Die Zukunft des Buchhandels ist alles andere als sicher. Der Nachwuchs sieht inhaltlich und finanziell kaum Perspektiven für sich und wandert nach der Abschlussprüfung reihenweise ab. Am Dienstag (23.11.2010) forschten Fachfrauen auf dem Podium und Publikum nach Ursachen und Lösungen. Die Stuttgarter Regionalgruppe der BücherFrauen hatte die Veranstaltung mit der Schiller Buchhandlung in Stuttgart-Vaihingen und dem mediacampus Frankfurt im Rahmen der Stuttgarter Buchwochen angeboten. Prof. Kerstin Emrich von der Universität Erlangen moderierte.
Fehlende Perspektiven und geringes Gehalt
Jungbuchhändlerin Sabine Hörrmann berichtete, dass von ihren 15 Mitazubis nur drei noch im Buchhandel tätig seien. Den anderen scheine ein Studium bessere Perspektiven zu bieten. Ärgerlich und betriebswirtschaftlich gesehen für Buchhandlungen eine Fehlinvestition. Marianne Rist, Inhaberin der Buchhandlung Stocker und Paulus in Esslingen, sah das anders: Sie ermutige und fördere Azubis, die studieren möchten. Monika Kolb-Klausch, Bildungsdirektorin des Börsenvereins, relativierte: Die Abwanderung sei auch in anderen Branchen ein Problem.
Was kann man nun dagegen tun?
Britta Dollmann, die Leiterin der Fort- und Ausbildung bei Osiander, zeigte sich überzeugt, dass es für engagierte und interessierte Azubis Perspektiven gebe: „Viele unserer Filialleitungen sind Eigengewächse.“ Hörrmann forderte, dem Nachwuchs müssten die Entwicklungschancen besser dargestellt werden. Die bei hohen Anforderungen zu niedrigen Gehälter sind angesichts des betriebswirtschaftlichen Rahmens der Buchbranche ein Problem, über das Ratlosigkeit herrschte.
Ursachen des „Woman Drain“
Eines der Themen, für das sich die BücherFrauen seit ihrer Gründung vor zwanzig Jahren engagieren, ist der „Woman Drain“ (s. die von den BücherFrauen in Auftrag gegebene Studie „MehrWert. Arbeiten in der Buchbranche heute“): Viele Frauen gehen auf dem Weg vom Berufseinstieg zur Führungsebene verloren. Dollmann schilderte dazu aus ihrem Alltag bei Osiander: „Frauen sind reflektierter, Männer frecher.“ Daher spreche sie auf der Suche nach Führungsnachwuchs auch gezielt geeignete Frauen, die sich nicht von selbst meldeten, an. Auch da relativierte Kolb-Klausch: „In meinen dreieinhalb Jahren in der Buchbranche habe ich sehr viele Führungskräfte kennen gelernt. Und was haben die alle gelernt? Buchhändler!“
Ja, könnte man da provozierend fragen, ist denn vielleicht alles gar nicht so schlimm?
Saskia Heinen, freie Texterin und – Buchhändlerin
Saskia mailen, Twitter: @BFStuttgart