Was gehört in Anschreiben und Lebenslauf, wie bereite ich mich auf ein Vorstellungsgespräch vor und welche Chancen haben Initiativbewerbungen? Personalleiterinnen von Verlagen und Buchhandlungen geben Tipps aus erster Hand.

 

Welche Dos und Don‘ts für Bewerbungen bei Verlagen oder Buchhandlungen zu beachten sind – darum ging es in einer Fragerunde mit Personalmanagerinnen aus der Buchbranche. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels im Rahmen des Karrieretags Buch und Medien auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse.

 

Die Bewerbungsunterlagen

Wer sich für eine Stelle in einem Verlag oder einer Buchhandlung interessiert, steht zunächst einmal vor der schriftlichen Bewerbung. Besonders wichtig ist für Denise Timm, Personalmanagerin im Carlsen Verlag, dabei das Anschreiben. „Immerhin geht es im Verlagswesen um die deutsche Sprache.“ Sie achtet besonders darauf, ob die Bewerber im Anschreiben ihre Motivation überzeugend darstellen.

 

„Die meisten sagen nur, sie lesen gerne und in ihrer Kindheit waren sie begeistert von Harry Potter. Dabei hat Carlsen viel mehr zu bieten. Es wäre schön, wenn sich Bewerber zum Beispiel auch mal für unsere digitalen Produkte interessieren würden.“

 

Auch Ingrid Abeln, Personalleiterin bei der Osianderschen Buchhandlung, wünscht sich, dass sich die Bewerberinnen im Anschreiben mit dem Unternehmen auseinandersetzen und ihr Interesse an Sprache und Kommunikation zeigen.

Der Lebenslauf sollte gut strukturiert und die wichtigsten Stationen auf einen Blick erkennbar sein, betont Denise Timm. Punkten könne man bei einer Bewerbung für den Bereich Lektorat beispielsweise mit Auslandserfahrung, Fremdsprachenkenntnissen und passenden Praktika.

Ingrid Abeln freut sich besonders, wenn Bewerber im Lebenslauf ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten und Interessen angeben. „Das macht mich neugierig darauf, den Menschen kennenzulernen. Außerdem zeigt es, dass der Bewerber nicht nur zu Hause sitzt und liest – gerade für Buchhändler geht es schließlich darum, mit Menschen zu kommunizieren.“ Brüche im Lebenslauf findet sie nicht schlecht, sondern vielmehr interessant. Wichtig sei allein, dass der Bewerber die Stelle wirklich haben wolle. „Trauen Sie sich mit jedem Lebenslauf, sich zu bewerben!“, fordert sie das Publikum auf.

Ob ein Foto auf den Lebenslauf gehört oder nicht, wird im Rahmen von Diskriminierungsdebatten immer wieder diskutiert. Denise Timm vom Carlsen Verlag und Ursula Rosengart, Geschäftsführerin des GABAL Verlags, sprechen sich dennoch für ein Bild auf dem Lebenslauf aus. „Es muss allerdings ein aktuelles Foto sein“, stellt Ursula Rosengart klar.

 

„Einige Bewerber hätte ich beim Gesprächstermin fast nicht erkannt, weil die Bilder veraltet waren.“

 

Denise Timm betont, dass die Fotos professionell und seriös aussehen sollen. „Einmal hat eine Bewerberin für ein Praktikum im Humorbereich ein Bild mitgeschickt, auf dem sie die Zunge herausstreckt – so etwas geht nicht.“

 

v.l.n.r.: Ursula Rosengart, Lucia Falkenberg, Kai Mühleck (Börsenblatt), Stefan Hauck (Börsenblatt), Denise Timm, Ingrid Abeln

 

Daneben gibt es natürlich auch formale Anforderungen zu beachten.

 

„Korrekte Rechtschreibung und Grammatik, der richtige Name des Ansprechpartners, der richtige Unternehmensname – all das klingt zwar banal, aber dabei passieren immer wieder Fehler“,

 

sagt Ingrid Abeln. Die Online-Bewerbung scheint allgemein beliebter zu sein als die traditionelle Bewerbungsmappe per Post. „Eine digitale Bewerbung kann man leichter verarbeiten und zum Beispiel Kollegen weiterleiten“, erklärt Rosengart. Denise Timm klickt auch gerne auf einen Link zu einem Xing- oder LinkedIn-Profil. Lucia Falkenberg, Personalleiterin bei eco – Verband der Internetwirtschaft e.V., weist darauf hin, dass alle Zeugnisse in einem PDF-Dokument zusammengefasst werden sollten, „damit keine Mails mit 35 Anhängen verschickt werden“. Wenn der Lebenslauf bereits sehr umfangreich sei, reichen ihrer Ansicht nach auch Belege für diejenigen Tätigkeiten aus, die für die Bewerbung am relevantesten sind.

