Dr. Thomas Sparr (59) war lange Zeit stellvertretender verlegerischer Leiter des Suhrkamp Verlages und ist derzeit bei Suhrkamp als Editor-at-large tätig.

Mit Blick auf den eigenen Werdegang: Stand für Sie bereits früh fest, dass Sie in der Buchbranche arbeiten möchten?

Nein, das stand nicht früh fest. Das hat eher der Zufall gefügt. Ich hatte eigentlich eine akademische Laufbahn an der Hebräischen Universität und am Leo Baeck Institut in Jerusalem begonnen. Als ich wissenschaftlicher Mitarbeiter in Marbach am Deutschen Literaturarchiv wurde, bat mich Siegfried Unseld, das Programm des Jüdischen Verlags im Suhrkamp Verlag neu zu gestalten.

Welchen Herausforderungen mussten Sie sich dabei stellen?

Der Jüdische Verlag ist ein sehr alter Verlag. Er wurde 1902 in Berlin gegründet und ist eine Wiedergründung im Suhrkamp Verlag. Man musste ein neues Programm schaffen, eben ein Programm, das mit dem des Suhrkamp Verlages kommunizierte und das war vielleicht die größte Herausforderung.

Haben Sie auf Ihrem Weg etwas gelernt, dass Sie jungen Kolleginnen und Kollegen mit auf den Weg geben wollen?

Eigentlich ein Satz von Hermann Hesse, der mir in all diesen Jahren am meisten eingeleuchtet hat: Eigensinn macht Spaß.

Nicht nur als Führungskraft muss man im Alltag oft unter Zeitdruck und Unsicherheit Entscheidungen treffen. Wie bewältigen Sie das?

Entscheidungen muss man nicht bewältigen, Entscheidungen muss man treffen. Man sollte versuchen, dem Zeitdruck zu widerstehen und allzu vielen Meinungen anderer zu widerstehen. Dann steht man den Druck der Entscheidungen auch durch.

Haben Sie konkrete Impulse, wie Nachwuchskräfte in solchen Situationen selbstbewusster handeln können?

Sie können das Selbstbewusstsein anderen Menschen nicht vorgeben, sie müssen es selber entwickeln. Das ist die große Herausforderung. Dafür gibt es kein probates Mittel, das ist eben die Quintessenz des Selbstbewusstseins: Bei sich selbst zu bleiben.

Können Sie dem Branchennachwuchs drei konkrete Ratschläge zur persönlichen Kompetenzentwicklung geben?

Ich glaube, dass man lernen sollte, konzentriert an einem Projekt zu arbeiten. Das ist eine ganz gute Voraussetzung, um der Streuung, die unser Beruf bedeutet, bewältigen zu können. Also: Die Konzentration auf Eines, der erwähnte Eigensinn und das dritte wäre: Qualitätsmaßstäbe entwickeln. Eigensinn und Konzentrationsfähigkeit sind Voraussetzungen für das Letztere.

Gibt es eine Frage, die Sie an den Branchennachwuchs stellen würden?

Was interessiert euch am meisten? In der Sache, nicht in der eigenen Karriere.

Streben Sie weitere berufliche Ziele an?

Konzentration, Eigensinn, Qualität.

 

 

Das Interview führte Sabrina Pöhlmann, Berlin.