von der AG Nachwuchsrechte

Das Volontariat ist für viele die Einstiegschance in die Buch- und Medienbranche. Aber ist Volontariat gleich Volontariat?

Worauf sollte man bei der Suche nach einer Volontariatsstelle achten? Welche rechtlichen Vorgaben gibt es eigentlich? Was macht ein gutes Volontariat aus? Und: Welche Hilfestellung kann das Gütesiegel für Volontariate dabei bieten?

Wir haben bei denen nachgefragt, die es wissen: Jan Schulze-Husmann, verantwortlich für den Fachbereich Medien, Kunst und Industrie bei ver.di und Albrecht Mangler und Julia Kreuz von bilandia/Open Publishing, dem Unternehmen, das 2018 mit dem allerersten Gütesiegel für Volontariate ausgezeichnet worden ist.

Das Gütesiegel für Volontariate hat die AG Nachwuchsrechte entwickelt, um zu bewerten, welche Unternehmen aus der Buch- und Medienbranche qualitative Volontariate anbieten.

Alle Informationen zum Gütesiegel gibt es hier.

Fragen an Jan Schulze-Husmann:

Auf welche Kriterien sollten Volontariats-Suchende im Ausschreibungsdschungel achten?

Meines Erachtens ist unbedingt auf folgende Punkte zu achten:

Wie lange ist denn die Ausbildungsdauer vorgesehen, das wäre der erste wichtige Punkt. Auch wäre es wichtig in Erfahrung zu bringen, ob der Sender/der Verlag eine überbetriebliche Ausbildung finanziert und welche Institutionen daran beteiligt sind. Viele Verlage/Sender erstellen einen Ausbildungsplan, der eine Ausbildung in verschiedenen Ressorts/Themenfeldern vorsieht. Dieser ist besonders wichtig, im Hinblick auf einen geregelten Ablauf des Volontariats. In der Regel sollte es im Verlag/dem Sender auch einen oder am besten mehrere Ausbildungsredakteure geben, die sich um die Volontäre kümmern. Die Möglichkeit des Austausches im Rahmen regelmäßig stattfindender Volontärstage ist ebenfalls ein wichtiges Kriterium, auf das man im Vorfeld der Suche nach einem Volontariat gucken sollte. Auch sollte man vor Beginn klären, ob es eine geregelte Vergütung bzw. Urlaubsanspruch gibt und eine Fortsetzung des Volontariats bei Unterbrechung durch beispielsweise Schwangerschaft oder Krankheit möglich ist. 

Welche Aspekte eines Volontariats sind rechtlich vorgegeben?

Auch für Volontariate gilt selbstverständlich das Berufsbildungsgesetz (BBiG). Dort wird beispielsweise im § 20 der Beginn und das Ende der Probezeit geregelt. Bereits seit 1990 gibt es Tarifverträge für Volontariate in Tageszeitungen und Zeitschriften. Damit wurden verbindliche Standards dafür geschaffen, was ein Volontariat in der Ausbildung bieten muss, sowohl in qualitativer als auch in quantitativer Hinsicht. Diese gelten bis heute in allen Verlagen, die Mitglied im Bundesverband der Deutschen Zeitungsverleger (BDZV) sind und der Tarifbindung unterliegen. Ob ein Verlag der Tarifbindung unterliegt, darüber kann man sich hier informieren.

Wird in einem Unternehmen kein Tarifvertrag angewandt, besteht die Möglichkeit, dass die Volontärsausbildung in einer Betriebsvereinbarung zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat geregelt wird. Die dort festgeschriebenen Ausbildungsziele müssen sich nicht von den Zielen in den Tarifverträgen unterscheiden. 

Fragen an Albrecht Mangler und Julia Kreuz (Volontärin):

Was macht ein Volontariat zu einem „guten“ Volontariat?

Julia: Ein „gutes“ Volontariat ist, meiner Meinung nach, ein Volontariat, in dem die Volontärinnen und Volontäre in ihrem Arbeitsbereich möglichst viel lernen, aber auch die Möglichkeit haben, sich in anderen Bereichen auszuprobieren. Dabei sollten sie nach und nach Verantwortung und eigene Projekte erhalten.

Albrecht: Für mich ist ein „gutes“ Volontariat eines, aus dem die Volontärin oder der Volontär viel lernt und das Gelernte dann auch in der konkreten Anwendungssituation abrufen und anwenden kann.

Was macht grade das Volontariat bei Bilandia zu einem herausragenden Volontariat?

Julia: Hervorheben möchte ich die offene Kommunikation im Team und die flachen Hierarchien im Unternehmen. Ich kann bei Fragen jede oder jeden ansprechen und habe das Gefühl, dass ich in Entscheidungen, die das Team betreffen, miteinbezogen werde und meine eigene Meinung ernstgenommen wird. Es finden in regelmäßigen Abständen Feedbackgespräche statt und ich werde von meinen Kolleginnen und Kollegen gut in neue Aufgaben eingearbeitet. Zudem bekomme ich als VolontärIn Verantwortung für eigene Projekte und betreue zusammen mit anderen VolontärInnen einen Facebook Account.

Albrecht: Bei uns gibt es eine große Offenheit sowohl persönlich als auch thematisch – das bringt neben der strukturierten Volo-Ausbildung innerhalb des Unternehmens und zwischen den Abteilungen auch einen großen Entfaltungsraum für die Volontärinnen und Volontäre. Sie können neugierig sein, lernen aber auch ihre Ideen einbringen.

Was bedeutet die Auszeichnung mit dem Gütesiegel für Volontariate für Unternehmen und VolontärInnen?

Julia: Ich denke das Gütesiegel ist insbesondere für diejenigen hilfreich, die sich auf Volontariate bewerben. Sie können daran ablesen, dass ehemalige Volontärinnen und Volontäre in dem jeweiligen Unternehmen zufrieden waren und sie zu fairen Konditionen eingestellt werden. Gleichzeitig hilft das Gütesiegel, dass Unternehmen ihre Volontariatsausbildung an aktuelle Standards anpassen.

Albrecht: Ich finde sie aus vielen Aspekten sehr wichtig. Ein Aspekt, den ich hier hervorheben möchte, ist, dass durch das Gütesiegel die Rahmenbedingungen der Volontariate vergleichbar werden. Das ist sowohl für Bewerberinnen und Bewerber aber auch aus Unternehmenssicht ein Vorteil.

War das Gütesiegel für die aktuellen VolontärInnen ein Grund, sich grade bei diesem Verlag zu bewerben?

Julia: Das Gütesiegel war nicht ausschlaggebend für meine Bewerbung. Dennoch hatte ich bei der Bewerbung ein besseres Gefühl, da ich durch das Gütesiegel von guten Konditionen ausgehen konnte.


Vielen Dank an unsere ExpertInnen für die spannenden und aufschlussreichen Antworten!

Bei Fragen zum Gütesiegel und zum Volontariat, meldet euch gerne bei der AG Nachwuchsrechte.

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