Eigentlich sollten führende Frauen der Buchbranche im Rahmen des Karrieretags über ihre Erfahrungen und die kreative Verwendung der Steine, die ihnen in den Weg gelegt wurden, berichten. Allerdings musste die Veranstaltung „Frauen gehen in Führung“ leider ausfallen – die Grippe macht eben auch vor toughen BücherFrauen nicht halt. Aber mit einem Stand waren die BücherFrauen e.V. trotzdem vertreten und so lernte ich Heike Weise kennen, die Messekoordinatorin des Vereins und Regionalsprecherin für Hamburg.
Sie ist seit einigen Jahren dabei und schätzt die Austauschmöglichkeiten und die Vielfalt der Mitglieder und Themen. „So kommt man auch mal aus seiner Einzelperspektive raus“, beschreibt sie einen der Vorteile des Vereins. Sie selbst hat bereits sehr positive Erfahrungen gemacht und bestätigt, dass man innerhalb des Netzwerks ohne Scheu auf andere Bücherfrauen zugehen und um Ratschläge bitten oder sich erkundigen kann, wie andere ein ähnliches Problem wie das, vor dem man gerade steht, gemeistert haben. Hier könne man dann auch mal Tacheles über Geld reden, um sich für Gehaltsverhandlungen zu rüsten.
25 Jahre BücherFrauen e.V. – und noch kein bisschen müde
Seit nunmehr 25 Jahren vernetzen die BücherFrauen Verlegerinnen, Buchhändlerinnen, Agentinnen und andere Frauen, die beruflich „was mit Büchern“ machen. An die 900 Mitglieder sind es inzwischen. Wie die Jungen Verlagsmenschen sind sie in Regionalgruppen organisiert. Es gibt Veranstaltungen wie Diskussionsrunden und Vorträge, Weiterbildungen und Mentoringprogramme, insbesondere für jüngere Kolleginnen. Hier betont Frau Weise, dass Mentorin und Mentees immer auf ein konkretes Ziel hinarbeiten und es sich nicht um ein allgemeines Coaching handelt: „Man sollte schon wissen, was man will.“
Das Ziel der BücherFrauen ist aber nicht nur der fachliche Austausch, sondern insbesondere die politische Interessensvertretung. Hier kommen Themen wie der gender pay gap nicht nur zur Sprache, es wird auch an Lösungen gearbeitet.
Mich hat interessiert, was sich seit der Gründung verändert hat. Hier wies Frau Weise insbesondere auf die Gründung der Akademie und die Weiterentwicklung von Fortbildungsangeboten hin. Es sei vor allem eine größere Professionalisierung zu spüren.
Was sich aber nicht verändert habe, sei der politische Hintergrund, bekräftigt Frau Weise. Der Verein wurde unter anderem auch gegründet, weil andere Interessensvertretungen für Menschen in der Buchbranche, wie z.B. der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, nicht auf Fragestellungen eingingen, die besonders Frauen der Branche umtrieben. Geschlechtergerechte Bezahlung ist nur ein Beispiel. Das Hinwirken auf die Gleichstellung von Männern und Frauen ist auch in den acht Leitsätzen verankert, ebenso wie die Stellungnahme zu frauen- und branchenpolitischen Fragestellungen. Es bleibt also spannend!
Sandra van Lente