Die Leseinsel junger Verlage ist mittlerweile Festland auf der Leipziger Buchmesse geworden. Auch einige der Verlage selbst sind mittlerweile alte Bekannte. Indie sind sie trotzdem, und damit sind sie offensichtlich stolz und glücklich. Nach nur einem Post des mairisch Verlags auf Facebook und in Folge des dort herrschenden Schneeballprinzips haben die Indie-Verlage sogar ihren eigenen internationalen Tag, an dem zum Kauf eines Indie-Buches aufgerufen wird.
mairisch kommt aus Hamburg und veröffentlicht mit einer Handvoll Mitarbeiter jährlich eine Handvoll Bücher. Das Auswahlverfahren bei einer so kleinen Zahl an Veröffentlichungen ist einfach. Es wird gemacht, was gefällt. Und mit einem Blick in die Regale ins Messe-Kabuff des Belletristik-Verlages fallen ins Auge: ein Sachbuch (Schmid/Reichenbach – Die Philosophie des Kletterns) und ein Musikalbum (Spaceman Spiff – Endlich Nichts). Vor der Überschreitung intermedialer Grenzen hat der Verlag, trotz oder gerade wegen seiner Größe, keine Angst. Auch Hörbücher und Hörspiele werden in Abständen produziert.Gründer Daniel Beskos sagt: „Wir veröffentlichen die Texte. Das Format dafür können die Autoren sich aber im Grunde selbst suchen.“
Einige Meter weiter, beim sächsischen Verlag Voland&Quist gibt es statt „entweder-oder“ lieber ein „und“. Von der Gründung an entschied man sich hier, jedem Buch eine CD beizulegen. Auf dieser liest der Autor aus dem Text – manchmal sogar ungebundenes Bonusmaterial. Die Rückkehr zur LP, die sich seit einigen Jahren auf dem Musikmarkt (und auch z.B. bei mairisch) abzeichnet, werden sie wohl nicht mitmachen. Das würde aus Formatgründen schwierig für die Bücher, die nach wie vor im Mittelpunkt stehen sollen. Äußert ein Autor aber den Wunsch, sogar einen kompletten Roman vorzulesen, wird eben ein USB-Stick beigelegt oder ein QR-Code abgedruckt. Mit der App A Story A Day kann man sich neuerdings sogar täglich frischen Lesestoff auf’s mobile Endgerät schicken lassen. Gründer Sebastian Wolter (aka Quist) sagt: „Viele unserer Texte sind für die Bühne gemacht und zeigen, von den Autoren stets selbst gelesen, immer noch eine neue Seite von sich.“
Nicht download-, aber immer wiedererkennbar bleiben die Bücher des Verbrecher Verlags. In seinem Blog Arbeit und Struktur beschrieb Wolfgang Herrndorf das perfekte Buchcover, von dem jeder Autor träumt, als leer. Einfach, schlicht, nur der Titel und der Name. Mit Herrndorfs Büchern… nun, ist anderes passiert. Mutmaßen wir mal, der betreffende Verlag hatte sich nicht angesprochen genug gefühlt. Die Verbrecher jedenfalls folgen dieser Strategie bereits von Anfang an. Schlicht, wenn auch von Einkäufern anfangs nicht verstanden, stehen die dicken und dünnen Erzählbände, neues und wieder entdecktes, nebeneinander im Regal. Wo man andernorts erschlagen wird von glitzernden bepatchworkten Titelseiten, lassen die Verbrecherausgaben (z.B. Benjamin Stein: Ein anderes Blau) unendlich viel Raum für den Text. Einfach schön.
Sophie Kühmel