Am Weltempfang, dem Übersetzerzentrum auf der Frankfurter Buchmesse, geht es am Freitag um die Zusammenarbeit zwischen Verlagslektorat und Übersetzer*innen. Moderator Didier Dutour unterhält sich dabei angeregt mit seinen Gesprächspartnern aus der Verlags- und Übersetzerwelt.
Kooperation und Kontakt
Amalija Maček, die aus dem Deutschen ins Slowenische übersetzt, ist bei der Auswahl ihrer Übersetzungsprojekte vor allem wichtig, von einem Buch begeistert zu sein. Wenn sie Verlagen selbst Titel vorschlägt, wartet sie meist eine Zeitlang ab, wie sich ein Buch entwickelt, um zu sehen, ob es funktioniert. Sie berichtet, dass in Slowenien Literatur häufig zunächst in Auszügen fürs Radio übersetzt wird und ausländische Bücher auf diese Weise bekannt gemacht werden, bevor Verlage sie vollständig übersetzen lassen.
Für Thorsten Ahrend, der im Wallstein Verlag für das belletristische Programm verantwortlich ist, ist vor allem die persönliche Beziehung zwischen Lektor und Übersetzerin wichtig. Wenn die Übersetzungsrechte an einem Buch schon in andere Länder verkauft worden sind, ist das für ihn von Vorteil, das mache es auch für den deutschen Markt interessanter.
Susanne Van Volxem kennt wiederum beide Seite, da sie sowohl längere Zeit im Verlag gearbeitet hat als auch aus dem Französischen und Italienischen übersetzt. Sie betont die Bedeutung guter Kontakte; so konnte sie sich dank ihres persönlichen Netzwerks in der Verlagswelt mitunter den ein oder anderen Übersetzungsauftrag sichern. Auch will es gelernt sein, ein Übersetzungsprojekt erfolgreich an den Mann zu bringen.
Übersetzungsförderung und unbekannte Sprachen
Die Übersetzungsförderung spielt allen Beteiligten zufolge eine wichtige Rolle, da übersetzte Bücher immer teurer als Originale sind. Allerdings gibt sie nicht den Ausschlag für die Zusage zu einem Projekt. Zuerst steht das Interesse an dem Buch, dann geht es darum, eine Förderung zu gewinnen. Übersetzer*innen können hier mitunter wertvolle Kontakte vermitteln. Nur wenn eine Förderung ausbleibt, kann es im Einzelfall sein, dass ein Projekt nicht zustande kommt. Bei weniger gängigen Ausgangssprachen kann es zudem hilfreich sein, wenn eine englische Version vorliegt, um sich ein Bild vom Inhalt des Texts machen zu können, auch wenn die Übersetzung letzten Endes aus der Originalsprache erfolgt.
Ein doppelter Harry Potter in Slowenien
Erfolgsprognosen bleiben allen Beteiligten zufolge schwierig. So stieß eine in Italien sehr erfolgreiche neapolitanische Krimiserie von Maurizio de Giovanni in Deutschland nicht auf ähnliches Interesse und wurde deshalb nicht fortgeführt. Demgegenüber haben Henning Mankells Bücher in Deutschland meist mehr Erfolg als in Schweden. Bei der Harry-Potter-Übersetzung ins Slowenische übte der Verlag beim sechsten Band wiederum so viel zeitlichen Druck auf den Übersetzer der ersten fünf Bände aus, dass dieser entnervt das Handtuch war, woraufhin ein neuer Übersetzer beauftragt wurde. Aufgrund des Zeitdrucks hatte dieser jedoch keine Zeit, sich mit den bisherigen Bänden vertraut zu machen, und führte lauter neue Namen ein. Nachdem die Fans diese ablehnten, kehrte der Verlag reumütig zum ursprünglichen Übersetzer zurück. Die Bedeutung von Übersetzerinnen und Übersetzern kann für den Erfolg von Büchern also sehr entscheidend sein!
Text und Bild: Barbara Wiebking