Die Luft steht – die Gedanken fließen: In Klagenfurt ist das möglich. Klagenfurt, die touristische Metropole Kärntens am Wörthersee, in der die Hitze flirrt und sich mit der Herzlichkeit der Bewohner vereint. In dieser Stadt lesen 14 Autoren bei den 36. Tagen der deutschsprachigen Literatur um die Wette. Eine ganz besondere Atmosphäre. Was macht diese Atmosphäre aus?
Es ist, als führe man zu einem großen Familientreffen, obwohl man eigentlich nur Zaungast ist. Die Studentengruppe der Uni-Duisburg-Essen ist auf einmal Teil der Literaturexperten. Was sie sonst in Referaten, Vorträgen und Hausarbeiten erfahren, ist auf einmal Wirklichkeit.
Die jungen Germanisten verfolgen die Lesungen des Klagenfurter Literaturkurses und sind gebannt – schließlich sind viele gleich alt. Sie hören zu, bilden sich eine Meinung, diskutieren. So, als ob sie das tagtäglich machen würden. Bei der Lesung ist es heiß, aber sie halten durch und versuchen, einen kühlen Kopf zu bewahren. Die Gruppe diskutiert mit Friederike Kretzen, einer Tutorin des Literaturkurses, über Sinn und Zweck von Literaturschulen und Wettbewerben. Erkenntnis: Darüber lässt sich streiten. Viele Autoren beim Bachmannpreis haben das kreative Schreiben studiert – aber ist es eine Erfolgsgarantie? Nicht unbedingt. Der Ingeborg-Bachmann-Preis schafft internationale Aufmerksamkeit und bringt die Autoren weiter, aber nicht alle Gewinner schreiben weiterhin (erfolgreiche) Bücher. Ist der Wettbewerb also erfolgsversprechend?
Bei der Eröffnung am Abend gibt es die Pressetaschen mit Namensschild, auf dem auch der Name der Universität steht. Die Studenten werden von Lektoren und Verlagsmitarbeitern angesprochen: Wer seid ihr? Was macht ihr hier? Sie gehören dazu, ganz plötzlich, einfach so, treffen Autoren, über die sie vorher recherchiert haben. Im ORF-Studio ist es voll. So voll, dass die Studenten keinen Sitzplatz bekommt, sondern als Zaungäste am Rand stehen. Immer wieder schlängeln sich Mitarbeiter vorbei. Es sind Kabelträger oder sie bringen Getränke für die Redner und Blumen für Ruth Klüger, die die Eröffnungsrede hält. Im Studio ist es wunderbar kühl. Der kühlste Ort in ganz Klagenfurt. Beim anschließenden Empfang im Garten ist stillvolle Biergarten-Atmosphäre. Bierzeltgarnituren mit weißen Stofftischdecken, Kerzen und Rosenblättern als Dekoration.
Diese Kombination macht auch den Bachmannpreis aus: Ganz normal und doch so besonders!
Lisa Korte