Der zweistündige Buchmesserundgang „Branchennachwuchs trifft Führungsfrauen“, organisiert von den BücherFrauen e.V. und der Initiative Verlage der Zukunft, gliederte sich in vier verschiedene Stationen. Die Gruppe bestand aus etwa fünfzehn Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus den unterschiedlichsten Bereichen. Vertreten waren unter anderem Studentinnen der HTWK in Leipzig, Illustratorinnen und Autorinnen.

Die BücherFrau Jana Stahl, freie Lektorin und Journalistin in Heidelberg, leitete den Rundgang. Sie war es auch, die vorab den Kontakt zu den Referentinnen herstellte. Dabei schrieb sie gezielt Frauen an, die mit Engagement und Durchsetzungsvermögen erfolgreich innerhalb ihres Branchenbereichs tätig sind. Die Führungsfrauen erzählten nicht nur über ihren beruflichen Werdegang sowie ihre Tätigkeit bei dem jeweiligen Verlag, sondern gaben darüber hinaus auch Tipps, wie der Branchennachwuchs beruflichen Erfolg erlangen kann.

1. Station: Susanne Bestler, Verkaufsleiterin bei Random House Audio

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Susanne Bestler
© Sophie Eulenfeld

Der Treffpunkt zum Messerundgang am Freitag war zugleich die erste Station. Hier legte Susanne Bestler, die Verlagsleiterin von Random House Audio die Chancen, aber auch die Herausforderungen im Hörbuchbereich dar. Zum einen sei es

zum Beispiel von Vorteil, dass das Hörbuch keiner Preisbindung unterliege, wodurch der Branche bezüglich des Preises ein relativ großer Spielraum zur Verfügung stünde. Dies führe allerdings auch zu einem härteren Wettbewerb und wirke sich entsprechend auf die Marge aus. Insgesamt versuche man, die Gewohnheiten der Hörer zu berücksichtigen und weitere Points of Sale, wie beispielsweise Tankstellen, zu akquirieren. Bestler absolvierte nach dem Abitur eine Buchhandelsausbildung. Mit der Gründung eines Servicebüros für freie Handelsvertreter wechselte sie zunächst in die Selbstständigkeit. Sie stellte jedoch schon bald fest, dass sie mit ihrer Geschäftsidee zu jenem Zeitpunkt keinen Erfolg hatte, woraufhin ihr schließlich der Einstieg in die Verlagsbranche gelang. Sie empfiehlt jungen Nachwuchskräften vor allem ein hohes Maß an Flexibilität sowie den zeitigen Erwerb von nützlichem Know-how über die digitalen Medien.

2. Station: Ulrike Metzger, Leitung Fischer Kinder- und Jugendbuchverlage
Zu Beginn des Treffens mit Ulrike Metzger, der frischgebackenen Leiterin der Fischer Kinder- und Jugendbuchverlage, gratulierten die Teilnehmer zur Vergabe des Nobelpreises für Literatur an die Fischer-Autorin Alice Munro. Metzger informierte darüber, dass der Kinder- und Jugendbuchbereich insgesamt von Jahr zu Jahr ein stetiges Wachstum verzeichne. Innerhalb der Fischer Kinder- und Jugendbuchverlage liegen ihr und ihrem circa 35-köpfigen Team neben den großen Einzeltiteln vor allem die kleineren Titel am Herzen. Momentan arbeiten sie an einer Strategie, um die markenspezifischen Merkmale der verschiedenen Verlage in ihrem Haus (Sauerländer, Duden und Meyers Kinderbuch) klar zu umreißen. Nach dem Politik- und Hispanistik-Studium arbeitete Metzger zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin an einem Projekt über Humboldt, als sie begann, den gesellschaftlichen Nutzen ihrer Arbeit infrage zu stellen. Nebenbei arbeitete sie daraufhin zunächst stunden-, dann tageweise als freie Mitarbeiterin für den Tessloff Verlag. Schließlich erhielt sie eine Stelle im Lektorat und avancierte zur Cheflektorin. Weitere Stationen waren die Verlage Loewe und Ravensburger. Bei Letzterem baute sie das Programm auf und wurde in die Geschäftsführung berufen. Seit Anfang April dieses Jahres leitet sie die Fischer Kinder- und Jugendbuchverlage. Ihr Rat an den Branchennachwuchs ist es, frühzeitig die eigene Karriere zu planen. Sie habe die Erfahrung gemacht, dass es umso schwieriger ist, in einen anderen Branchenbereich zu wechseln, je länger man in einem Bereich arbeitet – hier meint sie vor allem den Programm-Bereich. Deshalb sei es ebenso wichtig, den eigenen Status quo in regelmäßigen Abständen kritisch zu hinterfragen: Wo stehe ich? Ist die momentane Tätigkeit das Richtige für mich? Welche Weiterbildungsmöglichkeiten habe ich?

