Im Werk I im Industrieviertel Münchens fand am 03. Februar das diesjährige eBookCamp statt. Organisatoren sind die IG Digital und der Börsenvereins des Deutschen Buchhandels Bayern in Kooperation mit weiteren Partnern, wie Tolino Media und auch uns den Jungen Verlagsmenschen. In der Konferenz im Barcampstil konnten die Teilnehmer bei neun Sessions in drei Slots zwischen verschiedenen Workshops und Vorträgen wählen, dabei galt für alle das Du.

Im ersten Slot präsentierte in einer der Sessions Kornelia Holzhausen die Elsevier Pflege-App von der Entwicklung bis zum Launch. Bisher verfolgte Elsevier den Weg sich auf bestehendes Wissen zu berufen, nun wurde aber für dieses Projekt ein neuer Weg eingeschlagen. Nach dem Sankt Gallener Modell wurde der Kunde in den Mittelpunkt gestellt und gefragt: Was braucht er? Welche Daten/Beweise haben wir dafür?

(c) Jana Rahders

Mit Lehrern und Schülern wurde zunächst ein zweiwöchiger Designsprint durchgeführt, um Hinweise auf die Bedürfnisse und Inhalte, die der Zielgruppe wichtig sind, zu erhalten. Im ersten Schritt wurde den Schülern und Lehrern zugehört, um ihre Bedürfnisse und Probleme zu verstehen. Lösungsansätze wurden dann im zweiten Schritt entwickelt z.B. ein Quiz-Duell. Woraufhin im dritten Schritt die besten Ideen ermittelt und Userstories herausgearbeitet wurden. Der vierte Schritt diente der Prototypenentwicklung, wobei elf Ideen umgesetzt wurden. Es entstand u.a. der Prototyp der Easy Learn-App. Final wurden diese dann im fünften Schritt Testern vorgeführt, um herauszufinden, welche der Ideen tatsächlich funktionieren. Die Elesevier Pflege-App war bei diesem Sprint entstanden.

(c) Jana Rahders

Für den Pilot wurde ein Minimal Viable Product (MVP) der Elsevier Pflege-App hergestellt, sodass u.a. die Marketingstrategie für den Launch und auch die USPs mit den testenden Schülern und Lehrern abgestimmt werden konnten. Die Elsevier Pflege-App überzeugte, da die Bilder und die Sprache getestet wurden, ein freier Zugang zum Lexikon bestand und durch die Eingabe persönlicher Daten auch weitere Bereiche der App freigeschaltet werden konnten.

Der zweite Slot beinhaltete u.a. den Vortrag von Bilandia und OpenPublishing, vertreten durch Sibylle Bauschinger und Veronica Maidl, zum Thema Big Data und Machine Learning. Graf Zahl diente ihnen hierbei, um zu veranschaulichen, wie heute das „Aussaugen“ von Daten funktioniert. Statistisches Lernen, Lernen ohne explizite Formeln und eine gute Datenlage sind ausschlaggebend, wie am Beispiel des optimalen Pricing für eBooks veranschaulicht wurde. Dabei machten sich die Workshopteilnehmer Gedanken darüber, was für Daten haben wir im Verlag und wie müssen wir damit umgehen. Es wurde überlegt, welche wenn-dann Optionen zur Auswertung dienen könnten. Die Datenauswertung von Ebookverkäufen zeigte, dass Preissenkungen gekoppelt mit Händleraktionen zu steigenden Absatzzahlen führten, dies ist eine Möglichkeit für Verlage auch Backlisttitel zu fördern.

(c) Jana Rahders

Der dritte Slot bot die Teilnahme an Vortrag und Diskussion zum Thema Autorenakquise. Traditionell bilden die Verlag die Gatekeeper, denn sie wählen die Autoren aus, die bei ihnen publizieren dürfen. Mit dem wachsenden Selfpublishingmarkt stellt sich die Frage: Welche Möglichkeiten ergeben sich hier für Verlage Potenzialautoren zu akquirieren? Die Communities folgen ihrer eigenen Logik, so ist eine Empfehlung nicht unbedingt ein Zeichen von Qualität. Möglichkeiten bieten sich darin Schreibwettbewerbe auszurichten oder auch die Topautoren persönlich anzusprechen. Der Workshop widmete sich dann dem Dialog in kleinen Gruppen mit der Weltcafé-Methode. Die Teilnehmer fachsimpelten über Fragen wie: Wie sähe ein Verlag aus, wenn zuerst die Selfpublisher dagewesen wären? Welcher Autor braucht heute überhaupt einen Verlag, wer nicht? Die Diskussion zwischen allen war sehr rege und auf Plakaten wurden final viele kreative Ideen festgehalten.

Der Barcampstil ermöglichte einen spannenden Austausch zwischen den Teilnehmern. Die Themen waren vielfältig und aktuell. Es war die perfekte Location und eine tolle Verpflegung, mit leckeren belegten Brötchen und Donuts, Kaffee und auch Club Mate, damit keiner schlapp machte. Als Kritik wurde am Ende nur geäußert, dass doch noch mehr realistische Beispiele aus der Praxis der Unternehmen kommen könnten. Nächstes Jahr bin ich hoffentlich wieder dabei und kann das eBookCamp allen Interessierten an digitalen Entwicklungen in der Buchbranche sehr empfehlen!

 

Jana Rahders