Zu den Klängen von Fat Freddy’s Drop – ganz auf Neuseeland eingestimmt – schreibe ich nun meine Abschiedskolumne über eine besonders schöne Reise, die mich schließlich noch ganz unerwartet ins Paradies geführt hat.
Erinnert ihr euch an meinen letzten Plan? Ich wollte von der lieblichen Bay of Islands im Nordosten der Nordinsel weiter nach Westen fahren, zum Waipoua Forest, in dem noch riesige, alte Kauri-Bäume zu bewundern sind, und weiter nach Opononi, wo ich wunderbare Sanddünen auf mich warten wähnte. Doch mein so viel versprechendes Bay of Islands-Wochenende war komplett verregnet. Zwar lässt es sich auch im warmen Nieselregen idyllisch an den Meeresbuchten spazieren gehen, aber ausgiebig herum zu reisen macht bekanntlich bei schönem Wetter deutlich mehr Spaß. Darum drehte ich spontan meine Pläne komplett um, ging gleich nochmal zwei Wochen bei PQ arbeiten und gönnte mir ein Zuckerl zum Abschluss: knapp zwei Wochen Rarotonga. Die Auflösung, was und wo das ist, folgt sogleich – vor dem Vergnügen, kommt die Arbeit. Die letzten zwei arbeitsamen Wochen in Auckland bearbeitete ich bei PQ noch einmal rechtliche Anfragen für diverse Titel, glich Bildunterschriften ab, bereitete die Spendenaktion im Rahmen des Wisdom-Projektes vor und widmete mich hingebungsvoll der Ablage einer Kollegin, die namentlich nicht genannt werden möchte.
Dann räumte ich eines Samstags, dem 9. Mai, mein blaues Zimmer in Sandringham, dessen Farbe meine Zehen in den beginnenden Herbstnächten ebenfalls angenommen hatten, und setzte mich am nächsten Tag in den Flieger nach Rarotonga. Das ist eine der Cook Islands im Nordosten von Neuseeland, im Pazifik gelegen und einfach traumhaft. Nach knapp vier Stunden Flugzeit steigt man in Avarua aus dem Flugzeug, wirft drei der vier Bekleidungsschichten von sich und reiht sich in der übersichtlichen Ankunftshalle in die Reihe der glücklichen Ankömmlinge.
Bei Synthesizer-Klängen und pazifischen Liedern eines freundlichen Islanders wurden wir noch auf unsere Swine flu-Ansteckungsgefahr befragt und dann in den lauen samstäglichen Abend entlassen. Ja, wieder Samstag, denn man überfliegt die internationale Datumsgrenze. Vor dem Flughafen wartete bereits Hostelbesitzer Bill in einem bunt geblümten Hemd auf die Engländerin Hatty und mich und nahm uns mit zum International Backpackers, unserem Zuhause für die nächsten knapp zwei Wochen. Hatty lernte ich auf dieser gemeinsamen Fahrt kennen und im Hostel noch einige andere sehr nette Engländer, Niederländer, Kanadier und natürlich Deutsche – auf die ich aber in diesem Fall auf keinen Fall hätte verzichten mögen, Alex! Die nächsten zwölf Tage lebte ich von vielen frischen Papayas, Sternfrüchten, Bananen und grünen Orangen, frischgefangenem Thunfisch; unterhielt mich und feierte mit den netten anderen Gästen; lag und las am weißen Sandstrand unter Palmen mit Blick auf die Wellen, die sich am Korallenriff brachen; machte Yoga in Avarua und wurde vor allem immer entspannter.
Den letzten gemeinsamen Abend feierten wir noch etwa zu zwölft mit gefüllten Pfannkuchen. Dann setzte ich mich glücklich und von der Sonne Rarotongas gewärmt in mein nächtliches Flugzeug zurück nach Auckland.
Die letzten fünf Tage vergingen wie im Flug, mit einem letzten Arbeitstag und einem sehr netten Abschiedsessen bei PQ, Donauwelle backen für die Kollegen, packen für die Rückreise und einigen schönen letzten Stunden mit meinen Freunden, bei denen ich diese letzten Tage auch wohnen durfte.
Nach einem nächtlichen Zwischenstopp in Seoul landete ich am Freitag, den 29. Mai wohlbehalten in München, mit vielen Geschichten und wunderschönen Erinnerungen im Gepäck. Ich bezog wieder meine kleine, feine Wohnung in Obergiesing und nach dem verlängerten Pfingstwochenende war ich zurück im Knesebeck’schen Büro.
Und die Moral von der Geschicht‘: Hast du Gelegenheiten wie diese, verschenk sie nicht!
Jule Menig