Da sitzen sie also, die zukünftigen Verleger, Hersteller, Pressesprecher oder Programmleiter der Branche. Qualifiziert, engagiert, kreativ, motiviert, dreisprachig. Sind das die Menschen, die in ein paar Jahren zur legendärem S. Fischer Party laden und im Frankfurter Hof residieren werden? Diese Gedanken hatte ich das ein oder andere Mal, als ich mit meinem Bier auf der Dachterrasse der Schulen des Deutschen Buchhandels in Seckbach stand und mit euch „Frankfurt by night“ bestaunte.
Wir, die Organisatoren des ersten bundesweiten Treffens Junger Verlagsmenschen e.V., hatten uns in den vergangenen Wochen den Kopf über Catering, Zimmerverteilung, Workshops, Präsentationen und Budgetplanung zerbrochen. Wir wollten Diskussionen anstoßen, ohne die Zielrichtung vorzugeben. Wir benötigten eure Meinung, um Probleme von einer anderen Perspektive sehen zu können. Wir baten um eure Unterstützung, weil wir so groß geworden sind, dass die Jungen Verlagsmenschen nicht mehr am Wochenende durch acht junge Leute aus München, Hamburg und Frankfurt organisiert werden konnten.
Was haben wir nun aber bewegt an diesem Wochenende?
Vielleicht sollte ich einmal ganz persönlich damit beginnen, warum ich nach Seckbach gefahren bin: Ich wollte euch sehen, ich wollte wissen, wer ihr seid – wer die weiten Wege aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz in Kauf nimmt, ich wollte herausfinden, wer dieser Nachwuchs ist, der bereit ist, mit viel Leidenschaft, Motivation und Begeisterung, trotz schlechter Bezahlung und vieler Überstunden Bücher zu machen.
Ein paar Tage sind vergangen, und ich versuche, ein Resümee zu ziehen. Einige kritische Stimmen habe ich immer noch im Ohr, und ich denke, dass wir das ein oder andere überdenken, verbessern müssen. Aber ich muss auch sagen, dass ich beeindruckt von euren Ideen und eurem Engagement bin. Selten habe ich so viele junge Menschen erlebt, die mit Begeisterung eine Branche jetzt und in der Zukunft mitgestalten wollen.
Die Nachbereitung steht vor der Tür und unser bestätigter Vorstand drängt uns, Aktionen zu planen, Gespräche zu strukturieren oder Projektgruppen ins Leben zu rufen. Wie wollen wir uns aufstellen? Welche Aktionen planen? Wer organisiert unsere Veranstaltungen auf der Messe?
Klar, das sind alles wichtige Fragen. Ich wünsche mir aber auch, dass wir unsere Diskussionen nicht nur strukturell, sondern auch inhaltlich fortsetzen: Wie wollen und können wir die Branche gestalten? Wie wird die Buchproduktion in fünf Jahren aussehen und was wollen wir für unser Medium Buch tun? Brennen wir für Inhalte? Und wenn es nur um die Inhalte geht – müssen sie eigentlich gedruckt werden?
Natürlich können und werden wir die Branche in die Zukunft führen, und ich freue mich darauf, mit euch den Dialog über eben diese Zukunft fortzusetzen.
Julia Strysio