Geschäftsstelle + Vorstand 90er_(c) Susanne MartinWir gratulieren dem Branchen-Netzwerk BücherFrauen e.V. herzlich zum 25. Geburtstag!

1990 wurde es nach dem Vorbild der Women in Publishing des englischen Sprachraums von Feministinnen ins Leben gerufen. Heute halten rund 900 Frauen, die mit Büchern arbeiten, den Verein lebendig. Das für 2015 gesetzte Jahresthema, unter dem die Veranstaltungen der BücherFrauen stehen, lautet deswegen: 25 Jahre BücherFrauen – gestern – heute – morgen.

25 Jahre BücherFrauen! Die Jungen Verlagsmenschen gibt es als Verein erst seit 2009. Habt ihr einen guten Rat wie wir es auch auf so ein stolzes Alter bringen können?

Wir finden, dass die jungen Verlagsmenschen ihren „Job“ bisher gut machen und sind deshalb recht zuversichtlich, dass sie es auf ein ähnliches Alter bringen werden! Ansonsten können wir nur empfehlen, was wir selbst auch versuchen: Die Augen und Ohren offen halten und aktiv auf aktuelle Themen und Trends eingehen – dann bleibt man für alle, die es betrifft, auch attraktiv.

Was hat sich seit den Anfängen des Vereins bei euch und in der Branche verändert?

Die Digitalisierung der Branche und der damit einhergehende Wandel ist die vermutlich gravierendste Veränderung der vergangenen Jahre. Manches entwickelt sich positiv dadurch, anderes negativ, betroffen sind aber alle Arbeitsbereiche – da ist es wichtig, „up to date“ zu sein: Urheberrechtsfragen, neue Vertriebsformen, ein komplett umgestalteter Workflow – um nur einige Bereiche zu nennen.

Was waren Meilensteine in der Geschichte der BücherFrauen?

Die Einführung des Mentoring-Programmes vor 16 Jahren ist so ein Meilenstein. Ebenfalls zu nennen wäre der Start von Sommerakademie und Winterakademie als eigenem Weiterbildungsprogramm. Und last but not least natürlich 2010 die Veröffentlichung der vielbeachteten Studie „MehrWert. Arbeiten in der Buchbranche heute“ (https://www.buecherfrauen.de/uploads/media/20110314buecherfrauen_studienpraesentation_final.pdf) zur Arbeitssituation von Frauen in der Buchbranche.

Die „BücherFrauen“ gehören ganz verschiedene Berufsgruppen an, von der Autorin über die Verlagsmitarbeiterin zur Buchhändlerin. Welche Erfahrungen habt ihr mit dieser Mischung gemacht?

Gute Erfahrungen, denn so können alle über den Tellerrand ihrer eigenen spezifischen Berufs- und Arbeitssituation hinausblicken. Der Austausch öffnet neue Perspektiven für gute Lösungen und Kompromisse, von denen alle etwas haben. Außerdem lässt sich von den jeweils anderen Kompetenzen und Denkweisen viel lernen.

Was macht das Netzwerk der BücherFrauen aus? Was macht es besonders?

Es ist schon etwas Besonderes, dass unsere Arbeit „von Frauen für Frauen“ gemacht wird. Es sind die unterschiedlichsten Frauen dabei, nicht nur in Bezug auf den beruflichen Hintergrund und die verschiedenen Kompetenzen, sondern auch in Bezug auf die Persönlichkeiten. Jede ist willkommen und kann sich engagieren, was den Verein besonders lebendig macht. Viele sind schon lange, zum Teil von Anfang an, dabei, und es haben sich langjährige Freundschaften entwickelt. Wer mehr aus erster Hand wissen möchte: Es gibt aktuell zu dem Thema der Bedeutung des Netzwerks für jede Einzelne, zwei sehr aufschlussreiche Beiträge in unserem Blog (https://blog.buecherfrauen.de/mein-netzwerk-meine-mitte/#more-1646 / https://blog.buecherfrauen.de/replik-auf-anne-betten-mein-netzwerk-meine-mitte/#more-1669).

Warum sollte man als Berufseinsteigerin bei euch mitmachen? Sind eigentlich auch Männer willkommen?

Für Berufseinsteigerinnen sind die BücherFrauen sogar besonders attraktiv und zwar wegen der bereits erwähnten Mentoring-Programme in mehreren Regionen, aber auch wegen der Vernetzung und der Branchenkontakte, die man bekommen kann und die zu knüpfen gerade zu Beginn der beruflichen Tätigkeit wichtig ist.

Wir sind ein Frauennetzwerk und haben uns aus guten Gründen dafür entschieden, einen Raum zu schaffen, der allein Frauen vorbehalten ist. Aber wir schätzen natürlich den Austausch mit allen Branchenteilnehmern, weswegen auch immer wieder männliche Experten bei Podiumsdiskussionen und anderen Anlässen eingeladen werden.

Die BücherFrauen sind aus einer feministischen Bewegung heraus entstanden. Wie geht ihr damit um, dass „Feminismus“ unter jungen Frauen oft negativ konnotiert ist?

Wir sprechen bei den BücherFrauen nicht von dem Feminismus, weil auch bei unseren Mitgliedern die feministischen Haltungen teilweise sehr unterschiedlich sind. Aber viele feministische Inhalte und Grundüberlegungen gehören selbstverständlich zu den von uns bearbeiteten Themen, wie z.B. die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, gleiche Entlohnung für gleiche Arbeit, gleiche Karrieremöglichkeiten für alle Lebensmodelle. Diese Themen gehören inzwischen zum gesamtgesellschaftlichen Konsens, unabhängig vom Alter oder Geschlecht der Betroffenen und sind heute nicht weniger aktuell als vor 25 Jahren.

Was sind eure nächsten Ziele? Woran arbeitet ihr gerade?

Unter anderem arbeiten wir daran, die Ergebnisse unserer Studie von 2010 in die Praxis umzusetzen, um gemeinsam mit den Brancheninstitutionen die berufliche und wirtschaftliche Situation für alle zu verbessern. Aktuell ist außerdem ein von unserer Vorsitzenden Valeska Henze verfasstes „Whitepaper“ zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Diskussion mit dem Börsenverein. Wir würden uns wünschen, dass sich die Arbeitgeber der Buchbranche hier noch mehr einbringen und engagieren. Das läge in ihrem eigenen Interesse – gerade auch wegen des drohenden Fachkräftemangels.

Und natürlich feiern wir unser Jubiläum mit vielen Veranstaltungen sowohl in den Regionalgruppen als auch überregional, z.B. mit einer Party auf der Frankfurter Buchmesse.

Ein Interview mit Natalia Werdung