Frank Engelhardt © Beltz

Frank Engelhardt © Beltz

Frank Engelhardt (42) ist Verlagsleiter von Beltz Juventa und Pädagogik.

Larissa Schönknecht hat ihn für uns interviewt und nach seinem Werdegang sowie Ratschlägen für den Branchennachwuchs gefragt.

 

Mit Blick auf den eigenen Werdegang: Stand für Sie bereits früh fest, dass Sie in der Buchbranche arbeiten möchten?

Die Buchbranche war meine „Wunschbranche“, ich konnte mir am Ende des Studiums aber auch einen Weg in die Wissenschaft vorstellen. Zu Beginn meines Studiums hatte ich noch keinen strategischen Plan oder ähnliches. Mein Studium der Sozialwissenschaften ist besonders leseintensiv gewesen, daher war ein enger Bezug zu Büchern prägend. Man entwickelt schon einen Blick für verschiedene Verlagsprogramme und für die Ideen, die dahinter stehen. Dann war es eine sich bietende Gelegenheit, die mich in die Buchbranche gebracht hat. Gerade der erste Schritt in die Branche, damals als Lektor beim Westdeutschen Verlag, war zugegebenermaßen glücklich: Ich hatte die richtigen Überlegungen für die Weiterentwicklung des Programms – und so bin ich damals in die Branche gekommen.

 

Welche Herausforderungen mussten Sie dabei überwinden?

Ein starker Bruch zum Studium lag im Perspektivwechsel auf die Bücher: Verkäuflichkeit, Absatzzahlen, Marketingmaßnahmen, Titeldiskussionen. Das sind neue Aspekte gewesen, die für mich bis dahin keine Rolle gespielt haben.

 

Haben Sie auf Ihrem Weg etwas gelernt, das Sie jungen Kolleginnen und Kollegen mit auf den Weg geben wollen?

Wen die Buchbranche als Arbeitsfeld interessiert, der oder die sollte sich mit gerade letztgenannten Themen auseinandersetzen und diesen Teil der Tätigkeit auch mögen. Inhaltlich braucht man aus meiner Sicht unbedingt ein Feld, in dem man sich wirklich gut auskennt, in dem man sich zu Hause fühlt. Auch wenn ein Blick über den Tellerrand und ein breites Interessensspektrum sehr wünschenswert sind, die Spezialisierung und Professionalisierung schreitet auch in der Buchbranche unaufhörlich voran.

 

Nicht nur als Führungskraft muss man im Alltag oft unter Zeitdruck und Unsicherheit Entscheidungen treffen. Wie bewältigen Sie das? Haben Sie konkrete Impulse, wie Nachwuchskräfte in solchen Situationen selbstbewusster handeln können?

Das verweist für mich auf eine Frage, die man als angehende Führungskraft für sich positiv beantworten könne sollte: Fällt es mir eher leicht Entscheidungen zu treffen? Entscheidungen dann unter Unsicherheit und Zeitdruck zu treffen, kann man lernen. Erfahrung hilft, aber oft auch eine Perspektivverschiebung: Hilft es mir, wenn ich die Entscheidung nicht jetzt, sondern später treffe? Wenn ich die Frage für mich mit „Nein“ beantworte, dann treffe ich sie sofort. Was die Unsicherheit angeht, kann ein Schritt zurück hilfreich sein. Sich zu fragen: Was verursacht die Unsicherheit? Kann ich das ändern? Welche Kriterien sind gerade besonders relevant? Oder um Harry Rowohlt eher frei zu zitieren: „Machen, was man denkt. Und vorher was gedacht haben.“

Zur Frage der konkreten Impulse für Nachwuchskräfte, um selbstbewusster handeln zu können: Ich habe nicht den Eindruck, dass es diesbezüglich ein Defizit beim Nachwuchs gibt. Auf mangelndes Selbstbewusstsein bin ich selten gestoßen.

 

Können Sie dem Branchennachwuchs drei konkrete Ratschläge zur persönlichen Kompetenzentwicklung geben?

Etwas altmodisch, aber: Die Auseinandersetzung mit den Inhalten eines Verlags ist wichtig. Damit verbunden ist die Kenntnis des Marktes, in dem man sich etablieren möchte. Und selbstverständlich ist es gut, wenn man durch Fortbildungen oder weiteres Engagement deutlich machen kann, wofür man steht.

 

Gibt es eine Frage, die Sie an den Branchennachwuchs stellen würden?

Ich glaube, dass eine der großen Herausforderungen darin liegt, als Verlag ein attraktiver Arbeitgeber zu sein und dementsprechend ein gutes Angebot für den Branchennachwuchs zu bieten. Daher möchte ich gerne zurückfragen: Was sind die wichtigsten Punkte, die ein Verlag bieten muss?

 

Streben Sie weitere berufliche Ziele an?

Natürlich! Durch die Spannbreite und Abwechslung in der Verlagsarbeit bleibt man immer in Bewegung und kann auch selbst bewegen. Die vielbeschworene digitale Herausforderung ist zwar in Teilen in Bearbeitung, aber noch nicht bewältigt. Damit verbunden sind schon jetzt und auch mittelfristig strukturelle Veränderungen der Buchbranche, die ich gerne in meinem verlegerischen Umfeld mitprägen möchte. Gleichzeitig werden sich auch die Ansprüche an das klassische Fachbuch verändern, auch hier wird es darum gehen, neuen Gewohnheiten und Ansprüchen gerecht zu werden.

 

 

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