Über Aufbau und Bedeutung des Börsenvereins könnte spielend ein 24-stündiger Monolog gehalten werden, eröffnet Alexander Skipis die Runde, als er an diesem Donnerstag zusammen mit dem Börsenblattchefredakteur Dr. Torsten Casimir freundlicherweise seine Zeit den Jungen Verlagsmenschen zur Verfügung stellt.
Aber viel lieber möchte er einen Dialog, der auf beiden Seiten zu Erkenntnis und möglicherweise Inspiration führt. Denn darum geht es dem Chef desjenigen Verbandes, der die Buchbranche repräsentiert, zusammenhält und fördert: Den Blick in die Zukunft, den Sprung auf den Zug, den man nicht abfahren lassen darf. Kreativer Input ist gefragt, von allen Seiten- vor allen Dingen von der Generation, die mit sozialen Netzen aufgewachsen ist, denen Social Media so vertraut ist wie Zähneputzen.
Es gilt eine fast leergemolkene Cashcow mit neuen Geschäftsmodellen zu füttern: Stichwort libreka, das Potential für hitzige Debatten birgt. Warum sträuben sich die Verlage auf dieser so wichtigen Plattform zu publizieren? Ist es Angst vor unkontrollierter Verbreitung? Oder der Unwille sich mit dem „Teufelszeug eBook“ auseinanderzusetzen? Gefährlich finden beide diese Tendenz, seine Antipathie durch Ignoranz zu zelebrieren. Dem ersten großen „kulturellen Switch“ seit Gutenberg, wie Skipis die Digitalisierung bezeichnet, darf kein sensationeller Sinkflug des ganzen Mikrokosmos Buch folgen, sondern man muss sich der Herausforderung stellen.
Die jungen Verlagsmenschen möchten eine solche jedenfalls annehmen und haben ihre Ideen und Anregungen eingebracht: Eine hat in einem Selbstversuch ein ganzes Jahr ihre literarische Versorgung ausschließlich über den kleinen Buchhändler von nebenan getätigt- ein Kampf gegen die Stolpersteine der logistischen Unzulänglichkeiten. Neue Methoden? Wie wär’s mit einem Ausbau der Webshops, in denen Buchhändler den Spaziergang durch ihre Regale digitalisieren?
Die „Krake“ Amazon darf nicht zur Monokultur mutieren, und hat unter den acht Extremitäten mindestens eine, die beim wirtschaftlichen Armdrücken unterlegen sein könnte- wenn man es innovativ anpackt.
Für solche Erkenntnisse gab’s dann am Ende auch Wein und Schokolade für die beiden. Und die Jungen Verlagsmenschen sind mit dem druckfrischen Börsenblatt glücklich ins Café Metropol weitergezogen. In diese Sinne- Dankeschön!
Giulia Egbring