3. Station: Katja Splichal, Leiterin der Abteilung Lernmanagement Systeme im Ulmer Verlag

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Katja Splichal (li), Jana Stahl (re)
© Sophie Eulenfeld

Die junge Frau mit dem frechen Kurzhaarschnitt begeisterte die Gruppe mit ihrer förmlich greifbaren Lust am kreativen Planen und Umsetzen. Beim Ulmer Verlag initiierte und verantwortet sie den sich neu entwickelnden Programmbereich Lernmanagement Systeme (E-Learning). Sie bearbeitet die Inhalte der Lehrbücher für die verschiedenen Ausbildungsberufe mit dem Ziel, diese den Lernenden auch digital zugänglich zu machen und damit gleichzeitig den Wirkungsgrad des Inputs zu erhöhen. Diese Herangehensweise ist innerhalb ihrer Abteilung ein Novum, sodass sie damit bei eingefleischten Traditionalisten des Öfteren auf Skepsis stößt. Keiner der Teilnehmer zweifelte während des Zuhörens daran, dass sie mit solchen Reaktionen souverän umzugehen weiß! Dem Nachwuchs empfiehlt sie den Mut zum Selbermachen. Ihrer Erfahrung nach klären sich viele Fragen mittels einer Suchanfrage im World Wide Web. Und ganz wichtig: sich nicht frustrieren und entmutigen lassen! Sie meint, dass man sich ruhig mal trauen solle, die so wichtig aussehenden Branchenvertreter persönlich anzusprechen und nach ihrer Tätigkeit zu fragen.

4. Station: Angelika Hörnig, Inhaberin des gleichnamigen Verlags für Bogenschießen

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Angelika Hörnig
© Sophie Eulenfeld

Angelika Hörnig gründete den nach ihr benannten Verlag 1996. Sie selbst entdeckte 1986 ihre Leidenschaft für den meditativen Sport. Zu jenem Zeitpunkt fiel ihr auf, wie wenig Informationsmaterial es in Deutschland zum Bogenschießen gab und beschloss, dies zu ändern. Die Grafik-Designerin und Fotojournalistin berichtete von ihrem Einstieg in die Verlagsbranche, bei dem sie sich vieles selbst beibrachte. Sie betonte, dass sie als Verlagsgründerin und Herausgeberin des Magazins „Traditionell Bogenschießen“ am Anfang keinen Gewinn erwirtschaftete und dass die Selbstständigkeit jederzeit vollsten Einsatz von ihr forderte. Ihr Konzept war erfolgreich und die Anstrengung hat sich gelohnt: Mittlerweile beschäftigt sie sechs Festangestellte sowie einen zweiten Auszubildenden. Sie empfahl dem Branchennachwuchs, sich mit Leidenschaft für das zu engagieren, was einem Spaß macht. Außerdem sei es bereichernd, immer mal wieder über den eigenen Tellerrand zu schauen und sich mit Gleichgesinnten aus anderen Bereichen zu vernetzen.

Fazit: Ein interessanter und informativer Buchmesserundgang, bei dem sich hoffentlich auch nächstes Jahr wieder vier engagierte Frauen aus der Branche vorstellen werden.

Sophie Eulenfeld