Sabine Landes stellt die Ergebnisse vor © Anja Fuhrmann

Sabine Landes stellt die Ergebnisse vor
© Anja Fuhrmann

Beim Karrieretag auf der Leipziger Buchmesse stellte Sabine Landes erste Ergebnisse der von den Jungen Verlagsmenschen durchgeführten Umfrage vor. 800 Teilnehmer bewerteten ihren Einstieg in die Buchbranche, wobei der Schwerpunkt auf Volontariaten lag. Nur 8% der Teilnehmer hatten direkt, also ohne Praktikum oder Volontariat, den Berufseinstieg geschafft.

Die  wichtigsten Fakten:

  • Die Dauer des Volontariats betrug meist zwischen einem und zwei Jahren.
  • Durchschnittlich vergütet wurde das Volontariat mit 1117€ brutto im Monat, das ergibt einen Stundenlohn von 6,44€ – also deutlich weniger als der Mindestlohn von 8,50€.
  • 28% der Teilnehmer verdienten sogar weniger als 1000€ brutto monatlich. Bei 1117€ brutto bleiben ca. 850 netto. Als durchschnittlicher Mietpreis wurden 395€ ermittelt, damit sind 450€ zum Leben übrig.
  • Kein Wunder also, dass 1/3 der Teilnehmer einen Nebenjob während des Volontariats hatten.
  • Ein wichtiger, in den Antworten oft genannter Begriff ist „Learning by doing“.
  • 91% der Teilnehmer sahen ihr Volontariat als Ersatz für eine reguläre Stelle an.
  • Die Übernahmequote liegt im Durchschnitt bei 53%, wobei von denen, die ihr Volontariat bereits abgeschlossen haben, 70% übernommen wurden.
  • Die Benotung fiel mit gesamt 2,7 recht gut aus, das Verhältnis Arbeit zu Bezahlung wurde mit  4,4 am schlechtesten bewertet.
  • Der Nachwuchs scheint verinnerlicht zu haben, dass es schwer ist, in die Branche zu kommen, und dass deshalb Zugeständnisse notwendig sind. Das sollte hinterfragt werden!
Das Podium © Anja Fuhrmann

Das Podium
© Anja Fuhrmann

Anschließend diskutierten Sabine Landes, Andy Artmann und Prof. Dr. Randolf Dieckmann (Professor für Controlling in der Medienwirtschaft an der HTWK Leipzig), moderiert von Lena Augustin (Junge Verlagsmenschen).

Das Volontariat werde nicht mit dem Mindestlohn vergütet, da es sich dabei um eine Ausbildung handele, so wird oft argumentiert. Prof. Dieckmann bezeichnet dies als eine „Frechheit“, denn wer ein Studium absolviert habe, bringe Bildung mit – der Wert dieser Bildung werde von den Arbeitgebern oft unterschätzt. Außerdem widerspricht das Argument  der Einschätzung von 91% der Umfrageteilnehmer, die ihre Tätigkeit nicht als Ausbildung, sondern als Ersatz für eine volle Stelle angesehen haben.

Angesichts der Umfrageergebnisse wundert sich Lena Augustin über die positive Bewertung: immerhin lag die Gesamtnote bei 2,7. Möglicherweise hat das mit Idealismus und der Begeisterung für den Beruf zu tun.

Wie begegnet man dem Argument der Verlage, sie könnten gar nicht mehr bezahlen? Hat es mit Angebot und Nachfrage zu tun und damit, dass sich doch immer noch ein Bewerber findet, der die Stelle zu diesen Konditionen annimmt?

Braucht man überhaupt das Volontariat? Fehlende praktische Erfahrungen bei Studienabsolventen wären ein Argument dafür. Manche Absolventen wären froh über eine Anleitung, aber auch die fehlt oft, wie die Ergebnisse zeigen: 79% hatten keinen Ausbildungsplan. Das Volontariat bräuchte also die Rahmenbedingungen einer Ausbildung, zum Beispiel einen betreuenden Ansprechpartner im Kollegium.

Im Journalismus, so Andy Artmann, gibt es Tarifverträge für Volontariate, die u.a. festlegen, welche zusätzlichen Bildungsangebote es geben muss und wie das Verhältnis fest angestellte Redakteure/ Volontär sein muss (3:1). Natürlich kann man nicht davon ausgehen, dass diese immer eingehalten werden.

Prof. Dieckmann rät seinen Studenten, sich gar nicht erst  auf (schlecht bezahlte) Volo-Stellen zu bewerben, weiß aber auch, dass das in der Praxis nicht so leicht umzusetzen ist. Kurzfristig, so Prof. Dieckmann, wird nicht viel zu ändern sein, langfristig besteht die Hoffnung, durch eine Berieselungs-Strategie (wie man im Marketing sagen würde) ein Umdenken herbeizuführen.

Andy Artmann rät dazu, „die Macht der Öffentlichkeit zu nutzen“, indem die Jungen Verlagsmenschen das Thema immer wieder aufgreifen und in Foren wie dem Nachwuchsparlament zur Sprache bringen.

Alle Ergebnisse der Umfrage gibt es ab dem 30. März als Kurzbericht hier zu lesen!

 

Marcella Melien