von Sarah Schulz
Auch der mediacampus frankfurt hat es sich nicht nehmen lassen zur diesjährigen digitalen Frankfurter Buchmesse, online Veranstaltungen zu organisieren. So fand zum Auftakt der Messe bereits am Dienstag, dem 13. Oktober 2020 ein lockerer, informativer Karriereabend mit Elena Appel, Referentin Berufsbildung beim Börsenverein, und Judith Hoffmann, seit 11 Jahren am mediacampus für Weiterbildungen aus allen Bereichen zuständig, statt. Die Themen des Abends: Bewerbung, Weiterbildung, Networking & Messen – wobei der Schwerpunkt hauptsächlich auf dem Punkt Bewerbung lag.
Erste Frage: Wie gelingt mir der Einstieg?
Grundlegend sind viele Wege in die Buchbranche möglich: Ausbildung, Studium, Quereinstieg und und und. Ein Studium ist nicht immer notwendig, aber in manchen Bereichen wie dem Lektorat geht es in der Regel nicht ohne. Neben den häufig beliebten Feldern Lektorat, Presse und Marketing gibt es im Verlag aber noch viel mehr Optionen, zum Beispiel die Herstellungsabteilung oder den Vertrieb, die haben viele am Anfang gar nicht so auf dem Schirm. Und das ist immer noch nicht alles: Neben dem klassischen Buchhandel und Verlagen, bieten Agenturen, Literaturhäuser, Barsortimenter und Auslieferungen und viele mehr abwechslungsreiche Arbeitsfelder. Es ist gar nicht so einfach, in dieser Vielfalt den passenden Bereich zu finden – Praktika sind deshalb die perfekte Möglichkeit, in unterschiedliche Bereiche reinzuschnuppern und sich ein Bild zu machen. Die Referentinnen sind allerdings ehrlich: Oftmals ist es schwierig, einen Praktikumsplatz zu ergattern, wenn man vorher noch gar keine Erfahrungen gesammelt hat. Da heißt es nur: Dran bleiben!
Schritt 1: Stellenausschreibungen sichten
Mut zur Lücke sollte man bei Stellenausschreibungen unter Beweis stellen, denn es gibt kaum Stellen, auf die man zu hundert Prozent passt. Wichtig ist es, die eigenen Stärken zu kennen und Soft Skills durch Hard Facts zu belegen. Zum Beispiel legt eine bereits abgeschlossene Ausbildung im Buchhandel nahe, dass der oder die Bewerber:in in der Lage ist, offen zu kommunizieren, was eine vielfach gewünschte Fähigkeit in Jobbeschreibungen ist. Und dann kann man sich immer noch fragen: Was bringe ich on top mit? Stellenausschreibungen sind zum Beispiel online auf Orbanism, beim börsenverein, im börsenblatt, bei den jvm, oder der Website buechercampus.mediacampus zu finden – und natürlich bei den Unternehmen selbst.
Tipps und Tricks zum Anschreiben
Das Anschreiben ist sozusagen die Visitenkarte und soll Interesse wecken, weiter zu blättern. Deshalb ist es essentiell, keine generischen Anschreiben zu verwenden, sondern es bei jeder Bewerbung individuell anzupassen und keine Phrasen à la „ich bin teamfähig und flexibel“ zu verwenden, sondern vielmehr zu beschreiben: „Was sagt eine bestimmte Tätigkeit, Erfahrung oder Ausbildung (die zur Stellenbeschreibung passt) über mich aus?“ Über allem steht die Frage: Was bringe ich mit und was motiviert mich für die Stelle? Tipp für den Hinterkopf: Einen eigenen Werbeslogan über sich selbst formulieren. Das kann helfen, die eigenen Stärken zu erkennen. Außerdem schadet ein wenig Selbstlob ab und an auch nicht.
Ein paar Stichworte zu den Formalia:
- Bewerbungsform wie ausgeschrieben (Email, online Maske, Print, etc.)
- Gestaltung: klare Strukturierung, Leserführung, lieber weniger Layout
- Korrektur lesen lassen!