 

Das Vorstellungsgespräch

Wenn die erste Hürde geschafft ist, steht die nächste Herausforderung an: das Vorstellungsgespräch. Was erwarten Personalerinnen, und wie können sich Bewerberinnen darauf vorbereiten?

Lucia Falkenberg will den Zuhörern die Angst vor einem Vorstellungsgespräch nehmen.

 

„Idealerweise entsteht ein Gespräch auf Augenhöhe – schließlich hat auch das Unternehmen ein Interesse daran, den Bewerber kennenzulernen.“

 

Für ein erfolgreiches Vorstellungsgespräch sei gegenseitige Sympathie unabdingbar. „Ich frage mich immer: Ist das jemand, den ich 40 Stunden die Woche sehen möchte? Wir suchen keine Superhelden, sondern Menschen, mit denen man Zeit verbringen will.“

 

loufre / Pixabay

 

Für Ingrid Abeln ist die Authentizität des Bewerbers besonders wichtig.

„Wir wollen wissen: warum dieser Job, warum dieses Unternehmen? Die Motivation muss klar und glaubwürdig sein.“ Auch Falkenberg möchte die Begeisterung ihres Gesprächspartners spüren.

Von großer Bedeutung ist es offenbar auch, sich im Voraus gut über das Unternehmen zu informieren.

 

„Die Todesfrage in Gesprächen ist meistens: ‚Was wissen Sie über uns?‘“,

 

erzählt Rosengart. Ein Großteil der Bewerber kenne sich kaum mit dem Unternehmen aus – das sei heutzutage, wo Informationen leicht im Netz recherchiert werden können, nicht akzeptabel. Denise Timm erwartet von kaufmännischen Bewerberinnen außerdem Grundkenntnisse über den Markt, zum Beispiel über die größten Konkurrenten des Verlags.

Die berüchtigte Frage nach den Schwächen stellen weder Rosengart noch Abeln oder Falkenberg. Grundsätzlich ist Ingrid Abeln jedoch dafür, ehrlich mit Stärken und Schwächen umzugehen, weil dies die Grundlage für eine gute Zusammenarbeit sei. Statt explizit nach den Schwächen zu fragen, erkundigt sich Falkenberg hingegen manchmal auf subtilere Weise, welche Aufgaben die Bewerberin als erstes delegieren würde, wenn sie einen Assistenten hätte.

Ein wenig Nervosität im Gespräch sei normal, finden Rosengart und Falkenberg. Dennoch dürfe man ruhig ein gesundes Selbstvertrauen ausstrahlen, sagt Denise Timm. Letztlich sei ein Mittelweg optimal: „Bei uns werden keine Bewerber eingestellt, die übertrieben selbstüberzeugt sind, aber auch keine, die nie den Mund aufmachen.“

 

Auf eine konkrete Frage sollten sich Bewerber vor ihrem nächsten Gespräch noch vorbereiten – die Frage nach dem Lieblingsbuch oder der aktuellen Lektüre. „Oft hören wir den Standardsatz ‚Ich lese gerne‘, aber wenn wir dann nachfragen, was das letzte Buch war, und keine Antwort bekommen, macht das natürlich einen schlechten Eindruck“, sagt Abeln. Falkenberg fragt außerdem gerne danach, welche Newsletter, Zeitungen oder Illustrierten der Bewerber liest. „Das sagt viel über einen Menschen aus.“

 

Wie stehen die Bewerbungschancen?

Bekanntermaßen ist der Einstieg insbesondere im Lektorat schwierig – dieser Eindruck scheint sich zu bestätigen, wenn Denise Timm von über 100 Bewerbungen auf einen Volontariatsplatz bei Carlsen spricht. Nichtsdestotrotz betont sie, dass ihres Wissens alle Volontäre nach ihrer Zeit bei Carlsen eine Stelle gefunden haben. Im Kinder- und Jugendbuchbereich seien Lektoren sogar teilweise gesucht. Bei Carlsen seien besonders in der Herstellung die Einstellungschancen gut. Auch Medienkaufleute und Buchhändler sind aktuell gefragt, sagt Ingrid Abeln.

Was die Erfolgschancen von Initiativbewerbungen angeht, fallen die Meinungen gemischt aus. Denise Timm und Ursula Rosengart weisen darauf hin, dass bei ihnen nur dann Volontariate zu vergeben sind, wenn sie auf der Verlagswebseite ausgeschrieben sind. Lucia Falkenberg freut sich jedoch über Initiativbewerbungen und ermutigt die Zuhörerinnen: „Probieren Sie es einfach und schreiben Sie Ihrem Wunsch-Arbeitgeber!“

 

Infos zu den Bildern:

v.l.n.r.: Ursula Rosengart, Lucia Falkenberg, Kai Mühleck (Börsenblatt), Stefan Hauck (Börsenblatt), Denise Timm, Ingrid Abeln

 

Judith Hillen