Selbstbewusstsein im Vorfeld einer Bewerbung in der Verlags- und Medienbranche sei das A und O. Diesen Satz wird Kirsten Steffen von Bommersheim Consulting im Laufe des Vortrags beinahe mantra-artig wiederholen. Die ausgebildete Sortimentsbuchhändlerin, die zusätzlich an der Universität München in Germanistik und Politik studierte und promovierte, ist vom Fach. Seit 2005 arbeitet sie als Partnerin unter anderem in der Personalberatung, davor sammelte sie Berufserfahrung als Sortimenterin, Redakteurin und Projektleiterin im Verlag und war zudem acht Jahre in der Lehre, Forschung und Management der Studiengänge Buchwissenschaft tätig. Es komme darauf an, sich frühzeitig zu spezialisieren und dann in der Bewerbung mit spezifischen Fachkenntnissen auf sich aufmerksam zu machen, vor allem als Berufseinsteiger: „Floskeln und Absichtserklärungen bekomme ich in jeder Bewerbung zu lesen, wieso sollte ich dann ausgerechnet bei ihrer Bewerbung hängen bleiben?“, so Kirsten Steffens knallharte Analyse.
„Suchen Sie sich eine Person aus, die sie spannend finden“
Es gebe eine Vielzahl von Methoden und Seminare, um die eigenen Stärken zu erkennen. Die sog. 360 Grad-Feedback sei ein solch erster richtiger Schritt, bei der die eigenen Kompetenzen und Leistungen von Freunden, Familien oder Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichen Perspektiven bewertet würden. Sich im Bekanntenkreis oder im Betrieb eine Person auszusuchen, die man spannend findet, sei ein Weg, um sich neue Fähigkeiten, Haltungen und Kontakte anzueignen. „Lassen sie andere auf sich widerspiegeln“, so erkenne man den eigenen Handlungsbedarf und kann Anregungen und Motivationen für neue Projekte aufnehmen und neue Bekanntschaften knüpfen.
Never lunch alone. Oder: Warum Du dir spätestens jetzt ein LinkedIn und Xing-Profil anlegen solltest!
Netzwerke könnten allgemein gar nicht überschätzt werden. Natürlich seien sie in erster Linie informelle Netze, die man knüpft. Aber die sozialen Medien, insbesondere LinkedIn und Xing würden nicht nur seitens der Recruiter ausgiebig genutzt, sondern auch von Vertriebsleitern. Richtige Schlagworte im eigenen Profil einerseits, aber auch große Netzwerke andererseits machten es möglich, dass sich ein glücklicher Zufall und womöglich ein erstes Jobinterview ergebe. Der Aufwand, ein solches Profil anzulegen, sei im Vergleich mit dem Nutzen, der sich ergibt, gering. „Wenn sie es nicht eh schon getan haben, legen Sie sich im Anschluss an diesen Vortrag ein Profil zu“, mahnt Kirsten Steffen eindringlich.
„Bleiben Sie beweglich!“
Am Anfang einer Karriere entstünden mehr Chancen, wenn man örtlich flexibel bleibe. 1-2 Jahre woanders zu leben, aber dafür einen guten Job zu bekommen, sei es auf jeden Fall wert. Und wer eigentlich Lektor sein möchte, aber vorerst „nur“ eine Stelle als Projektmanager in Aussicht habe, der solle auch unbedingt zuschlagen. „Legen Sie sich beruflich nicht zu früh einen zu kleinen Fokus zu“, stattdessen nach Chancen und Möglichkeiten Ausschau halten. Auch außerhalb der eigenen Comfort-Zone.
„Ein gutes Anschreiben braucht Zeit“
Viele junge Menschen verschwenden ihre Zeit, wenn sie lediglich unausgereifte Bewerbungen schrieben. In Ruhe zu überlegen: Wer bin ich, was kann ich und was will ich bewirken. Diese Fragen im Vorfeld einer Bewerbung helfen bereits, Klarheit und Struktur in das Anschreiben zu bringen. Leider gebe es immer noch eine Reihe von Standardfehlern; bei jungen Menschen besonders verbreitet sei folgender: „Ich bin jung, flexibel und überall einsetzbar“. Kirsten Steffens Antwort auf solch ein vermeintliches Angebot ist klar: abgelehnt. „Es ist nicht meine Aufgabe zu entscheiden, wo ich jemanden einsetze. Sie müssen mich schon überzeugen, dass Sie für eine Position der oder die richtige Besetzung sind“. Das zu beweisen, ist die Aufgabe eines Anschreibens. Also bitte: nehmt euch die Zeit!
Text und Bild: Axel-Wolfgang Kahl