Von Stephan Brünig

Ich erinnere mich noch recht gut, wie die Städtegruppe entstanden ist. Sabine Melchert, die 2009 im Olms Verlag in Hildesheim arbeitete, hatte einige Verlage in Hildesheim, Hannover und Göttingen in ihren Verteiler für den ersten Verlagsstammtisch der JVM aufgenommen und angeschrieben, mit der Bitte an die Göttinger, Plätze in einem netten Lokal in der Stadt zu reservieren – es seien mehr, Anmeldungen als erwartet. Nach einigem Mailverkehr stand dann der Termin am 8. April 2009 abends im Mister Jones. Ich arbeitete damals in Freiburg im Breisgau, und genau an dem Tag hatte ich eine Bahnfahrt in den Ostseeurlaub gebucht. Göttingen lag also auf dem direkten Weg. Als ich das Lokal betrat, war ich schier überwältigt: Über 20 junge Verlagsmenschen waren aus Celle, Hildesheim, Hannover und Göttingen da. Teils hatten sie Fahrgemeinschaften mit Autos gebildet. Die Bedienung baute immer neue Tische und Stühle an. Es gab ein Abendbuffet für 12 € – all you can eat. Ein Abend, der mich ein bisschen an ein Klassentreffen aus früheren Zeiten erinnerte.

Dann war über ein halbes Jahr Ruhe, nichts tat sich mehr. Im Oktober schließlich meldete sich Sabine wieder, lud zum Werkstattgespräch mit einer Setzerin aus Hamburg ein. Die Resonanz war allerdings zu gering, im November musste sie den Termin canceln und gleichzeitig bekannt geben, dass sie ihren Arbeitgeber wechsle und nach Leipzig ziehe. Auch ich hatte mittlerweile den Verlag wechseln müssen und befand mich gerade in der Probezeit im Heise Verlag in Hannover. „Irgendwie will der Stein noch nicht so richtig ins Rollen kommen …“, so begann ich meine Antwort an den HiHaGö-Verteiler und schlug einen alternativen Stammtisch-Termin im Dezember in Hannover ohne Veranstaltung vor – und es reisten sechs Personen aus Göttingen und Bad Gandersheim an. Bereits einen Tag später fand ich eine Mail von Carolin Klemenz von der Mitgliederverwaltung des Vereins in meinem Posteingang: „… bist du jetzt für h-h-gö zuständig? Jedenfalls hätte ich einen neuen Kontakt …“ Aus einem Kontakt wurden dann zusehends mehrere neue. Der Name HiHaGö wurde Programm und ich anscheinend Städtegruppenleiter. Es war ein arbeitsintensiver Anfang, lückenhafte Excel-Listen mit Namen ohne Kontakt, Mailadressen ohne Namen und anonyme Telefonnummern waren die Basis. Was war ich froh, als Alice Velivassis aus dem Hogrefe Verlag in Göttingen mir sagte, sie würde gerne in die Städtegruppenleitung mit einsteigen. So konnten wir jeder in unseren Städten Stammtische organisieren. Anfangs jeden Monat, dann sind wir jedoch in einen zweimonatigen Rhythmus gewechselt, da die Anfahrtswege zwischen dem Zirkel Hildesheim, Hannover und Göttingen lang, zeitintensiv und teuer waren.

Im März 2011 schließlich trauten wir uns und organisierten eine erste große Veranstaltung: Einen Druckereibesuch bei der Verlagsgesellschaft Madsack in Hannover. Es folgte ein Besuch im Literarischen Zentrum in Göttingen. Fortan wurden wir routinierter, und im Laufe der folgenden Jahre wagten wir immer mehr. Grossisten, Papierfabrik, Stadtradio, NDR Fernsehen, Buchbinder, Briefverteilzentrum, Deutsches Theater bis hin zum ersten Ausflug in einem extra für unsere Gruppe gecharterten Reisebus im August 2017 zum ersten Amazon-Zentrum in Bad Hersfeld.

Mittlerweile ist die Städtegruppe HiHaGö den Kinderschuhen entschlüpft und heißt jetzt Niedersachsen. So decken wir auch andere Regionen und Städte ab und erweitern das Einzugsgebiet. Es ist schön zu sehen und miterleben zu dürfen, wie sich die Städtegruppe in zehn Jahren weiterentwickelt hat. Gerade in Niedersachsen herrscht eine hohe Fluktuation bei den Teilnehmern, nach Ausbildung, Volontariat und Studium verlassen viele wieder das Bundesland. Dafür rücken neue interessierte JVM nach und füttern die Gruppe mit neuen Ideen und frischem Wind!

Stephan Brünig, seit 2009 in der Städtegruppenleitung Niedersachsen, arbeitet in der Redaktionsorganisation vom Magazin Technology Review bei Heise Medien in Hannover.