von Lisa Kühnemund

Die Buchbranche befindet sich im Wandel. Zum Leidwesen vieler GeisteswissenschaftlerInnen ist das romantisierte Bild der klassischen Verlagsberufe kaum mehr mit der Gegenwart zu vereinen, da die Technik auch hier Einzug gehalten hat. Dies führt zu verringerten Jobchancen für GeisteswissenschaftlerInnen im Verlagswesen. Immer wieder liest man in den Stellenanzeigen von „Internetaffinität“ oder „Zahlensicherheit“ – die Buchbranche braucht technikversierte MitarbeiterInnen.

Also was nun? Ist das der Todesstoß der Geisteswissenschaften? Nein, meint Frau Dr. Eva Tsigkana, Data Scientist der Ippen Digital Media GmbH. Laut ihr ist es an uns GeisteswissenschaftlerInnen mit der Zeit zu gehen und die Technik mit unseren Wissenschaften zu verbinden. Tsigkana fungiert dabei selbst als Vorbild: Seit 2018 studiert sie Computerlinguistik an der LMU München. 

Computerlinguistik ist die maschinelle Verarbeitung von natürlicher Sprache. Das hört sich ziemlich technisch an, ist für uns aber schon alltäglich: Die Methoden der Computerlinguistik reichen von der Textverarbeitung und Rechtschreibkorrektur über Spracherkennung, Websuchen und Informationsextraktion bis hin zur maschinellen Übersetzung, Bedeutungsanalyse und künstlicher Intelligenz. Kurzum: Ohne die Forschung im Bereich der Computerlinguistik wäre der tägliche Gebrauch von Suchmaschinen, das Internet, wie wir es kennen, und auch jede andere textverarbeitende Technologie unmöglich. 

Was beinhaltet also das Studium der Computerlinguistik? Da die Studierenden zumeist ein abgeschlossenes geisteswissenschaftliches Studium haben, werden vor allem technische Kenntnisse vermittelt. Dazu zählen die gängigen Programmiersprachen und der umfassende Einblick in die konkreten Anwendungen mit ihren unterschiedlichen Einsatzbereichen.

Es gehört schon etwas Mut dazu, sich als GeisteswissenschaftlerIn in einem informatik- und mathematiklastigen Fach zu versuchen. Doch dieser Mut wird belohnt: Laut der LMU München wächst der Bedarf an Computerlinguisten und -linguistinnen stetig, ohne dass eine Abnahme erkennbar oder auch nur zu erwarten wäre. Als Fazit lässt sich somit festhalten: Die GeisteswissenschaftlerInnen von Gestern werden die Data Scientists von Heute und Morgen sein.


Artikel verfasst von Lisa Kühnemund im Rahmen der JVM-MessereporterInnen in Kooperation mit der Frankfurter Buchmesse.