Am Messefreitag ist Karrieretag. Berufseinsteiger, die einen Job in der Buchbranche suchen, können sich hier über das Berufsfeld informieren. Bewerbungen sind oft das erste Bild, das sich potentielle Arbeitgeber von den Bewerbern machen. Im Fachforum stehen an diesem Freitag Max Riethmüller (Personaler, Unternehmensbeirat der Osianderschen Buchandlungen für die Themen Aus- und Weiterbildung) und Stefanie Brich (Geschäftsführerin des Landesverbandes Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland) im Gespräch mit Kai Mühleck (Mitarbeiter beim Börsenblatt) Rede und Antwort. Sie saßen schon oft auf der anderen Seite des Tisches und berichten worauf sie achten und was im Bewerbungsprozess wichtig ist, um einen guten Eindruck zu hinterlassen auf dem Weg zum Traumjob in der Buchbranche.

Dabei wurden diverse Fragen geklärt:

Wie kann ich mit meiner Bewerbungsmappe punkten?

Die Bewerbungsmappe ist das Erste, was der Personaler in der Hand hält. Natürlich sollte diese ein Anschreiben, einen Lebenslauf, alle relevanten Zeugnisse und vor allem Leistungsbeurteilungen aus Praktika oder vorherigen Tätigkeiten beinhalten. Wichtig war beiden Experten ein Foto des Bewerbers, das einen ersten Eindruck der Person vermittelt. Es ist zwar keine Pflicht, doch kann ein gutes Porträt, in einer der Stelle und dem Unternehmen angemessenen Kleidung einen positiven Eindruck hinterlassen. Um aus der Bewerbermasse herauszustechen, sollte sich der Bewerber Zeit für die Gestaltung der eigenen Mappe nehmen. Ein schönes Layout, eine gute und übersichtliche Gliederung, das Entwickeln eines eigenen Corporate Designs zeigen Mühe und Aufwand. Aus dem Internet kopierte Sätze und Phrasen sind eher ein No-Go. Für Max Riethmüller ist es wichtig, dass der erste Satz sitzt. Er sollte überraschen und zum Weiterlesen animieren. Die originellste Bewerbung die Riethmüller in Händen hielt, war wie ein Buch aufgebaut, unterteilt in Kapitel waren Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnisse untergliedert, eingeleitet von einem Inhaltsverzeichnis. Auch wenn solche Bewerbungen selten vorkommen, sie ist ihm in Erinnerung geblieben.

Nehmt Euch Zeit

Sorgfalt und die richtige Vorbereitung sind wichtig. So ist es beiden Experten wichtig, dass die richtige Person angesprochen wird, statt der Phrase „Sehr geehrte Damen und Herren“. Wenn der Ansprechpartner nicht bereits in der Ausschreibung steht, lässt er sich mit einem kurzen Telefonat ermitteln. Vor allem bei Initiativbewerbungen ist es sinnvoll vorher nachzufragen, ob es Vakanzen gibt und an wen man sich wenden kann. Heute werden Bewerbungen oft online geschickt. Viele Arbeitgeber schreiben in den Ausschreibungen oder Bewerberinformationen wie sie sich Onlinebewerbungen wünschen. In der Regel ist das eine PDF-Datei, die nicht Größer als 2-3 MB sein sollte.

Den guten Eindruck verstärken im Bewerbungsgespräch

Konnte der Bewerber mit der Bewerbungsmappe punkten, dann steht ihm das Bewerbungsgespräch bevor. Von der Bewerberrunde mit anderen Mitbewerbern bis zum Einzelgespräch gibt es verschiedene Formen, wie ein solches Gespräch ablaufen kann. Wichtig ist auch hier eine gute Vorbereitung. Hierbei können Bewerbungsratgeber hilfreich sein, um sich auf mögliche Fragen und den Ablauf eines solchen Gesprächs vorzubereiten. Noch wichtiger ist natürlich, sich über das Unternehmen zu informieren und warum ich mich genau dort bewerbe. Auch sollte der Bewerber eigene Fragen vorbereiten und sich nicht scheuen, nach dem Gehalt und den Arbeitsaufgaben zu frage. Für Azubis und Volontäre ist die Frage nach dem Ausbildungsplan wichtig.

Casual- oder Business-Look?

Durch die Kleidung wird das Erscheinungsbild des Bewerbers komplettiert. Sie sollte gepflegt und der Stelle angemessen sein. Wenn ich mich auf eine Führungsposition bewerbe, ist ein Business-Outfit angebracht, für eine Buchhändlerlehre kann es auch schon etwas legerer sein. Make-up, Tattoos und Piercings sind in der Regel kein Problem, solange sie mit der Unternehmensetikette vereinbar sind. Der Bewerber sollte selbstbewusst mit ihnen umgehen und dabei auch einen späteren Kundenkontakt bedenken.

Bleibe Du selbst. Authentizität ist alles.

Wichtig war beiden Experten, dass die Bewerber authentisch bleiben. Ein Bewerbungsgespräch ist für alle eine stressige Situation. Auch der Personaler ist angespannt. Wenn der Bewerber offen und ehrlich über die eigene Nervosität spricht, dass es zum Beispiel das erste Vorstellungsgespräch seit längerer Zeit ist, wird einem das kein Personaler übel nehmen. Es zeugt von Selbstreflexion. Schwierige Fragen sind oft ein Test, wie der Bewerber mit Stress umgeht. Dabei geht es weniger um die Antwort, als die um Reaktion der Bewerber. Die Frage nach den Schwächen zeigt dem Personaler, wie der Bewerber sich selbst betrachtet, ob er eigene Schwächen erkennt. Wenn er zudem bereits Lösungsmöglichkeiten anbietet, sieht der Personaler, dass man an sich arbeitet. Viele Schwächen, die Bewerber an sich finden, werden vom Personaler nicht unbedingt als negativ wahrgenommen. In der Diskussion um einen nicht gerade verlaufenden Lebenslauf wurde deutlich, dass dieser auch ein Vorteil sein kann. Ein Studienabbrecher ist zwar häufig etwas älter, doch er bringt auch sein bereits erworbenes Fachwissen mit in die Ausbildung. Vor allem mit Lücken im Lebenslauf sollten die Bewerber offensiv umgehen und diese erklären, denn nur so kann sich der Personaler ein Bild machen.

Was empfehlen die Experten?

Max Riethmüller empfiehlt vor allem eine gute Vorbereitung, Authentizität und ernsthaftes Interesse. Dabei können vermeintliche Schwächen auch Stärken sein. Es gibt immer auch eine positive Seite an den eigenen Schwächen, die sollten die Bewerber auch betrachten. Wer mehr Sicherheit gewinnen will, sollte Bewerbungssituationen mit Freunden und Familien durchspielen. Auch bei der Bewerbungsmappe hilft der Blick von außen, um z. B. Tippfehler zu vermeiden.

Stefanie Brich empfiehlt allen, die in der Verlagsbranche arbeiten möchten, die Branche gut kennenzulernen. Über Praktika, Volontariate und Werkverträge kann man sich bereits im Studium mit den möglichen Arbeitsfeldern vertraut machen. Ein Volontariat bei dem man mehrere Abteilungen durchläuft, kann ein guter Startpunkt sein. Brichs Tipp ist es, viele Erfahrungen zu sammeln und sich Mentoren zu suchen. Wichtig ist für sie, sich möglichst klare Vorstellungen von den verschiedenen Berufsbildern in der Verlagsbranche zu machen.

Babett Taenzer