Von Theresa Kohlbeck Jacobsen
FBM 2024: Literarische Inseln
Mein Name ist Theresa Kohlbeck Jakobsen. Ich bin Promovendin der skandinavistischen Literaturwissenschaft und absoluter Buchmesse-Newbie. Ich war dieses Jahr zum ersten Mal bei der Frankfurter Buchmesse und am Stand der Landesvertretung der Färöer gleich mittendrin im Geschehen. Hier berichte ich euch von meinen „Frischlingseindrücken“ sowie meinen Aufgaben während des Messewochenendes.
Der Weg zur Buchmesse
In meinem Promotionsprojekt beschäftige ich mich mit Familien- und Fischereidarstellungen färöischer Romane der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Im Zuge der Arbeit sowie meines Engagements für den Deutsch-Färöischen-Freundeskreis e. V. kam ich in Kontakt mit dem staatlich finanzierten Literaturbüro der Färöer, FarLit. Im Sommer 2024 fragte mich die Koordinatorin Jóhanna H. Wolles dann, ob ich mir vorstellen könnte, die Inseln auf der Frankfurter Buchmesse am Samstag und Sonntag zu vertreten. Eine doppelt einmalige Chance für mich: zum ersten Mal auf die Buchmesse zu fahren und gleichzeitig ein Wochenende damit zu verbringen, über mein Lieblingsthema, die Färöer, zu sprechen.
Die Vorbereitungen
Um den Besucherinnen und Besuchern der Messe Auskunft geben zu können, musste ich mich selbstverständlich auch mit dem aktuellen Katalog von Farlit vertraut machen, denn das Literaturbüro vertritt (fast) alle färöischen Verlage gebündelt. Das bedeutet, dass am Stand von Schul- und Fachliteratur bis Belletristik und Lyrik alles dabei sein wird. Auch wenn ich behaupten würde, dass ich meistens in Bezug auf die färöischen Neuerscheinungen up-to-date bin, kann ich trotzdem nicht immer alle Genres im Blick behalten. Meine Vorbereitung auf die Frankfurter Buchmesse bestand somit, vermutlich wenig verwunderlich, aus Lesen und Notizen machen.
Tag 1 – Freitagnachmittag
Nach einer vierstündigen Zugfahrt und dem Hotel-Check-In kam ich am Freitagnachmittag schließlich auf dem Messegelände an. Der Freitag ist der erste Tag, an dem die Messe für normale Besucherinnen und Besucher geöffnet ist. Ich betrat die Messe über den Haupteingang zusammen mit vielen weiteren Menschen. Mein erster Eindruck war eine Mischung aus Bahnhofshalle und Flughafen, nicht nur optisch, sondern vor allem auch akustisch. Besonders die Fahrsteige, die die Menschenmassen durch die Gänge beförderten, erinnerten mich an den Berliner Flughafen.
Nach einigem Herumirren fand ich schließlich die Halle 4.1, die vom City-Eingang am besten entweder über den Hof oder die Halle 3 erreichbar ist. Hier waren dieses Jahr die internationalen Literaturagenturen und -büros untergebracht. Den Stand der Färöer fand ich verhältnismäßig schnell, da die nordischen Länder gebündelt ausstellten und mit einem großen Schild The Nordic Countries auf sich aufmerksam machten. Vertreten waren im Gang B & C somit auch Dänemark, Finnland, Schweden, Norwegen, Grönland und Island. Nach einer kurzen Begrüßung durch den Farlit-Koordinator Markus Hammer hatte ich den Rest des Nachmittages Zeit, die Messe zu erkunden.
Ich verbrachte den Nachmittag vor allem in den Hallen 3.1 und 4.1. Neben vielen kleinen deutschen Verlagen gab es dabei viel über Autorinnen und Autoren der europäischen Länder zu entdecken. Besonders angetan hatte es mir außerdem die Bühne vom Zentrum Wort, in deren Programm sich alles um Übersetzung und um das Gastland Italien drehte. Ich hörte dort eine spannende Diskussion zum Thema „Frauenrechte und Selbstbestimmung in Italien – über Gewalt und Abtreibung in den Romanen von Ada D’Adamo und Valentina Mira“, bei der sowohl die Verlegerin Loretta Santini als auch die Übersetzerin Barbara Sauser anwesend waren. Das Programm wurde u. a. vom Berufsverband der Übersetzenden (VdÜ), zusammengestellt. Nach mehreren aufregenden Stunden ging es für mich dann wieder zurück ins Hotel, um bei einem Abendessen mit den färöischen Vertreterinnen und Vertretern über meine Aufgaben an den kommenden Messetagen zu sprechen.
