Das BuchCamp ist inzwischen zu einem festen Termin für alle geworden, die sich für die aktuellen Entwicklungen und neuen Ideen in der Buchbranche interessieren. So trafen sich die Teilnehmer zum diesjährigen BuchCamp am 5./6. Mai auf dem Mediacampus Frankfurt zu Diskussionsrunden und Vorträgen. Im Vergleich zu den Vorjahren war nicht nur das Themenspektrum vielfältiger, sondern auch der Nachwuchs war stärker vertreten.
Was vor drei Jahren eher als ein Experiment begann, erfreut sich inzwischen großen Zuspruchs. Bereits am Tag des Anmeldestarts waren alle Plätze des dritten BuchCamps vergeben. Unter den 140 Teilnehmern befanden sich nicht nur Mitarbeiter aus Verlagen und Buchhandlungen, Dienstleister sowie Autoren, sondern auch zahlreiche Buchwissenschafts-Studenten, Auszubildende und Berufseinsteiger.
Wie bei einem BarCamp üblich, wurden die Themen des BuchCamps von den Teilnehmern vorgeschlagen und die einzelnen Diskussionsrunden, die sogenannten Sessions, selbst organisiert. Im Vorfeld konnte jeder Teilnehmer auf der Internetseite des BuchCamps seine Sessionvorschläge einreichen. Während der Auftaktveranstaltung stellen diejenigen, die eine Session vorbereitet hatten, diese den anderen Teilnehmern kurz vor. Insgesamt wurden 24 einstündige Diskussionsrunden und Vorträge angeboten. Da jeweils vier Sessions gleichzeitig stattfanden, hatten die Teilnehmer die Qual der Wahl.
Von Flashfiction bis Working Mums
Während sich die meisten Sessions der vergangenen beiden BuchCamps um E-Books, Social Media und Co. drehten, waren die Themen diesmal ausgeglichener.
Die Autorin Mela Eckenfels stellte in ihrer Session ein Flashfiction-Projekt vor. Dahinter steckt die Idee, Literatur in den öffentlichen Raum zu bringen, indem man rausgeht, auf maximal einer Seite eine Geschichte schreibt und diese dort liegen lässt, wo man sie geschrieben hat. Die Session-Teilnehmer waren an dem Projekt sehr interessiert und brachten viele eigene Ideen ein, sodass Mela Eckenfells am Ende ihrer Session zahlreiche Mitstreiter für das Flashfiction-Projekt gefunden hatte.
„Wo kommen Innovationen her?“, fragte Unternehmensberater Erhardt Heinold in seiner Session. In der regen Diskussion stellten die Teilnehmer fest, dass die Buchbranche zu feste Normvorstellungen habe und zu gerne an bestehenden Strukturen festhalte. Um Innovationen möglich zu machen, müsse man jedoch Strukturen ändern, Routinen durchbrechen und auch von anderen Branchen lernen.
In der Diskussionsrunde der BücherFrauen Frauke Ehlers und Saskia Heinen ging es um Working Mums in der Buchbranche. Die Teilnehmerinnen tauschten ihre Erfahrungen aus und stellen fest, dass es gerade Mütter in der Buchbranche schwer haben, mit Kind Karriere zu machen. Viele arbeitende Mütter haben daher Angst, von ihren Kindern zu sprechen. Einigkeit bestand darüber, dass es umso wichtiger sei, einen konkreten Plan für die Rückkehr nach der Babypause zu haben. Gerade erfolgreiche Mütter in der Branche müssten als Vorbilder präsenter sein, damit sich in den Branchenköpfen etwas ändert.
Auch der Nachwuchs beteiligte sich mit eigenen Sessions aktiv am BuchCamp. So diskutierte die Buchwissenschafts-Studentin Alena Junge in ihrer Session darüber, ob Kinderbücher als enhanced E-Books sinnvoll sind. Ein in Deutschland bislang fast unbekanntes Genre stellte Anne Pin, ebenfalls Studentin, ihren Sessionteilnehmern vor: den Handyroman. In Japan ist er bereits seit Jahren ein riesiger Erfolg und vielleicht könnten die fürs Lesen auf dem Handy geschriebenen Geschichten auch deutsche Jugendliche zum Lesen anregen.
Kommunikation online und offline
Diskutiert wurde auf dem BuchCamp aber nicht nur in den Sessions. Dank Facebook und Twitter konnten auch alle, die nicht am BuchCamp teilnahmen, die Sessions live verfolgen. Twittern und Posten gehört zum guten Ton auf dem BuchCamp – kaum verwunderlich war daher die hohe Dichte an Smartphones, Notebooks und Tablet-PCs.
Mindestens genauso wichtig wie die Kommunikation im Netz, ist der persönliche Austausch und zwar auf Augenhöhe. Das Du zwischen allen Teilnehmern während des Camps ist Pflicht. Pausen, gemeinsame Essen und das Get-together am Samstagabend boten reichlich Gelegenheit die Themen der Sessions zu vertiefen und Ideen auszutauschen. Auf dem BuchCamp lernten die Teilnehmer so nicht nur neue Sichtweisen kennen, sondern auch neue Gesichter. Gerade das war eine tolle Chance für Berufseinsteiger.
Zukunft des BuchCamps
Auf der Abschlussveranstaltung sprachen auf dem Podium vier Teilnehmer über ihre Erfahrungen auf dem BuchCamp 2012. Darunter waren die beiden Nachwüchsler Dennis Schmolk und Elisabeth Windfelder. Dennis Schmolk sah im BuchCamp eine interessante Möglichkeit, Kontakte für den Einstieg in die Buchbranche zu knüpfen und Studentin Elisabeth Windfelder freute sich über den Austausch mit anderen Studenten und Berufseinsteigern: „Es hat Spaß gemacht!“
Indessen ist die Zukunft des BuchCamps ungewiss. Alle drei bisherigen BuchCamps wurden vom Forum Zukunft im Börsenverein des Deutschen Buchhandels organisiert. Ob und in welcher Form das BuchCamp im nächsten Jahr stattfinden werde, stehe noch nicht fest, so Alexander Vieß vom Forum Zukunft. Viele Stimmen aus dem Publikum betonten, dass sie das BuchCamp nicht missen wollten.
Dominique Conrad
Links:
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