Zum Gründungsjubiläum der Jungen Verlagsmenschen interviewen wir eine der Gründerinnen, Claudia Feldtenzer, heute Leiterin der Presseabteilung beim Reclam Verlag. Vielen Dank für das Interview!

1. Wolltest du schon immer in die Buchbranche?

Als Kind wollte ich Ärztin oder Lehrerin werden, aber als ich nach dem Abi nach passenden Studiengängen recherchiert habe und dabei auf den Diplom-Studiengang Germanistik mit Schwerpunkt Literaturvermittlung in Bamberg stieß, war eigentlich sofort klar: Das will ich machen. Ich will im Verlag arbeiten.

2. Wie bist du in der Planung und der Umsetzung dafür konkret vorgegangen? (Studium, Praktika, Volontariat)

Der Studiengang an der Universität Bamberg bietet durch seinen Schwerpunkt Literaturvermittlung die Möglichkeit das Verlagswesen und die Buchbranche schon während des Studiums kennenzulernen. So hatten wir neben den herkömmlichen germanistischen Kursen auch Seminare zB in Lektoratsarbeit, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit oder auch in Veranstaltungsorganisation. Hier konnten wir Kontakte zu einzelnen Verlagsmitarbeitern knüpfen, nicht selten ergaben sich so Praktika-Angebote. Meinen späteren Chef, Markus Desaga, habe ich genau in einem dieser Seminare kennengelernt. Anschließend machte ich ein sechswöchiges Praktikum in seiner Abteilung bei der Deutschen Verlags-Anstalt (DVA), daraus ergab sich die Möglichkeit für das Volontariat zwei Jahre später in derselben Abteilung.

3. Welche Herausforderungen musstest du überwinden?

Eigentlich lief es ziemlich glatt bei mir. Ich habe 2007 mein Studium mit dem Diplom abgeschlossen und im Januar 2008 bereits mein Volontariat in der Presseabteilung der Verlage DVA, Siedler, Manesse und Pantheon bei der Verlagsgruppe Random House begonnen. Im Anschluss bekam ich erst einen befristeten, später einen festen Arbeitsvertrag. Letztlich habe ich dann fünf Jahre dort gearbeitet, bevor ich die Presseleitung des Reclam Verlages im Jahr 2012 übernommen habe.

 

Du gehörst zu den GründerInnen der Jungen Verlagsmenschen und anlässlich des zehnjährigen Jubiläums möchten wir die noch ein paar JVM-spezifische Fragen stellen:

4. Wie ist die Idee entstanden, ein Netzwerk für junge Verlagsmenschen zu gründen und wann wusstet ihr, dass daraus ein Verein werden soll?

Die Idee, junge Verlagsmenschen zu vernetzen und den Plan, den Austausch gerade unter Berufsanfängern zu fördern, hatte Tine Mikliss. Sie hat den ersten Stammtisch ins Leben gerufen. Mich hat die Idee von Anfang an begeistert. Gerade dieses „Gemeinsam sind wir stärker“-Gefühl hat uns getragen und beflügelt. Wir waren so voller Euphorie und Tatendrang. Aus dem Stammtisch entstand sehr schnell eine kleine Organisationsgruppe, die sich dann zum harten Kern der Jungen Verlagsmenschen entwickelt hat. Von Anfang an wurden wir auch stark vom Börsenblatt und der Frankfurter Buchmesse unterstützt. Wir hatten dann auch gleich 2008 die Möglichkeit, uns auf der Frankfurter Buchmesse zu präsentieren; der Zulauf war immens. Danach entstanden die Städtegruppen – und irgendwann auch die Idee, einen Verein zu gründen. Bei den ganzen Aktivitäten, die wir geplant hatten, wollten wir nicht privat haften. Außerdem konnten wir als gemeinnütziger Verein besser gefördert werden.

5. In welcher beruflichen Position warst du, als ihr die JVM gegründet habt?

Ich war Junior-Referentin in der Presseabteilung der Verlage DVA, Siedler, Manesse und Pantheon in der Verlagsgruppe Random House.

6. An welchen JVM-Moment erinnerst du dich besonders gern zurück?

Ach, da gab es viele tolle Momente. Aber am liebsten ist mir immer noch in Erinnerung, wie wir nach der Vereinsgründung feiern gegangen sind. Wir sind in München in einen Club gestolpert, aufgedreht, laut, völlig euphorisiert und der Türsteher fragte, was seid ihr denn für eine Truppe? – darauf irgendjemand von uns: „Wir sind die Zukunft“.

7. Der Verein wird im nächsten Jahr zehn Jahre alt. Wie beurteilst du die Entwicklung seit der Gründung 2009?

Der Verein hat sich seit der Gründung professionalisiert, was richtig und nötig war. Er ist die Vertretung des Nachwuchses in der Branche. Er wird gehört und ernst genommen. Gerade was mit dem Gütesigel für Volontariate erreicht wurde, ist enorm. Das freut uns sehr und macht stolz, was aus den vielen Ideen, die wir nächtelang entwickelt haben, geworden ist. Ich habe jedoch den Eindruck, die Jungen Verlagsmenschen sind auch ernster geworden. Manchmal vermisse ich die Leichtigkeit, die ja vielleicht auch naive Freude, die uns getragen hat und aus der viele tolle Freundschaften entstanden sind.

8. Und wenn wir einen Blick in die Zukunft wagen: Was werden die JVM im Jahr 2029 machen?

Die Jungen Verlagsmenschen werden immer eine wichtige Stimme in der Verlagsbranche sein, denn es werden immer wieder die jungen Mitarbeiter und Berufsanfänger sein, die Trends und Entwicklungen in der Buchbranche noch einmal neu bewerten, die mit ihren Ideen und Vorschlängen die Verlage bereichern und erneuern können und werden. Und diese Stimme wird auch in Zukunft gehört werden.

 

Und die Abschlussfrage, die wir immer stellen, lautet: 9. Wenn eine Biografie über dich erscheinen würde, welchen Titel würde sie haben?

„Nicht ohne mein Buch“