Besuch beim Plöttner Verlag„Wir verlegen Bücher, von denen wir überzeugt sind und die wir selbst gerne lesen möchten.“ Unter diesem Motto gibt der Verleger Jonas Plöttner schon seit nunmehr 10 Jahren in Leipzig seine Bücher heraus. Am letzten Dienstag gewährte er den Jungen Verlagsmenschen in seinen Verlagsräumen in der Marbachstraße 2a einige spannende Einblicke in seine Arbeit.

Begrüßt wurden wir zunächst durch die Lektoratspraktikantin Sandra Schörghuber, die uns sogleich durch die Verlagsräume führte, wo sich Bücher bis unter die Decke stapelten. In gemütlicher Runde hat Herr Plöttner uns dann von den schönen Seiten, aber auch den Sorgen eines unabhängigen Verlages erzählt. Bei der Arbeit in einem kleinen Verlag handelt es sich um ständige Aufbauarbeit, die Durchhaltevermögen erfordert.

Herr Plöttner, gelernter Vermessungstechniker und Mediendesigner, begann vor 10 Jahren in seiner Wohnung die Verlagsarbeit, damals nur zusammen mit einer Pressemitarbeiterin. 2007 kam eine zweite Wohnung dazu und nun war auch genügend Platz für das Lektorat. Von 2005 bis 2011 gab der Verlag zusätzlich das Kulturmagazin kunststoff heraus. Zwischenzeitlich war der Verlag im Reclamhaus beheimatet, was sich jedoch nicht rentiert hat.

Von Anfang an versteht sich der Plöttner Verlag als Belletristikverlag und nicht als Regionalverlag. Herr Plöttner beschreibt die Ausrichtung seines Verlages als „einfach nur gute Literatur, für die es sich zu kämpfen lohnt und die auf den Markt passt“. So kommt der Verlag auf etwa vier bis sieben Titel pro Halbjahr. Denn selbst wenn ein Rohdiamant gefunden wird, muss sich der Verleger gut überlegen, ob es sich lohnt, das finanzielle Risiko einzugehen, besonders wenn noch viel Arbeit am Manuskript notwendig ist. Von allen eingesendeten Manuskripten kommen nur ca. 5% in die engere Auswahl. Doch trotzdem gibt der Verlag auch jungen Autoren eine Chance – oft finden diese im PlöttnerVerlag ein Sprungbrett für ihre Karriere.

Unter anderem kämpft der Plöttner Verlag damit, dass er und sein Programm schlichtweg nicht ausreichend bekannt sind. Alle Titel vom Plöttner Verlag sind im VLB gelistet und etwa 400 Buchhandlungen bestellen die Bücher regelmäßig. Im Vergleich zu den großen Verlagshäusern fehlt jedoch das Geld für aufwendige Werbekampagnen. Gleichzeitig räumte Herr Plöttner aber auch ein, dass selbst diese nur wenige Titel groß bewerben können. Mit dem Relaunch der Website, dem markanten Verlagslogo und der neuentworfenen Covergestaltung, setzt der Plöttner Verlag nun auf einen erhöhten Wiedererkennungswert.

Als größter Belletristikverlag in der Leipziger Verlagslandschaft, die von Klein- und Kleinstverlagen geprägt ist, hat sich der PlöttnerVerlag erfolgreich etabliert. Besonders stolz ist Herr Plöttner darauf, dass es zwei seiner Titel ins Zentrallager der Buchhandelskette Hugendubel geschafft haben – Michael Nyqvists Gefallen aus allen Wolken und Michael Bar-Zohars Hitlers jüdischer Spion. Nyqvists autobiografisches Buch wird vom Verlag auch auf der Berlinale bei seinem neuen Film präsentiert, wo der Autor dann auch persönlich signiert.

An dieser Stelle möchten sich die Jungen Verlagsmenschen noch einmal recht herzlich beim Plöttner Verlag für die Einladung und die spannende Gesprächsrunde bedanken.

Conny Rädel