„Was kann denn mein kleiner Grashalm bewirken?“
New Work als Graswurzelbewegung von unten – geht das? heißt der Workshop, den Hermann Eckel beim Weiterbildungstag am 21.11.2020 geben wird.
Wer bist du? Wie sieht dein Werdegang aus? Was machst du?
Hermann, 51, verheiratet, Vater von 2 Kindern, seit gut 20 Jahren in der Branche tätig, nach diversen Vertriebs- und Geschäftsführerstationen bei Buch- und Musikverlagen (u.a. bei Oxford University Press) nun seit drei Jahren Geschäftsleiter bei tolino media
Wie würdest du Freunden „New Work“ in 1-2 Sätzen beschreiben?
„New Work“ ist für mich erreicht, wenn Menschen wirklich vertrauens- und respektvoll miteinander arbeiten und dabei authentisch sein dürfen sowie die Sinnhaftigkeit ihres eigenen Tuns und den übergeordneten Purpose der Organisation als motivierende Kraft empfinden. Auf die Struktur eines Unternehmens bezogen, bedeutet das, die Organisation nicht länger als Maschine, sondern als lebendigen Organismus zu begreifen.
Was gewinnt man, wenn man sich mit „New Work“ auseinandersetzt? / Was verpasst man, wenn man sich nicht mit „New Work“ beschäftigt?
Neue Einsichten; ein besseres, konstruktiveres Miteinander; eine offenere Unternehmenskultur; größerer Fokus auf das, was wirklich wichtig ist; selbst-bewusstere Mitarbeiter*innen; schnellere und nachhaltigere Entscheidungen, weil sie dort getroffen werden, wo die größte Sachkompetenz vorhanden ist, und nicht dort, wo die meiste Macht gebündelt ist. Aber auch neue Herausforderungen, die sich aus der Selbstorganisation von Teams ergeben, die man nicht unterschätzen sollte, die es aber wert sind, angegangen zu werden.
Weshalb hast du dich für dieses Thema so sehr begeistert? Gab es eine besondere Motivation oder ausschlaggebende Momente?
„My way to New Work“ begann mit der Beschäftigung mit Innovationsentwicklung und methodischen Ansätzen wie Design Thinking. Denn ziemlich schnell wurde mir klar, dass für die schnelle und regelmäßige Entwicklung innovativer Produkte neue, agilere Formen der Zusammenarbeit und eine neue Unternehmenskultur unerlässlich sind und dass das eine nicht ohne das andere zu haben ist. Die Lektüre von Frederic Laloux‘ „Reinventing Organizations“ hat mich dann regelrecht umgehauen: Hier beschrieb jemand Formen der Zusammenarbeit, von denen ich immer vage geträumt hatte – lange Zeit ohne zu glauben, dass der Traum Wirklichkeit werden könne.
Gibt es einen Aspekt, in welchem der Begriff „New Work“ benutzt wird, obwohl es eigentlich nicht „New Work“ ist?
Ja, ähnlich wie „Agilität“ wird unter dem Schlagwort „New Work“ häufig nur ein weiteres Managementtool zur Effizienzsteigerung wie so viele andere gesehen (nach MbO, Six Sigma etc. pp.). Damit werden mit dem Begriff nur oberflächliche Veränderungen („Die Projektarbeit wird effizienter und transparenter – sehr gut!“) oder Einzelschlagworte wie „Homeoffice“ oder „Digitalisierung“ verknüpft, ohne zu begreifen, um welch tiefgreifenden Wandel es hier eigentlich geht.
Welche Botschaft möchtest du mit deinem Workshop/Vortrag vermitteln?
Ich möchte gerne vermitteln, dass unter dem Label „New Work“ tatsächlich eine „stille Revolution“ im Gange ist (um den Titel einer sehr schönen Dokumentation zum Thema zu zitieren) und dass es dabei letztlich auf eine veränderte innere Haltung aller Beteiligten ankommt. Denn ohne die „Inner Work“ funktioniert es nicht! Nicht umsonst heißt das zweite Buch, das mich sehr beeindruckt hat, „New Work needs Inner Work“. Darüber hinaus möchte ich mit den Teilnehmer*innen herausarbeiten, welche Möglichkeiten es auch in bestehenden, traditionellen Organisationen gibt, sich zumindest in Richtung eines „New Work“-Umfeldes zu entwickeln. Schließlich kann ich aufgrund einer aktuellen Umfrage der IG Digital auch aufzeigen, welche Rolle die Corona-Krise dabei als Katalysator für Veränderungen spielt bzw. spielen kann.
Welchen Ratschlag möchtest du den Young Professionals in der Buch- und Medienbranche mitgeben?
Seid mutig, den Wandel auch in unserer Branche voranzustoßen, und überlegt, was ihr konkret an dem Platz, an dem ihr euch gerade befindet, bewirken könnt!
Wie bildest du dich weiter?
Durch Bücher, Blogs, Filme, Austausch mit Gleichgesinnten (meine Frau arbeitet als Agile Coach) , Konferenzen, Weiterbildungen, eigenes Unterrichten („Lernen durch Lehren“) …