E-Books könnten ein wunderbares Format für neue Literatur sein. Aber da – und das wird auf dem Podium von Forum Zukunft und Electric Book Fair schnell klar – liegt auch das Problem: Es geht zu sehr um das Format. Über neue E-Book-Verlage oder die E-Book-Labels bestehender Verlage wird berichtet, aber nur als Gesamtphänomen; einzelne Titel und deren Inhalt finden dagegen kaum Beachtung.
Zoë Beck, Krimi-Autorin und Mitbegründerin des CulturBooks Verlags, hat das selbst erfahren. In dem vor anderthalb Jahren gegründeten reinen Digitalverlag sind mittlerweile rund 50 Titel erschienen. Die Ursprungsidee bestand darin, vergriffene Bücher als E-Books wieder verfügbar zu machen. Dazu kamen Kurzgeschichten sowie Kooperationen mit kleinen Verlagen, die selbst keine E-Books veröffentlichen. Statt einer Aufteilung in Genres orientieren sich die Kategorien des Programms an der Musik: Je nach Länge heißt es Single, Maxi, Longplayer (Roman) oder Album (gemischte Anthologie). Zoë Beck ist eine gewisse Ratlosigkeit anzumerken, als sie davon berichtet, dass selbst Blogger Hemmungen haben, E-Books zu rezensieren: „Dabei sollten sie doch digital-affiner sein und eine Platzbeschränkung wie auf der Feuilletonseite haben sie auch nicht.“ Sie habe tatsächlich schon E-Book-PDFs ausgedruckt und auf deren Wunsch hin in Papierform an Journalisten geschickt.
Die Situation, wie Beck sie beschreibt, ist ambivalent. Durch den Druck auf Papier erhält ein Text Wertigkeit, der Leser weiß, dass jemand an den Erfolg des Autors geglaubt und eine mitunter hohe Geldsumme in das Werk investiert hat. Daher die Sorge, dass ein Text nicht ernstgenommen wird, wenn er nur digital erscheint. Andererseits ist das E-Book eben auch ein Format, um Projekte umzusetzen, die sich als Buch nicht rechnen. Dass nun auch der Hanser Verlag mit Hanser Box ein Digitallabel führt, lässt auf eine steigende Akzeptanz der E-Books hoffen. Dabei geht es noch nicht einmal um neue, abgefahrene Formen und Ungewohntes wie Twitteratur und Mash-up, sondern auch einfach um Kurzgeschichten. „Die Kurzform ist im deutschen Sprachraum weniger akzeptiert, wird mehr als Abfallprodukttext angesehen, der zwischen den Romanen entsteht, eigentlich eine Unverschämtheit der Gattung gegenüber“, so Beck.
„Eine Benchmark wäre vielleicht ein Text, der so gut ist, dass man darüber das Format vergisst, in dem man ihn liest“, schlägt Moderator Fabian Thomas vor. „Durch Twitter und Facebook sind wir mehr von Sprache umgeben denn je. An manchen Tagen schreiben wir mehr, als wir sprechen“, sagt Autor Gregor Weichbrodt. Seiner Meinung nach habe dies in anderen Ländern die Literatur bereits mehr geprägt.
Marcella Melien