Bei unserem jüngsten Stammtisch haben wir ein für die Hamburger JVM-Städtegruppe neues Format ausprobiert: Wir haben nicht bei einem Unternehmen vorbeigeschaut, sondern haben bei unserem Stammtisch Besuch bekommen. Zu Gast in gemütlicher Runde mit zehn Jungen Verlagsmenschen war der Mitinhaber der Traditionsbuchhandlung LÜDERS: Thomas Bleitner.

Geschichte der Buchhandlung

Seit mehr als 60 Jahren bietet LÜDERS als eine von drei Hamburger Buchhandlungen das einzigartige Konzept der Kombination von Antiquariat und Sortimentsbuchhandlung. Ursprünglich als reines Antiquariat von Axel Lüders gegründet, wird die Buchhandlung seit 1956 als Familienunternehmen geführt – heute inhabergeführt von Ragna Lüders, Thomas Bleitner sowie einem kleinen Team von engagierten, langjährigen und jungen Mitarbeitern, darunter ein ausgebildeter Antiquar und eine Kinderbuchsortimenterin. Durch ihren Gründer bedingt ist LÜDERS schon immer politisch engagiert gewesen, möchte aber vor allem über die Literatur Inhalte vermitteln. Ein weiterer Schwerpunkt der Buchhandlung sind kleinere, unabhängige Verlage statt reiner Mainstream-Literatur. Durch vermeintliche Konkurrenz in Form von Buchhandelsketten in der Nachbarschaft wurde dieses Profil noch geschärft. Zudem ist die Buchhandlung ein Raum der Begegnung. Neben vielen Stammkunden sind es vor allem auch junge Kunden, die LÜDERS gerne aufsuchen, es gibt keine Generationengrenzen. Vor Kurzem erst hat eine Punkrockband einen Clip in der Buchhandlung gedreht. Einen Schwund der jungen Leserschaft, wie sie häufig in Branchenumfragen geschildert wird, kann Thomas Bleitner somit nicht bestätigen.

8-10 Veranstaltungen im Jahr

LÜDERS veranstaltet ca. 8-10 Veranstaltungen im Jahr, die immer schnell ausverkauft sind. Auch hier setzt das Team um Herrn Bleitner auf eine gesunde Mischung aus jungen Debütanten und gestandenen Autoren. Alle werden hierbei gleich behandelt, was sich z.B. im Eintrittspreis widerspiegelt – dieser ist gleich, egal ob Debütant oder „Starautor“. Die Buchhandlung hat sich über die Jahre ihren besonderen Charakter erhalten und sich gleichzeitig innovativ weiterentwickelt. So findet man neben kompetenter Beratung und warmherziger Atmosphäre eine sehr gute Auswahl durch Kombination von neuestem Sortiment und ausgesuchtem Antiquariat. Letzteres bietet zahlreiche Titel aus den Bereichen Literatur, Kunst und Philosophie. Beim Ankauf gibt es mehr Angebote als sie aufnehmen können, ein weiteres Zeichen für die Beliebtheit von LÜDERS.

Die sozialen Medien: Ein wichtiger Kanal für Buchhändler

Doch keineswegs verstaubt zeigt sich die Buchhandlung in den sozialen Medien. Recht erfolgreich präsentiert sie sich bei Instagram & Co. Ein wichtiger Kanal für den heutigen Buchhandel, wie Thomas Bleitner betont. Auch die Veranstaltungen bewirken viel und selbst das Schaufenster und dessen Gestaltung ist ein Mittel, die Leute aus dem Viertel zusammenzubringen. Dabei wird vor allem auch das aktuelle Zeitgeschehen dargestellt, wie z.B. vor gut einem Jahr ein Themenfenster zum G20-Gipfel. Der persönliche Austausch mit den Kunden und deren Beratung sind das wichtigste Kapital kleinerer Buchhandlungen. So stellt sich das Team von LÜDERS gegenseitig auch einmal Titel vor, um die Novitäten in den Regalen besten Gewissens weiterempfehlen zu können.

Wie gelangt ein Buch in die Buchhandlung?

Auf Nachfrage aus der Runde, wie denn das Buch von der Vorschau in den Buchhandel gelangt, spielen die Vertreter die größte Rolle. Wichtigstes Hilfsmittel ist die gedruckte Vorschau, die zuletzt in die Kritik geraten war bei vielen Verlagen, die immer mehr auf digitalen Vorschauversand setzen. Sie bietet die Grundlage für die Gespräche mit den rund 40 Vertretern, die jedes Jahr im Januar das Frühjahrsprogramm und im Juni das Herbstprogramm vorstellen und die beste Auswahl der Verlagsangebote präsentieren und teilweise leidenschaftlich mit den Buchhändlern diskutieren. Daraufhin werden die Titel bestellt und kommen dann druckfrisch in die Buchhandlung. Nicht nur der Austausch mit den Vertretern, sondern auch der mit den Verlagen ist LÜDERS wichtig. Hier kommen wieder die Social Media ins Spiel, denn darüber kann direktes Feedback zu einzelnen Titeln an die Verlage herangebracht werden, wenngleich nicht alle Verlage gleich aktiv reagieren und antworten. Berührungsängste gegenüber den modernen Kommunikationskanälen sind bei LÜDERS Fehlanzeige. Blogger sollten laut Thomas Bleitner beispielsweise auch nicht als Konkurrenz zu den Feuilletonisten gesehen werden. Ein Neben- und Miteinander ist der bessere Weg.

Somit hat das Gespräch der Hamburger Jungen Verlagsmenschen mit Herrn Bleitner neben der Begeisterung für die Buchhandlung auch kritische Stellungnahmen von aktuellen Entwicklungen der Branche aufgetan. Geduldig wurde jede Frage beantwortet, mit Spannung der Newsletter mit den Novitäten des Sommers durchgeblättert, sodass der Abend viel zu schnell vorüberging. Besonders gefreut hat uns auch, dass nicht nur wir viele Informationen zu LÜDERS bekommen haben, sondern Thomas Bleitner umgekehrt auch einige Fragen zu den Jungen Verlagsmenschen hatte. Da ging schon direkt das Brainstorming los, wen wir sonst noch zum Stammtisch einladen könnten. Das Format „JVM Hamburg meet ??“ hat sich also direkt als erfolgreich bewährt. Zum Abschluss durfte ein Selfie vor der Buchhandlung LÜDERS nicht fehlen und wer noch kein Stammkunde war, wird ab sofort öfter im Heußweg in Eimsbüttel vorbeischauen – oder auch erstmal online auf der Website www.buchhandlunglueders.de bzw. den Social Media-Kanälen Facebook https://www.facebook.com/Buchhandlung-L%C3%BCders-242612689124098/ oder Instagram https://www.instagram.com/buchhandlunglueders/

 

Foto und Text: © Antje Hartmann, 18.07.2018