Unter dem Motto „die fünfte Gewalt“ diskutierten heute (Mittwoch 12-13 Uhr) drei Branchenexperten auf der Frankfurter Buchmesse die Frage, welchen Einfluss die sozialen Netzwerke auf den neuen Journalismus haben. Veranstaltet wurde die Diskussion von der Süddeutschen Zeitung, deren Chefredakteur Heribert Prantl die Moderation übernahm. Als Experten waren Medienwissenschaftler Dr. Leif Kram von der Universität Bremen und Blogger Alexander Becker, Cherfredakteur des Meedia-blogs geladen.
Zunächst wurden die Vor- und Nachteile der zusätzlichen Informationsplattformen besprochen. „Soziale Netzwerke sind neutrale Plattformen und bieten die Möglichkeit einer neuen und schnellen Kommunikation zwischen Leser und Autor.“, brachte Becker ein. Doch das hat nicht nur Vorteile, wie Kram anmerkte. Die Differenzierung zwischen Blogger, Journalist und Netzwerker werde immer schwieriger. Die Gefahr, dass durch soziale Netzwerke bald jeder Journalist werden kann sei groß. So kommt es vor, dass der Wissenschaftler sich nicht mehr an einen ausgebildeten Journalisten wendet, sondern seine Arbeit selbst veröffentlicht. Dadurch entsteht eine Art Mischform von Journalisten, was den Druck auf die Reporter erhöht. Durch die hohe Informationsflut in sozialen Netzwerken wird Journalismus, in seinem eigentlichen Sinne von jüngeren Nutzern nicht mehr als solcher erkannt.
Konsequenzen hat das vor allem für den Journalisten an sich. Während er sich vorher noch auf ein Medium festlegen konnte, muss er nun als Allrounder agieren, der sowohl auf der Online-Plattform, wie auch im Printbereich präsent ist. Die Leserschaft ist jedoch kritischer als je zuvor. Seine Artikel werden nicht mehr nur in Leserbriefen kritisiert, sondern unmittelbar nach Erscheinung in einer großen Community diskutiert. „Durch diese unmittelbare Kommunikation besteht die Möglichkeit einer gegenseitigen Befruchtung von Leser und Autor eines Textes.“ So Becker. Um dies zu ermöglichen ist jedoch eine ständige Präsenz des Journalisten auf allen Kanälen gefragt. Und der Druck kommt nicht mehr nur aus der Leserschaft. Auch die Erwartungen der Chefredakteure an die jungen Journalisten sind groß. Bei Veranstaltungen sollen sie nun nicht mehr nur schriftlich berichten, sondern gleichzeitig ein Video drehen, twittern und auf Facebook bloggen. „Um diesen Anforderungen gerecht zu werden ist eine neue Ordnung innerhalb der Redaktion von Nöten.“ forderte Kram, woraufhin Becker ihm mit seinem Glas Wasser zuprostete. Prantl fungierte während des Gesprächs hauptsächlich als Moderator und fasste nach einer dreiviertel Stunde noch einmalzusammen: „Journalismus muss also transparenter werden um die Beziehung zwischen Journalist und Leser zu vertiefen, sodass daraus die Möglichkeit einer gegenseitigen Ergänzung entsteht.“ Die sozialen Medien spielen hierbei eine große Rolle und können den Prozess beschleunigen, da waren sich alle Experten einig.
Von Franca Pörsch