von Alwina Nagel
Jede*r zweite Deutsche träumt davon ein Buch zu schreiben, laut einer Umfrage von Books on Demand GmbH. Als Geschäftsführer des europäischen Marktführers im Print on Demand kann Dr. Marko Kuck die Werke von rund 65.000 Autor*innen auf seiner Plattform anbieten. Aber was ist der Grund für den heutigen Erfolg des Selfpublishing? Am Donnerstag der Frankfurter Buchmesse diskutieren Branchenexpert*innen, wieso der Selbstverlag durchaus mit Publikumsverlegern konkurriert.
Selbst ist der Boss
Eine Verlagsveröffentlichung ist oft statisch, erklärt die Autorin Lisa F. Olsen. In den letzten drei Jahren hat sie fünf Bücher geschrieben und diese selbst herauszugeben war für sie der richtige Weg. Keine Kompromisse, mehr Kontrolle und auch die Auswahl des richtigen Timings waren für sie als Gründe ausschlaggebend, um mit BoD als Partner in den Selbstverlag zu gehen. Neben dem Autorinsein ist Olsen Psychologiestudentin und genießt den persönlichen Austausch, den sie mit ihrer Leserschaft auf Social Media pflegt.
Der Verlag im wirtschaftlichen Zwang
Als Geschäftsführer der Verlagsgruppe Oetinger kennt Thilo Schmid den wirtschaftlichen Aspekt des Verlegens. Als Schmid selbst ein Buch veröffentlichen möchte, ist für ihn klar: Sein Gedichtband über Mallorca ist für den traditionellen Handel zu speziell. „Jeder normale Verlag hätte gesagt, das ist Wahnsinn,“ sagt er. Bei vierfarbigen Seiten, Bildern und Lesebändchen bekam er von einem traditionellen Verlag die Rückmeldung, sein Buch müsste eigentlich über vierzig Euro kosten, damit es überhaupt kostendeckend sei.
Self-Publishing als Vorreiter
Bücher sind bei Print-on-Demand-Plattformen nicht nur ständig verfügbar, sie sind auch nachhaltiger. Für Sarah Natusch, Buchhändlerin in der Buchhandlung Hoffmann, sind Self-Publisher*innen aus einem anderen Grund interessant. „Queere Literatur wäre ohne Self-Publisher*innen noch nicht so weit,“ bestätigt sie. Queere Bücher hätten im Selbstverlag schon viel früher Fuß gefasst. Auch Bücher des New Adult-Genres, die in der Vergangenheit despektierlich behandelt wurden, haben neue Anerkennung in der BookTok-Community erfahren. „Diese Kundschaft zu ignorieren ist fatal,“ sagt Natusch.
Als Alternative zum traditionellen Verlagswesen ist das Selfpublishing demnach nicht zu unterschätzen. Die große Anerkennung, die Self-Publishing-Autor*innen in Nischenbereichen wie queerer Literatur oder dem New Adult-Genre finden, zeugt von einem spürbaren Wandel in der Verlagsbranche.