- Tippfehler und unharmonische Umbrüche vermeiden
Wissenswertes zum Lebenslauf
Persönliche Angaben, Werdegang, Kompetenzen – Beim Lebenslauf sind vor allem Struktur und Übersichtlichkeit gefragt. Nicht mehr notwendig ist es, die Berufe der Eltern und den Familienstand aufzuführen. Aber insbesondere Hobbys wie Leistungs- oder Teamsport sind hingegen besondere Hinweise und signalisieren Erfolgsorientierung, Team- und Leistungsfähigkeit. Sie sollten also unbedingt in den Lebenslauf aufgenommen werden. Strukturell ist es üblich in der Gegenwart zu beginnen und dann in der Laufbahn zurück zu gehen. Außerdem können einzelne Stationen mit Schlagworten zu Tätigkeiten und Themenfeldern versehen werden. Bewerbungsfotos sind kein Muss. Wenn man sich dafür entscheidet, soll es ein Foto sein, mit dem man sich wohlfühlt und auf dem man sich wiedererkennt. Und wer ein Xing oder Linkedin-Profil besitzt, kann das Tool nutzen und den Link in den Lebenslauf aufnehmen.
Wichtig in Bezug auf das Bewerbungsformat ist es, keine offenen, veränderbaren Dateien zu senden, sondern die Inhalte und das Layout durch geschlossene Formate (z.B. PDFs) zu schützen. Außerdem muss jede einzelne Datei, die angehängt wird und Teil der Bewerbung ist, den vollständigen Namen der oder des Bewerber:in enthalten. Dabei auf jeden Fall eine einheitliche Schreibweise wählen.
Tipp: Telefonnummer angeben! Oftmals kann man dadurch auch kurzfristige Rückfragen klären und ist bei positiven Neuigkeiten, die lieber persönlich überbracht werden, erreichbar.
Bewerbung formvollendet abgeschickt, aber keine Rückmeldung erhalten? Wenn kein genauer Zeitpunkt in der Ausschreibung genannt wurde, ist es legitim nach 1 bis 2 Wochen einmal nachzufragen, ob die Unterlagen angekommen sind.
Nächster Schritt: Das Bewerbungsgespräch
Auf die Bewerbung folgt eine Einladung zum Gespräch? Erster Rat: Sich freuen! Die erste Hürde ist geschafft. Zur Vorbereitung kann man sich Antworten auf Standardfragen überlegen (Stärken? Schwächen? Wo sehe ich mich in 5 Jahren? etc.), noch einmal die Unternehmensseite anschauen und die Stellenausschreibung mit dem eigenen Lebenslauf verknüpfen. Außerdem kann man als Bewerber:in auch Fragen an den Gesprächspartner stellen, zum Beispiel was für Angebote gibt es für Kolleg:innen oder wie lässt sich der Arbeitsplatz gestalten, denn es ist ein Gespräch auf Augenhöhe und der potentielle Arbeitgeber bewirbt sich gewissermaßen auch. Für das Outfit kann man sich stilmäßig an der Atmosphäre der Website orientieren – wichtig ist hier auch sich wohlzufühlen! Während des Gesprächs ist es vor allem wichtig, entspannt zu sein, sich selbst zu motivieren sowie Sympathie und Interesse zu zeigen. Außerdem kann man sich selbst fragen: Kann ich mir das vorstellen? Im Anschluss gehört eine Mail mit einem Dank für das Gespräch zum guten Ton.
Was kann ich sonst tun?
Was sonst noch hilfreich ist? Kontakte knüpfen, Netzwerken, Branchenevents besuchen (wie zum Beispiel die Frankfurter Buchmesse), an Mentoringprogrammen teilnehmen, Mitglied werden in Vereinen wie den JVM oder den Bücherfrauen oder in der Nachwuchs AG des Börsenvereins usw.
Am Ende des Abends kann man sagen, dass kaum genug Zeit blieb um alle Fragen zu klären, aber viele praktische Tipps und Anregungen mitgegeben wurden. Letztendlich ist aber jeder Weg individuell, deshalb gibt es nicht das pauschale Karriererezept. Wer Beratungsbedarf hat, kann sich an Elena Appel und Judith Hoffmann wenden (Kontakte findet ihr hier) – und natürlich auch an das JVM-Netzwerk.