einer sich negativ auswirkenden Kooperation kommt.

 

Denn wie Vanessa Runge betonte, ist die Glaubwürdigkeit das Wichtigste im Influencer-Marketing. Schöne Beispiele für Influencer-Marketing-Fails finden sich übrigens unter: https://www.facebook.com/influencerperlen/?ref=br_rs

 

Zum Schluss des Vortrags gab es Tipps und Kriterien worauf man bei der Suche nach dem passenden Influencer achten sollte: Wie finde ich das richtige Produkt? Wie wähle ich den Kooperationspartner aus? Was ist mit Kosten, Bildrechten, Gage? Anschließend stellte Vanessa Runge Werkzeuge und Wege vor, mit deren Hilfe man den Erfolg solcher Kampagnen messen kann und wie der Prozess der Erfolgsmessung in der Regel abläuft.

 

 

Wie mache ich das in der Praxis?

 

Soviel zur Theorie – aber wie genau findet man die passenden Influencer und nutzt sie für bestimmte Themen? Damit beschäftigten sich die Teilnehmer in einer abschließenden Gruppenarbeit. Wie man ein Sachbuch, ein Kochbuch, ein Kinderbuch oder Belletristik modern vermarktet, sollte erprobt werden. Zuerst klärten die Teilnehmer, welche Zielgruppe überhaupt angesprochen werden sollte. Wo und wie findet man dazu die passenden Gesichter für die Marke? Was könnten Projekte sein?

 

In der abschließenden Diskussion stellten die Gruppen ihre Ergebnisse vor. Dabei wurde auch die große Spannbreite der Möglichkeiten deutlich: Während bei einem Sachbuch zum Thema Achtsamkeit Youtuber außerhalb der Buchbranche, wie aus dem Bereich Yoga, gut ins Konzept passten, fiel die Auswahl für einen klassischen Krimi deutlich schwerer. Alle Gruppen entwickelten jedoch weiterreichende Projekte vom Podcast bis zum Krimidinner und waren sich einig, dass Influencer-Marketing eine Vielfalt an Möglichkeiten bietet.

 

 

Babett Taenzer und Laura Heyer