Verlagsangestellter*r oder Externe*r – wer kann zuerst das Du-Wort anbieten? Was macht man mit der Stoffserviette am Schoß, wenn man sich vom Tisch entschuldigt? Am Ende des Abends „Knigge heute – richtige Umgangsformen im Beruf und im Privatleben“ am 22.6.2017, einer Kooperation zwischen den Jungen Verlagsmenschen und den BücherFrauen Stuttgart, wussten die Teilnehmer*innen mehr. Trotz drückender Hitze waren knapp 20 interessierte Zuhörer*innen zum Vortrag mit praktischen Übungen mit Silke Schneider-Flaig gekommen.

(c) Heidi Wendelstein

Gräfin Marlies von Musterfrau, Eleonore Edelweiss, Dipl.-Ing., oder Prof. Maximilian Leiermeier – mit diesen Kärtchen um den Hals wurde in Gruppen diskutiert, in welcher Reihenfolge man diese Personen vorstellt. Für manche überraschend: Das Alter hat bei dieser Frage keine Relevanz und akademische Titel (Prof. – Dr. – Dipl.-Ing, ohne dass man Letzteren beim mündlichen Vorstellen dazusagt) wiegen schwerer als ein Adelstitel. Die Einführungsveranstaltung in grundlegende Benimmregeln zeigte, dass gutes Benehmen eigentlich auf Selbstverständlichkeiten des höflichen und respektvollen Umgangs miteinander beruht. So ist das Handy am Tisch ein No-Go, wenn man es doch benutzt, entschuldigt man dies vorab, und beim Visitenkartenaustauschen wirft man einen Blick sowohl auf die Karte als auch ins Gesicht des Gegenübers.

Das ist durchaus im Sinne des Vaters des guten Benehmens Freiherr Adolph Knigge. Das 1788 erschienene „Über den Umgang mit Menschen“ des Aufklärers und Freimaurers sollte gerade kein Regelwerk für richtiges Benehmen sein, sondern Menschen unterschiedlicher Herkunft zu einem freien, gleichberechtigen und friedfertigen Umgang ermächtigen.

(c) Heidi Wendelstein

Übrigens: Der oder die Verlagsmitarbeiter*in  als Auftraggeber*in kann einem externen Mitarbeiter oder einer externen Mitarbeiterin das Du-Wort zuerst anbieten. Und die Stoffserviette legt man beim Verlassen des Tisches auf den Stuhl, erst am Ende des Mahls wird sie gefaltet links neben den Teller gelegt. Manches sind halt doch einfach Regeln, deren (Un-)Kenntnis soziale Hierarchien erst deutlich werden lässt.

 

Bericht der JVM Stuttgart