Was für jeden Buchliebhaber bei einem Leipzig-Besuch ins Programm gehört, haben im Juni auch die Jungen Verlagsmenschen unternommen: eine Führung durch die Deutsche Nationalbibliothek (DNB). Auch wenn sie den meisten von uns Leipzigern bekannt ist und in Studienzeiten schon eine große Hilfe war, freuten wir uns sehr, auch einmal hinter die Kulissen der DNB schauen zu können.
Begrüßt und herumgeführt wurden wir von Ines Heimer, die seit vielen Jahren an der Nationalbibliothek in Leipzig arbeitet. Begonnen haben wir unseren Rundgang im Sitzungssaal, der nicht nur die Handbibliothek der Nationalversammlung von 1849 beherbergt, sondern auch die Porträts einiger bedeutender Buchhändler und Verleger. Dort erzählte Frau Heimer uns zunächst einiges über die Geschichte und Funktion der DNB. So hat die Deutsche Nationalbibliothek den Auftrag, alle deutschen und deutschsprachigen Publikationen ab 1913 zu sammeln, ebenso wie im Ausland erschienene Germanica, Übersetzungen deutschsprachiger Autoren, sowie die zwischen 1933 und 1945 erschienen Werke deutschsprachiger Emigranten. Diese werden archiviert, erschlossen und der Öffentlichkeit im Rahmen einer Präsenzbibliothek zur Verfügung gestellt.
Gegründet wurde zunächst die Deutsche Bücherei in Leipzig im Jahre 1912, im Januar des folgenden Jahres nahm sie ihre Sammeltätigkeit auf, Erweiterungsbauten waren in den 1930er, 60er und 80er Jahren nötig. Der letzte Erweiterungsbau wurde 2011 fertiggestellt.
Dort befindet sich jetzt, neben einem neuen Magazin, das Deutsche Buch- und Schriftmuseum mit der – übrigens sehr empfehlenswerten und kostenfreien – Dauerausstellung „Zeichen – Bücher – Netze: Von der Keilschrift zum Binärcode“ und einer wechselnden Ausstellung sowie der Museumslesesaal. Zudem sind in Leipzig das Deutsche Musikarchiv (seit 2010), die Sammlung von Exilliteratur 1933-1945 und die Anne-Frank-Shoah-Bibliothek angesiedelt.
Zur Zeit der Teilung Deutschlands wurde in Frankfurt am Main die Deutsche Bibliothek gegründet. Mit der Wiedervereinigung wurden die Deutsche Bibliothek in Frankfurt und die Deutsche Bücherei in Leipzig zu einer Institution mit zwei Standorten. 2006 bekam diese Institution den Namen, unter dem wir sie heute kennen: Deutsche Nationalbibliothek.
All dies erzählte uns Frau Heimer während der Führung, die uns weiter durch den Hauptlesesaal führte, der allein 180 Arbeitsplätze bietet. Eine Etage höher befindet sich der Zeitschriften- und Multimedialesesaal von dem aus wir schließlich zu den alten Zettelkatalogen gelangten. Dort nahmen wir uns die Zeit und stöberten ein wenig ganz ohne Computer und Internet, was für uns heute fast unvorstellbar ist. Weiter ging es zu einer der vielen Stationen des mit dem letzten Neubau ebenfalls erneuerten Büchertransportbands.
Schließlich kamen wir in den Erweiterungsbau, dessen hochmodernes Magazin 136 km Regalmeter umfasst und für die nächsten zwanzig Jahre reichen soll. Bei den Regalen handelt es sich nicht um einfache Rollregale, diese bewegen sich nach Feierabend automatisch und bilden gleichmäßige Abstände, sodass die optimal temperierte Luft bestmöglich zirkulieren kann. Nach einem kurzen Überblick über die wechselnde Ausstellung des Buch- und Schriftmuseums („Die Welt in Leipzig. Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik – Bugra 1914“) endete für uns dieser spannende Rundgang.
Conny Rädel