© Luka Schuchard

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Die neue Welt des Erzählens: multimedial, transmedial oder crossmedial? (Halle 4.0, D 106, 15.30-16.00)

Man kann mit jedem Medium Geschichten erzählen, auch in wenigen Zeichen bei Twitter, behauptet Maurice van Brast. Darum hat der Absolvent der Bauhaus-Universität in Weimar im Januar 2012 xtv.lab (xperimental/televise/laboratory) gegründet, um Geschichten in den sich verändernden Medien zu erzählen. Seine Agentur entwirft im Auftrag transmediale Welten, arbeitet aber auch an eigenen Projekten. In seinem Vortrag am Mittwoch erklärte er, wie sich transmediale Geschichten über mehrere Medien hinweg entfalten und wie jedes Medium einen Aspekt zur Geschichte hinzufügt. Auf diese Weise können die Inhalte verbreitet werden, auch an Konsumenten, die für ein Medium zunächst unempfänglich waren. Beispielsweise bevorzugt ein Konsument Filme, wird aber durch die Geschichte dazu angeregt, ein Computerspiel zu spielen oder die Aktivitäten einer Figur bei Twitter zu verfolgen.

Maurice van Brast prognostiziert, dass Inhalte noch wichtiger werden und es zuneh-mend vor allem eine Rolle spielen wird, wie diese vermittelt werden und wer die In-formationsflut kuratiert. Maßgeblich erscheint ihm dabei, zu überlegen, welche Medien für einen bestimmten Zweck überhaupt sinnvoll verwendet werden können. Die Konzepte müssen maßgeschneidert sein und das Publikum in den Mittelpunkt stel-len. Zwei Herausforderungen, die sich aus transmedialen Erzählformen ergeben, sind Finanzierung und Ethik. Maurice van Brast geht davon aus, dass „branded content“ zunehmen wird („Diese Serie wird Ihnen von der Allianz präsentiert“). Wenn Unternehmen content finanzieren und Konsumenten ¬- z. B. durch eigene Youtube-Channels – selbst zu Produzenten werden, müssen diese sich mit ihrer Verantwortung, welche Inhalte wie verbreitet werden, auseinandersetzen.

Gründe fürs Gründen und Anforderungen an den Nachwuchs

Nach seinem Vortrag beantwortete mir der Start-Up-Gründer noch einige Fragen. Er selbst kam durch eine Juniorprofessur „Experimentelle Television“ an der Bauhaus-Universität Weimar auf die Idee, als Agentur professionell transmediale Konzepte zu entwerfen. Beispielsweise werden gemeinsam mit den Schöpfern der „Ugly Fruits“-Kampagne filmische Episoden („Ugly Fruits – The Series“) entstehen.

Auf die Frage, ob sich der Nachwuchs nicht lieber an Start-Ups als an traditionelle Verlage wenden sollte, antwortete van Brast, dass Menschen mit Visionen diese häu-fig lieber selbst umsetzen und darum zu Gründern werden. Als Problem der Kreativ-branche sieht er, dass die gestaltenden Positionen (z. B. Art Director) selten und meistens besetzt sind und die übrigen Positionen oft zu wenig Freiraum bieten. „Talent und Handwerk“, sollte der Nachwuchs in der Medien- und Kreativbranche mit-bringen. Außerdem nannte er Spaß und Freude an der Arbeit, „die einen wach hält, damit man sich weiterentwickelt.“ Man sollte offen sein, kritikfähig und Synergien mit anderen suchen: „Der kleine Fisch ist stärker im Schwarm.“

Luka Schuchard