Das 4. Jahrestreffen der Jungen Verlagsmenschen in Ulm stand ganz im Zeichen des digitalen Wandels.
Ankommen und in den Tagungssaal reinspazieren – das war beim diesjährigen Jahrestreffen der Jungen Verlagsmenschen gar nicht so einfach. Am 8. September 2012 trafen sich unter verschärften Sicherheitsmaßnahmen mehr als 80 Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in den Räumen des Großdruckerei CPI Ebner & Spiegel in Ulm. Nach einigen abenteuerlichen Spekulationsrunden wurde das Geheimnis endlich gelüftet: Nicht die Teilnehmer mussten beschützt werden, sondern der Herbstbesteller einer berühmt-berüchtigten Jugendbuchautorin.
Von dieser Neuigkeit ließen sich die Mitglieder nicht lange ablenken und so bildete die Mitgliederversammlung den obligatorischen Auftakt. Auf der Agenda stand neben der Wahl eines neuen Vorstandes die Präsentation der Städtegruppenarbeit und die Verabschiedung des Jahresberichts 2011. Außerdem musste über einen Relaunch der JVM-Homepage abgestimmt werden.
Zur 1. Vorsitzenden wurde Sina Schulze aus Berlin gewählt. Der 2. Vorsitz ging an Isabella Kortz aus München. Das Amt der Schatzmeisterin hat Christina Neiske übernommen; das der Schriftführerin Charlotte Reimann.
Louise Pachtner wurde in ihrem Amt als Revisorin wiedergewählt und wird zukünftig von Jennifer Stühler unterstützt. Eine Besonderheit sorgte für Unmut: Sina Schulze konnte sich leider aus terminlichen Gründen nicht persönlich den Mitgliedern vorstellen, was für einige Enthaltungen bei der Wahl sorgte. Die Mitglieder sprachen sich überwiegend dafür aus, dass man in Zukunft auf die Anwesenheit der Vorstandskandidaten beharren solle. Der persönliche Eindruck von der Person in einer so wichtigen Vereinsposition sei für das eigene Voting unerlässlich.
Nun stand die Vorstellung des Antrags „Projekt JVM 2.0“ auf der Tagesordnung. Michael Hammerer, der bisherige 1. Vorstandsvorsitzende, verwies zu Recht auf die veraltete Homepage der Jungen Verlagsmenschen. „Ich bin nicht glücklich mit der bisherigen CMS-Lösung“, so Hammerer. Problematisch seien hierbei nicht nur die fehlende Website-Optimierung für mobile Geräte und schlechte Social-Media-Vernetzung, sondern auch weitere technische Hindernisse, da die JVM-Homepage noch über www.boersenblatt.net läuft. Man müsse die Kooperation mit dem MVB nochmals prüfen. Unklar sei, so Hammerer weiter, wer die Kosten für einen Relaunch tragen würde. Hammerers Vorschlag: finanzielle Mittel in Höhe von 1.500 € für den Relaunch der Homepage einplanen. Der Antrag wurde begeistert von den Mitgliedern aufgenommen und einstimmig beschlossen.
Das Internet und die Social-Media-Aktivitäten, so die einhellige Meinung, sind aus unserem Kommunikationsalltag kaum wegzudenken. Für die Jungen Verlagsmenschen sei eine unabhängige und eigenständige Außenwirkung besonders wichtig, vor allem im Hinblick auf die steigenden Mitgliederzahlen. Als der Branchenachwuchs müssen wir hinsichtlich digitaler Vernetzung und Onlinedarstellung mit gutem Beispiel vorangehen. Hammerer bot sich als Ansprechpartner und Projektleiter für die Neugestaltung der Homepage an.
Im Anschluss an den Ausblick auf die kommenden Aktionen des Vereins folgte der Vortrag „Herausforderungen im Buchmarkt im digitalen Zeitalter“ von Sebastian Stude. Der Leiter für strategische Unternehmensentwicklung bei CPI books GmbH erklärte anhand einiger Thesen des Radikal-Bloggers Sascha Lobo, welche digitalen Entwicklungen die Buchbranche verschlafen hat. Beim Vergleich mit der Film- und Musikbranche wurde schnell klar, dass wir aktiv am digitalen Wandel teilnehmen müssen. Ein Vorreiter ist hierbei die E-Book-Flatrate „skoobe“ von Bertelsmann und Holtzbrinck. „Noch haben die Verlage die Möglichkeit aus den Fehlern der Film- und Musikbranche zu lernen. Die Schnelligkeit des digitalen Wandels darf in nicht unterschätzt werden“, so Stude. Doch was tun? Hinter der schönen Überschrift „Wertschöpfung in Verlagen“ verbarg sich dann der Ratschlag des Profis: Konzentriertes Scouting, Strategieberatung für Autoren, Quervermarktung und technische Plattform-Dienstleister im eigenen Haus. Eine ziemlich beeindruckende Präsentation, auch wenn kurzzeitig der Angst-Reflex unterdrückt werden musste, nicht gleich bei der nächsten Medienagentur Obdach zu suchen, um das vermeintlich sinkende Verlags-Schiff schnellstmöglich zu verlassen.
Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es dann in die einzelnen Workshops rund um die Themen E-Book, Lektorat und Karriereplanung oder wahlweise zur Druckereiführung. Vor allem das Thema „Karriereplanung“ scheint immer mehr an Bedeutung zu gewinnen. „Ich denke, dass wir im Hinblick auf Weiterbildung und Workshops schon einiges erreicht haben und in diese Richtung sollten wir uns weiter bewegen“, so Michael Hammerers Fazit nach der Auswertung der Teilnehmerumfrage. Beim gemeinsamen Abendessen, umgeben von Papierrollen und mit dem Geruch des frisch gedruckten Buches in der Nase, wurden Erfahrungen aus dem Joballtag ausgetauscht, neue Kontakte geknüpft sowie an Ideen für das nächste Jahrestreffen getüftelt.
TEA HEROVIC
Mehr Fotos auf facebook.com/jungeverlagsmenschen