„Verlage der Zukunft“ lud auch auf dieser Messe wieder zum Speedmeeting ein. Elf Nachwuchskräfte bekamen die Chance, sich verschiedenen Verlagen vorzustellen, eventuell einen Job zu ergattern oder zumindest viele neue Eindrücke und Erfahrungen zu sammeln. Unsere Messereporterin war dabei und hat ihre ersten Eindrücke in einem Blitzlicht niedergeschrieben:
Reichen acht Minuten aus, um einen Menschen beurteilen zu können? Sitzt die Frisur? Darf ich zugeben, noch keine einzige Zeile vom frisch gekürten Nobelpreisträger gelesen zu haben? Zehn mehr oder weniger nervöse Studentinnen und Absolventinnen treten von einem Fuß auf den anderen, zehn Tische sind bereits mit Getränken bestückt, die Vertreter der Verlage nehmen Platz– und dann fällt der Startschuss: auf ins Speedmeeting!
„Erzählen Sie doch bitte kurz etwas über sich selbst!“ (Mein Gegenüber sucht derweil in einem ungeordneten Stapel Papier nach meinem Lebenslauf, ein Ritual, das sich an fast allen Tischen wiederholen wird.) Auf diese Aufgabe bin ich natürlich vorbereitet. Doch vor kritischem Publikum klingen die Sätze dann doch ganz anders als zu Hause vor dem Spiegel. Aber spätestens bei der ersten Nachfrage heißt es sowieso improvisieren, argumentieren, Worte für die eigenen Gedanken finden. Aber kaum ist das Gespräch in Gang gekommen: Tischwechsel!
„Welche Fragen darf ich Ihnen denn beantworten?“ erkundigt sich mein nächstes Gegenüber höflich und überrascht mich damit völlig. So hat keins meiner bisherigen Bewerbungsgespräche begonnen. Erst nach einigen Sekunden fallen mir meine Fragen wieder ein. Tischwechsel!
Selfpublishing. Wir erkennen schnell auf beiden Seiten, dass wir nicht für einander gemacht sind – schließlich will ich inhaltlich am Programm eines Verlags mitarbeiten!
Tischwechsel, noch einmal Selfpublishing – so langsam kommen mir Zweifel, ob ich hier am richtigen Ort bin. Tischwechsel.
Es folgen die Mitarbeiter eines Großkonzerns – unter anderem daran zu erkennen, dass die Berufsbezeichnungen der Gesprächspartner auf den Namensschildern nun auf Englisch vermerkt sind. Zum ersten Mal entspinnt sich ein klassisches Bewerbungsgespräch: Stärken, Motivation, Visionen? Und die Aufforderung, meine Unterlagen zuzusenden. Ja gerne! Tischwechsel.
Hier bekomme ich den eindringlichen Rat, mich nicht aus Ungeduld auf alle nur greifbaren Stellen zu bewerben, sondern meinen Leidenschaften treu zu bleiben und auf den passenden Job zu warten. Denn: Wenn man erst einmal in einen bestimmten Branchenzweig gestartet ist, kommt man da schwer wieder raus. Eine ganz neue Perspektive für mich, deren häufigste Wendung im Moment „Fuß in die Tür bekommen“ lautet!
Irgendwann hat der Marathon ein Ende, meine Unterlagen werden sich auf verschiedene verschlungene Wege machen und ich werde viel über diesen Ratschlag nachdenken, von dem ich noch nicht weiß, ob er die Jobsuche schwieriger oder einfacher macht.
Joanna Bars