Von Startplatz drei geht heute, am zweiten Tag des Bachmann-Preises 2013, der in Biel lebende Philosophiedoktorand und Werbetexter Heinz Helle ins Rennen. Seine Erzählung „Wir sind schön“ zeichnet den Todeskampf einer Beziehung nach, die scheinbar niemals lebensfähig gewesen ist. Der Protagonist muss sich eingestehen, dass Liebe nicht als perpetuum mobile funktioniert, sondern Willen erfordert und Energie frisst, die aufzubringen schier nicht aufzubringende Anstrengung erfordert. Die gnadenlos pointierten Sätze treffen an unangenehmen Stellen und Werfen beim Hören und Wiederlesen Fragen auf, deren Beantwortung eine notwendige Bedingung der Möglichkeit des guten Lebens im Allgemeinen und gelingender Liebe im Besonderen darstellt. Die Jury reagiert positiv auf diesen „Text über den Fluch des Indivisualismus im Massenzeitalter“ (D. Strigl), über „Lieblosigkeit“ bis hin zur Kritik an der deutschen Familienpolitik (B. Spinnen). Das riskante Stichwort „Generationenportrait“ (M. Feßmann) könnte hier der Frage nach seiner Substanz standhalten. Dieser Meinung scheint auch der Suhrkamp-Verlag zu sein. Anfang 2014 erscheint dort Helles erster Roman.
Thomas Höller