Für die Jungen Verlagsmenschen war ich am 10. und 11. Mai 2016 auf dem Kongress der Deutschen Fachpresse 2016 im Berliner Ellington Hotel unterwegs. An zwei Tagen bot der Kongress Einblicke in die Entwicklungen der Branche und prämierte ausgezeichnete Leistungen der Fachpresse aus dem letzten Jahr. Unter dem Titel „Fachmedien 4.0 – kommunizieren, informieren, vernetzen“ wurden Vorträge gehalten und Diskussionen angeleitet sowie Workshops und zahlreiche Möglichkeiten zum Austausch gegeben.
Die Fachpresse blickt in die Zukunft…
…das war deutlich. Den etwa 550 Teilnehmer und Teilnehmerinnen präsentierte man ein vielfältiges Programm mit Themen wie „Soziale Netzwerke als Plattform für Verlage und warum Xing Nachrichten macht“ oder „Transformation 2.0 – Wie Wolters Kluwer sich auf eine ‚Data-Driven World‘ einstellt“. Dabei zeigte sich nicht nur, dass die Branche vor allem die digitalen Entwicklungen in der Fachpresse interessiert und dass dies ein hochaktuelles Thema ist, sondern auch, dass die meisten der Vorträge praxisnah und durch Beispiele aus dem alltäglichen Arbeitsleben angereichert waren.
Durchaus stolz wurde am ersten Kongresstag außerdem die neue Studie der Deutschen Fachpresse präsentiert, die von der Schickler Unternehmensberatung durchgeführt wurde. Darin zeigte sich u.a., dass „Der B2B-Medien und Informationsmarkt in Deutschland 2016“ ein derzeitiges Umsatzvolumen von etwa 28,3 Milliarden Euro hat, Tendenz steigend. Ausführliche Informationen und Ergebnisse gibt es hier zum Nachlesen: www.deutsche-fachpresse.de/markt-studien/b2b-medien-und-informationsmarkt-in-deutschland/.
Am zweiten Kongresstag wurde der Schwerpunkt weiter auf die Praxis gelegt. In zahlreichen Workshops mit Oberthemen wie Digital Business, Marketing & Sales oder Gamification verteilten sich die Teilnehmenden am Nachmittag auf und lauschten den verschiedenen Themen. Für die JVM besuchte ich beispielsweise den Scrum-Workshop mit u.a. VOTUM-Chef Alexander Janthur, Volker Zanetti von kindai:projects und Matthias Bauer von Vogel Business Media. Der einführende Teil wurde hier ergänzt durch Beispiele und Erfahrungsberichte der Geschäftsführenden der Start-ups Kontextlab und piqd, die spannende Einblicke in die Entwicklung ihrer Unternehmen gaben. Anschließend trugen die Teilnehmenden eigene Ideen für mögliche neue Projekte zusammen und stimmten ab, an welcher die Entwicklung eines Geschäftsplans gezeigt werden sollte. Auch wenn dafür am Ende nur noch wenige Minuten blieben, fand die locker moderierte Veranstaltung beim Publikum viel Anklang.
Die Awards der Deutschen Fachpresse
Ein Highlight des Kongresses war am Dienstagabend die Vergabe der Awards der Deutschen Fachpresse. In Kooperation mit der Karl Theodor Vogel Stiftung werden seit 2005 die besten Artikel, Ideen und Magazine der Branche gekürt. Den ersten Platz als bester Fachjournalist belegte Martin Schwarz für seinen Beitrag „Der Kodak-Moment“, der im 4c Magazin für Druck, Design und digitale Medienproduktion (Industriemagazin Verlag) erschien. Auf Platz zwei und drei folgten Jelena Juric mit dem Kommentar „Mein Laden“ in der Zeitschrift Textilwirtschaft (dfv Mediengruppe) und Melanie Swiatloch mit dem Beitrag „Gefahr aus der Pillendose“ in Hightech & Innovation (Hüthig Verlag).
In neun weiteren Kategorien wurden anschließend weitere Preise vergeben. Zu den GewinnerInnen zählten dabei u.a. I care Wissen to go (Georg Thieme Verlag KG) für die beste App, DETAIL.de (Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co. KG) für die beste Website oder Arbeitsrecht im Betrieb (Bund-Verlag GmbH) für die beste Fachzeitschrift bis 2,5 Mio. Umsatz.
Mein Fazit: Digitaler Wandel und Damenmangel
Am fesselndsten waren für mich auf jeden Fall die Auftakt-Keynote von Bernd Kolb (ehemaliger Vorstand der Deutschen Telekom) und der Vortrag von Gerrit Klein (Ebner Verlag) mit dem Titel „Wenn Delfine fliegen. Oder: Wie Verlage wieder wachsen können“. Beide waren nicht nur motivierte Redner, die das Publikum begeistern konnten, sondern zeigten auch wie das Thema der Digitalen Transformation Einzug in den Bereich der Fachpresse haben kann.
Obwohl der Großteil der Vorträge wirklich überzeugend und spannend war, fiel doch (nicht nur mir) auf, dass bei der Wahl der Speaker, die Männer ganz klar in der Überzahl waren. Julia Köberlein stellte als einzige Frau am ersten Tag ihr Hintergrundmagazin Kontextlab vor und überzeugte mich auf ganzer Linie. Isabell Welpe, die für den zweiten Kongresstag als Abschlussrednerin eingeplant war, musste leider wegen Krankheit einen (männlichen) Vertreter schicken. Dem inhaltlichen hat die männerdominierte Speakerwahl zwar keinen Abbruch getan, doch für die zukünftige Organisation lässt sich bei der Planung sicherlich noch ein bisschen mehr auf die Vielfalt achten.
Positiv kann ich außerdem hervorheben, dass die Teilnehmenden in den Pausen, in denen Getränke und Snacks en masse zur Verfügung standen, sehr kommunikationsfreudig waren, was ich auf anderen Veranstaltungen dieser Art auch schon anders erlebt habe. Für meinen ersten tieferen Einblick in die Branche der Fachpresse war das wirklich klasse. Abschließend kann ich also sagen: Der Kongress der Deutschen Fachpresse 2016 war für mich und nach meinem Eindruck auch für die VertreterInnen der Fachpresse ein voller Erfolg.
Lina-Joana Scherpe