Die Ergebnisse der zweiten Nachwuchsumfrage des Junge Verlagsmenschen e.V. zeigen spürbare Auswirkungen des neuen Mindestlohngesetzes auf die Einstiegsbedingungen der Buchbranche. Während das durchschnittliche Volontariatsgehalt bis knapp unter den Mindestlohn angestiegen ist, haben es Bewerber neuerdings deutlich schwerer ein Praktikum zu ergattern, sofern sie im Studium kein Pflichtpraktikum absolvieren müssen. Bei den Gehältern der Berufseinsteiger ist indes noch Luft nach oben.

Wer kein Pflichtpraktikum absolvieren muss, hat es schwerer.

Verlage stellen mittlerweile bevorzugt Pflichtpraktikanten ein, für die kein Mindestlohn gezahlt werden muss. Derzeit verdienen Praktikanten in der Buchbranche im Durchschnitt 287 Euro, 38 % der Praktika sind unbezahlt. Bei einer durchschnittlichen Miete von 305 Euro im Monat mussten 93 % der Praktikanten auf zusätzliche finanzielle Quellen zurückgreifen. „Einige können sich ein Praktikum in unserer Branche schlichtweg nicht leisten“, kommentiert Cigdem Aker aus dem Vereinsvorstand das Ergebnis. Trotzdem würden 78 % der befragten Praktikanten das Unternehmen weiterempfehlen und fühlen sich dort gut eingebunden. Im Durchschnitt bewerten die Teilnehmer ihr Praktikum mit der Schulnote 2,4.

Volontariatsgehälter steigen, bleiben aber knapp unter Mindestlohn.

Im Vergleich zur letzten Umfrage von Januar 2015 ist das durchschnittliche Bruttogehalt von Volontären von 1.117 auf 1.327 Euro angestiegen. Bei 40 % der Befragten erhöhte sich die Vergütung im Laufe des Volontariats – 28 % nannten als Grund konkret die Einführung des Mindestlohns. 70 % gaben an zusätzlich auf finanzielle Hilfe von Verwandten, Partnern oder dem Staat angewiesen zu sein – oder trotz Vollzeit-Volontariat einen Nebenjob zu haben. 56 % der Volontäre hatte einen Betreuer, nur 24 % einen Ausbildungsplan und 32 % erhielten Einblick in andere Abteilungen. 91 % der Volontäre ersetzen laut Selbsteinschätzung eine reguläre Fachkraft. In diesen Fällen steht ihnen laut Gesetz nicht nur der Mindestlohn, sondern dieselbe Vergütung wie ihren festangestellten Kollegen zu.

Niedrige Tarifbindung drückt Gehälter von Young Professionals.

Erstmals standen auch die Young Professionals im Fokus der Umfrage. 93 % der Befragten haben einen Anstellungsvertrag, 74 % davon arbeiten in Vollzeit, 64 % sind unbefristet beschäftigt. Das Durchschnittsbruttogehalt liegt bei rund 2.622 Euro. 58 % profitieren zusätzlich von Urlaubs- oder Weihnachtsgeld. Nur 35 % der Befragten werden nach einem Tarifvertrag bezahlt. „Auch bei den Young Professionals ist beim Gehalt auf jeden Fall noch Luft nach oben. Eine mögliche Ursache sehe ich in der niedrigen Tarifbindung innerhalb der Buchbranche. Unsere im letzten Jahr entstandene Kooperation mit ver.di ist daher ein erster Schritt, um die Situation des Branchennachwuchses in Zukunft zu verbessern“, meint Cigdem Aker.

Datenbasis

Vom 15.12.2016 bis 31.01.2017 beteiligten sich 798 Personen aus der Buchbranche an der zweiten Nachwuchsumfrage des Vereins. Davon waren 176 Praktikanten, 247 Volontäre und 440 Young Professionals. 89 % der Befragten waren weiblich. Die ausführlichen Ergebnisse der Umfrage können hier heruntergeladen werden.