© Marcella Melien

© Marcella Melien

„Die Verlagsbranche klagt über einen Mangel an Nachwuchskräften. Die Bewerber sehen sich mit zu hohen Anforderungen und vagen Stellenangeboten konfrontiert“, heißt es in der Veranstaltungsankündigung zur Diskussion am Stand Studium Rund ums Buch. Der Nachwuchs ist auf dem Podium vertreten durch Norsin Tancik von Buchkarriere und Sandra Wegner, Schriftführerin unseres Vereins. Für die Verlage antwortet Cristina Bartz vom S. Fischer Verlag.

Norsin Tancik hat das Portal Buchkarriere.de gegründet, um für mehr Transparenz und Kommunikation zwischen Nachwuchs und Arbeitgebern zu sorgen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Bewertungsfunktion, die aber mehr dazu dienen soll, gute Arbeitgeber zu belohnen, als schlechte öffentlich anzuprangern: Wie können Verlage besser werden, um besseres Personal zu bekommen? In den Diskussionen um unbezahlte Praktika oder Volontariate, von deren Vergütung man nicht leben kann, vermisst sie vor allem eine richtige Empörung.

Was die Arbeitsbedingungen angeht, kann Cristina Bartz nur für ihr eigenes Unternehmen sprechen. Dort werde nicht nur Wert darauf gelegt, dass Auszubildende und Volontäre das Haus mit positiven Erinnerungen und Lerneffekten verlassen, sondern auch auf angemessene Bezahlungen und Leistungen wie das 13. Gehalt und ein Jobticket. Einen Mangel an Fachkräften sieht Cristina Bartz weniger in Herstellung, Marketing und Vertrieb, dafür aber im Lektorat. Das klingt verwunderlich angesichts der hohen Zahl an Universitätsabsolventen, die diese Richtung anstreben – allerdings sei es manchmal schwer, hier die passende Person zu finden. Als Personalleiterin von S. Fischer erhält sie etwa 200 Bewerbungen im Monat, denn allein der Name des Verlags zieht viele Interessenten an. Allerdings sei sie oft erschrocken, wie schlecht vorbereitet auch sehr gute Bewerber in ein Vorstellungsgespräch gingen, ohne die einfachsten Recherchen über das Programm im Internet oder der Buchhandlung. Gerade bei einem großen Verlagshaus sollte man sich mit dem Genre auseinandersetzen, denn „S. Fischer ist nicht gleich S. Fischer“. „Man muss die Bücher nicht zuhause im Regal stehen haben“, sagt Bartz, „aber wer sich gut damit beschäftigt hat und dann denkt, das wäre etwas für mich, ist willkommen.“ Übrigens befürwortet und fördert sie auch die Teilnahme ihrer jungen Mitarbeiter an Plattformen und Nachwuchsverbänden.

„Wie überzeugt man qualifizierte Mitarbeiter?“ lautete eine weitere Frage. Für Sandra Wegner sind vor allem spannende Aufgaben wichtig, bei denen sie Verantwortung übernehmen, den Wandel mitgestalten und Neues schaffen kann. Die diskutierten Fragen betreffen natürlich auch die Arbeit der Jungen Verlagsmenschen. Bisher wurden sie vor allem beim Netzwerken in Städtegruppen besprochen. Der neue Vorstand diskutiert aber gerade darüber, wie das Thema darüber hinaus aufgegriffen werden kann.
Marcella Melien