Tag 2 – Der Samstag
Am Abend vorher hatte ich erfahren, dass ich das Messewochenende über allein das Literaturbüro am Stand repräsentieren würde. Das war zwar überraschend für mich aber auch aufregend, da ich nicht wusste, mit welchen Charakteren und Fragen ich in den nächsten Tagen konfrontiert sein würde. Ich wusste nur, dass es ein langer Tag werden würde, da ich von 9.00 Uhr morgens bis 18.00 abends vor Ort sein würde. Ich begann meinen Tag damit, den Stand aufzuräumen, Snacks bereitzustellen und Bücher für die Auslage auf den Tischen auszuwählen. Außerdem überflog ich noch einmal die ausgestellten Bücher, um auf etwaige Fragen vorbereitet zu sein und dann ging es auch schon los. Die Tickets für Samstag waren ausverkauft und das bekam ich selbst in der im Vergleich eher ruhigeren Halle 4.1 zu spüren.
Die Besucherinnen und Besucher lockten neben dem schönen Design der Wände des Messestandes besonders das färöische Knäckebrot, das es zu probieren gab. Darüber hinaus blieben viele am Bücherregal stehen, um durch das ein oder andere Buch zu blättern. Gerade die bunt illustrierten Kinderbücher hatten es vielen angetan. Außerdem kamen viele zu mir an die Theke, auf der eine Karte der 18 Inseln zu sehen war, um mich mit Fragen aller Art zu Land, Literatur und Kultur der Färöer zu löchern.
Neben den vielen Zufallsbesucherinnen und -besuchern schauten auch mir bereits bekannte Gesichter wie der Übersetzer Martin Schürholz, der zum Beispiel die Krimis des färöischen Autors Steintór Rasmussen ins Deutsche übersetzt hat, bei mir am Stand vorbei. Vereinzelt besuchten mich auch Studierende der Skandinavistik so wie erstaunlich viele Linguistinnen und Linguisten unterschiedlichster Philologien, die sich gerne über die färöische Sprache austauschen wollten. Färöisch habe ich im Vorfeld meiner Promotion im Rahmen einer Sommerschule, Sprachkursen und mehreren Auslandsaufenthalten erlernt. Mein erster vollständiger Messetag verging wie im Flug und plötzlich war es auch schon Zeit für mich, in mein Hotel zurückzufahren und bei einem Abendessen die Eindrücke des Tages zu verarbeiten.
Tag 3 – Der Sonntag
Der letzte Tag der Frankfurter Buchmesse begann für mich leider nicht sehr gut, denn ich wachte morgens sehr erschöpft und etwas erkältet auf. Nach Absprache mit Farlit beschloss ich mich bis zum Hotel-Check-Out auszuruhen und erst nachmittags auf die Messe zu fahren, dementsprechend verbrachte ich nur den halben Sonntag vor Ort. Die Unterhaltungen mit den Besucherinnen und Besuchern waren jedoch genauso erfrischend wie am Vortag. Viele erzählten mir von ihren Reisen auf die Färöer oder baten mich um Reisetipps, die ich dank meiner färöischen Ausbildung als Fremdenführerin alle zufriedenstellend beantworten konnte. In der Halle 4.1 waren schon ab circa 14 Uhr viele der Ausstellenden in Aufbruchslaune, so dass kein richtiges Messefeeling aufkommen konnte, da viele der Stände sich bereits im Abbau befanden. Doch ich hatte noch einige Gespräche zu den Angeboten von Farlit für Übersetzende und Verlage sowie zur Bedeutung des Strickens auf den Färöern bis ich schließlich am späten Nachmittag von der Messe Richtung Frankfurt Hauptbahnhof aufbrach, um wieder zurück nach Berlin zu fahren.
Resümee
Ich habe meine erste Frankfurter Buchmesse sehr genossen, es war eine neue und einzigartige Erfahrung, von so vielen Menschen der Buchbranche umgeben zu sein. Gleichzeitig war es auch ziemlich überfordernd, die Messe allein und eigenständig zu erkunden. Die repräsentative und wissensvermittelnde Arbeit am Stand war unterhaltsam und hat mir viel Spaß gemacht. Die Literatur der Färöer ist eine Herzensangelegenheit für mich, doch selten ergibt sich die Möglichkeit, mit so vielen unterschiedlichen Menschen über die Inseln generell und natürlich über ihre fantastischen Autorinnen und Autoren sowie deren Bücher zu sprechen. Meine Lieblingserinnerung wird das kleine Mädchen bleiben, das sich so sehr darüber gefreut hat, dass ich ihr das Bilderbuch Svansi-Bob von Joan Waag Høgnesen geschenkt habe, in das sie sich auf den ersten Blick verliebt hatte.