Seit Jahren müssen Buchhändler ihre Verkäufe an den Verkaufszahlen von Ebooks messen lassen. Aber besteht tatsächlich eine Konkurrenz zwischen beiden Buchformen? Wann Ebooks mehr Sinn machen als das haptische Leseerlebnis – und umgekehrt – darüber haben unsere Messereporter Carina Ringsdorf und Ronya Moll mit Sibylle Heyn gesprochen, die im Vertrieb der Libri GmbH arbeitet.

Im Buchhandel schmökern oder durch eine Internetseite scrollen?
© Alexander Heimann/Frankfurter Buchmesse

Messereporter: Gibt es ihrer Meinung nach ein bestimmtes Genre, das für einen Ebook Reader prädestiniert ist?

Sibylle Heyn: e-Books werden überwiegend für das Lesen von Romanen, also Unterhaltungsliteratur, Belletristik oder auch politischen Sachbüchern genutzt. Eher das, was man so in der Freizeit liest. Weniger für Fachliteratur.

Gibt es bestimmte Personengruppen, zu denen ein Ebook besser passt als ein gedrucktesBuch ?

Heyn: Es ist so, dass vor allem ViellLeser dazu neigen. Sie lesen viel und brauchen dementsprechend auch viel Stoff, ihre Bücherregale sind vielleicht voll und man kann eben auch unterwegs lesen. Besonders am Umsatz der Taschenbücher merken wir im Buchhandel, dass Leute auf eEbooks umgestiegen sind. Das ist eher die Zielgruppe, die eben viele Bücher liest und dann ist die Bandbreite ein bisschen mehr Frauen wie Männer, was selten bei technischen Sachen ist. In diesem Fall sind es überproportional mehr Frauen, ich glaube so 60:40 und dann reicht die Zielgruppe auch an fortgeschrittene Altersstufen heran,. Schließlich können sie sich die Oberfläche ja in unterschiedlichen Schriftgrößen anzeigen lassen und das erleichtert Leuten, die nicht mehr ganz so gut sehen, das Lesen.

Glauben Sie, dass eEbooks die klassischen Bücher irgendwann quasi ablösen. werden?

Heyn: Ich glaube, dass sich unser aller Leseverhalten tatsächlich ändern wird. Ich glaube schon, dass für bestimmte Bereiche das Print- also Papierbuch bestehen bleiben wird. Ich kann mir aber vorstellen, dass in naher Zukunft z.B. Schulbücher nicht mehr als Papierbücher existieren. Oder, dass auch Fachbücher in irgendeiner Form elektronisch zu lesen sind. Ob sich das immer auf einem Reader abspielen wird oder ob es dann andere Techniken gibt, das weiß ich nicht. Aber ich glaube, es wird sich tatsächlich viel ins elektronische Lesen verlagern. Mit Sicherheit werden aber bestimmte Bereiche bleiben, in denen man eher das Gedruckte vorzieht, weil man es angucken kann – aufheben will.

Eine Frage, die zum Teil schon beantwortet wurde: Was glauben sie, macht einen Reader so besonders und wieso tendieren immer mehr Leute dazu?

Heyn: Ich denke zum Einen, weil es flexibel ist. Wenn Sie sich vorstellen, Sie fahren in den Urlaub und haben früher z.B. zwei bis drei Bücher mitgenommen und dann stellen Sie fest, dass Sie gerade auf alle drei keine Lust haben. Mit einem eEbook können Sie da schnell reagieren. Auch wenn man viel unterwegs ist und umso mobiler man ist, desto einfacher wird es weil es wenig wiegt. Ebooks kommen unserem Bedürfnis nach Mobilität entgegen und ich glaube, dass sich auch viele Leute zunehmend nicht mehr mit den Büchern belasten wollen. Liest man viel, braucht man auch dementsprechend viele Regale um sie aufzustellen. Viele Bücher hebt man ja heutzutage glaube ich auch nicht mehr auf.

Vielen Dank für das nette Gespräch.