Sophie Schmidt

Sophie Schmidt

JVM meet: Sophie Schmidt

Unglaublich viele 1,0-Masterabsolventen, Lektoratspraktikanten, ausgebildete Buchhändler und PR-Werkstundenten bewerben sich monatlich bei uns, um, in ihren Worten, „etwas Digitalluft zu schnuppern“. Nun, das ist löblich. Leider unterscheiden sich die zahlreichen Lebensläufe nur minimal. Vor kurzem klagte ein US-Kollege auf LinkedIn, dass die sogenannten Young Professionals zu ähnlich seien, zu austauschbar. Der Ruf nach nicht geradlinigen Lebensläufen wird lauter, nach Kandidaten, die sich eben von der Masse abheben. Und ich stelle mir immer häufiger die Frage: Wo wollen sie eigentlich hin, all diese topausgebildeten, ambitionierten Nachwuchskräfte?

Wen braucht es für den Wandel?

Alle reden über den digitalen Wandel. Verlage, Online-Agenturen und natürlich die immer zahlreicher aus dem Boden sprießenden Digitalfirmen wollen diesen Wandel maßgeblich mitbestimmen und ihren Teil zur digitalen Revolution beitragen. Dafür brauchen sie junge kreative Köpfe. An Bewerbern – so meine Beobachtung – mangelt es nicht. Viele haben Erfahrungen im Buchhandel, im klassischen Verlagswesen oder in einer anderen Literaturinstitution gesammelt. Doch Kenntnisse auf dem Digitalmarkt, in der Produktentwicklung und im agilen Arbeiten? Fehlanzeige.

„Den digitalen Wandel mitgestalten“ – das klingt in den Ohren vieler wohl irgendwie sexy. Um es gleich vorweg zu sagen: Das ist es nicht. Jedenfalls nicht immer. Wer sich darunter „ein bisschen Social Media, ein paar Blogbeiträge schreiben und mal ein Gewinnspiel organisieren“ vorstellt, liegt falsch. In der Praxis bedeutet es vielmehr: Themen identifizieren, analysieren, Keywords recherchieren, Reichweite erzeugen, Daten messbar machen. Und immer wieder: messen, nachjustieren, erneut messen.

Ein gutes Gespür für Themen und Menschen zu haben, ist natürlich eine grundlegende Voraussetzung. Beides bringen die meisten Bewerber durch ihre Praxiserfahrungen und ihr Studium mit, keine Frage. Doch wirklich abheben von der breiten Masse können sich Absolventen vor allem durch Erfahrungen außerhalb des geisteswissenschaftlichen Spektrums, z.B. Erfolgsanalysen, Tracking-Tools und SEO. Warum während des Literatur- oder  Kulturwissenschaftsstudiums nicht mal einen BWL- oder HTML-Kurs besuchen?

Sammelt Erfahrungen in anderen Branchen!

Jedem Germanistik-, Literatur- und Buchwissenschaftsstudenten kann ich nur empfehlen: Guckt euch um! Scheut euch nicht, mal einen Werkstudentenjob oder ein Praktikum in einer Onlinemarketing-Agentur oder bei einem (buchbranchenfremden) Digital-Startup zu absolvieren. Nutzt Plattformen wie t3n, TechCrunch oder futurebiz und Konferenzen wie die re:publica, um euch auf dem Laufenden zu halten. Habt keine Angst vor Zahlen! Der digitale Wandel in der Buchbranche ist nicht zu stoppen. Ein paar mehr junge Menschen nicht nur mit dem Drang, sondern auch mit dem Know-How, diesen Wandel selbst aktiv mitzugestalten, würden der Branche gut tun.

 

 

Sophie Schmidt studierte Medienwirtschaft an der Hochschule der Medien in Stuttgart und Angewadnte Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Sie begann ihre Laufbahn bei epubli 2011 als Praktikantin, sukzessive übernahm sie danach die Bereiche Offline Marketing, Events und Personal. Seit Mai 2014 ist sie Head of Business Development.