„Veganismus ist eine Einstellung, Lebensweise und Ernährungsweise, die eine Nutzung von Tieren und tierischen Produkten ablehnt“, so fasst Wikipedia kurz und prägnant das zusammen, was das Leben von rund 80.000 Menschen in Deutschland bestimmt. Gründe hierfür sind Tierrechte, Umweltschutz, Konsumkritik, Gesundheitsbewusstsein oder gar religiöse oder spirituelle Ansätze.
Wirft man einen Blick auf die Amazon-Bestsellerliste im Bereich der Kochbücher, findet man auf Platz 2 ein recht ungewöhnliches Kochbuch. Eines, das gegen den augenscheinlichen Mainstream geht, da es sich eigentlich an ein Nischenpublikum richtet: Veganer. „Vegan for Fit“ von Attila Hildmann hat schon im Vorfeld seines Erscheinens für hohe Wellen gesorgt, mehr als 10.000 Vorbestellungen gab es, so der Verlag im offiziellen Pressetext. Wirft man einen genaueren Blick auf die Verkaufsstatistik von „Vegan for Fit“, dann stellt man fest: Auf Amazon ist es gegenwärtig bei den meist verkauften Büchern – nicht Kochbüchern – auf Platz 33. Eine beachtliche Leistung, werden Veganer in der Gesellschaft doch oft noch belächelt oder kritisch beäugt. „Was kannst du denn dann noch essen?“ ist die vielleicht am häufigsten gestellte Frage. Gefolgt von einer Auflistung, was man doch alles nicht mehr essen könne, sobald man sich in die gefährlichen Hände des Veganismus begeben habe. Veganismus wird immer noch als eine Form der Einschränkung und Selbstkasteiung wahrgenommen, anstatt es als das zu sehen, was es ist: Eine Chance. 87 von 104 Rezensenten geben „Vegan for Fit“ 5 Sterne, auch die anderen Rezensionen sind nahezu durchweg positiv.
Diese Veränderungen im Kochbuch- und Ratgebergenre veranlassen dazu, die Augen auf der Frankfurter Buchmesse nach vegetarischer und veganer Präsenz offen zu halten.
Reuben Proctor vom sichtverlag gibt bereitwillig Auskunft über das Thema Veganismus, seine Eindrücke von der Frankfurter Buchmesse und seinem Buch „Veganissimo – Tierliche Inhaltsstoffe und Alternativen“, das er gemeinsam mit Verlagsinhaber Lars Thomsen auf den Markt gebracht hat. Bereits 1996 hatte es eine erste Version des Buches, damals noch in 96-seitiger Heftform, gegeben. „Veganissimo“ informiert umfassend und fundiert in 2500 Einträgen, die über fünf Jahre hinweg zusammengetragen worden sind, über tierliche Inhaltsstoffe in Lebensmitteln (unter anderem die sogenannten „E-Nummern“), Kosmetika, Waschmitteln und Textilien. Auch Informationen über die rechtliche Lage in Bezug auf Produktkennzeichnungen – was muss deklariert werden und was nicht? – werden dem Leser dargelegt. Das Aufzeigen veganer Alternativen zu tierischen Produkten macht „Veganissimo“ zu einer runden Sache und das 344 Seiten starke Werk zu einem absoluten Muss für Veganer und solche, die sich gerne mit dem Thema beschäftigen möchten oder darüber nachdenken, selbst ihre Ernährung umzustellen. „Eine praktische Hilfe im Dickicht der unübersichtlichen und oft unverständlichen Produktdeklaration“, so bewirbt der sichtverlag sein Buch und liegt damit genau richtig. Durch das praktische Format passt es perfekt in jede Tasche und ist ein unerlässlicher Begleiter für den veganen Alltag.
Reuben Proctor, der nicht nur Autor von „Veganissimo“ ist, sondern gemeinsam mit einer Kollegin, den Stand des sichtverlages auf der Frankfurter Buchmesse betreut und den Tisch, auf dem die beiden Bücher des Verlages, neben „Veganissimo“ „Veg up“ von Christian Vagedes, dem Gründer der Veganen Gesellschaft Deutschland e.V., ausgestellt werden, selbst gebaut hat. Proctor ist seit Weihnachten 1997 Vegetarier und lebt zudem seit zwölf Jahren vegan. „Es gab keinen Aha-Moment, sondern eher ein zunehmendes Bewusstsein“, erzählt Proctor. Damals, als das Internet gerade begann, eine immer größer werdende Rolle im Leben der Menschen zu spielen, informierte sich Proctor bereits in Internetforen und bestellte seine ersten veganen, also lederfreien, Schuhe im Online-Versand. „Es wird immer leichter, vegan zu leben, da das Angebot stetig wächst und der Übergang durch Alternativen leichter wird“, bestätigt Proctor die Vermutung, dass ein tierproduktfreies Leben immer leichter wird. „Auch das Angebot an vegetarischen und veganen Restaurants und Cafés wird immer größer. Auf der Buchmesse ist es allerdings ziemlich schwer, vegetarisches oder gar veganes Essen zu finden.“
Doch nicht nur der sichtverlag hat sich in den letzten Monaten dem Thema Veganismus angenommen, immer mehr Verlage bieten, neben den seit Jahren gut gehenden vegetarischen Kochbüchern, nun auch vegane Alternativen an, die sich gut verkaufen und den Eindruck, dass Veganismus immer weiter ins Bewusstsein der Bevölkerung vordringt, bestätigt. Vielleicht spiegelt sich diese Tatsache ja auch in ein paar Jahren im Essensangebot auf der Frankfurter Buchmesse wider.
Alexandra Pater