Beim Nachwuchslunch treffen sich Nachwuchskräfte aus Buchhandel und Verlag, um sich auszutauschen, sich zu vernetzen, die Sprecherinnen des Nachwuchsparlaments endlich einmal persönlich kennenzulernen – und nicht zuletzt, um sich bei einem Teller Suppe vom Trubel des Messetags zu erholen.
Zwölf Uhr mittags, im Azubistro wird es voll. Die von der Buchmesse spendierte Kartoffelsuppe steht bereit, Sekt und Orangensaft sind schon eingeschenkt. Rund 40 Nachwuchskräfte der Buchbranche lassen sich auf den weißen Sitzhockern oder direkt auf dem roten Teppich nieder und strecken nach den ersten zurückgelegten Kilometern durch die Messehallen erleichtert die Füße von sich. Die Vertreterinnen des Börsenvereins eröffnen das Buffet und in Kleingrüppchen entspinnen sich inmitten des Messetrubels die ersten Gespräche.
Zwei junge Buchhänderinnen, seit gerade einmal vier Wochen in der Ausbildung, sind mit ihrer Berufsschulklasse angereist. Begeistert berichten sie von ihrem neuen Privileg: Wenn sie sich als Buchhandelsazubis an den Ständen der Verlage vorstellen, bekommen sie Leseexemplare geschenkt: „Bei Suhrkamp haben sie sich sogar richtig Mühe gegeben und mich toll beraten“. Einen Fehler wollen sie allerdings im nächsten Jahr nicht mehr machen: ohne einen genauen Tagesplan auf die Buchmesse gehen. Ihre neue Berufstätigkeit bezeichnen die beiden als aussterbenden Beruf, lassen sich davon aber weder die Laune noch den Appetit verderben.
Gleich daneben denkt eine Studentin auch darüber nach, sich um einen Ausbildungsplatz zu bewerben. Damit will sie aus der Not eine Tugend machen, denn auf ihre Bewerbungen als Volontärin hat sie bisher nur Absagen bekommen. Nächstes Projekt außerdem: Endlich einen E-Book-Reader testen, um bei diesem wichtigen Thema mitreden zu können.
Einen Tisch weiter dreht sich die Debatte auch um die Stellensuche. Darf man einfach an den Stand eines Verlags gehen und sich selbst als potenzielle Nachwuchskraft ins Spiel bringen? Oder wirkt das unprofessionell? Ratlose Gesichter bei den Sitznachbarinnen – und letztendlich der gemeinsame Beschluss: Ausprobieren kostet nichts!
Nachdem die Suppenteller in den großen blauen Müllsack gewandert und die Sektgläser zum Recycling wieder abgegeben worden sind, leert sich das Azubistro nach und nach. Der Branchennachwuchs schwärmt wieder aus, um Stände zu begutachten, Bücher mit nach Hause zu nehmen und mit viel Glück auch den nächsten kleinen Schritt Richtung Traumjob zu machen.
Joanna Bars