Die 23-jährige Autorin Vea Kaiser studiert Altgriechisch und ist die einzige in ihrer Familie, die schreibt. Angeblich soll ihre Ururgroßmutter eine begabte Dichterin gewesen sein. Ihre Eltern waren jedoch schlecht in Deutsch und wenn sie schreiben, dann nur Einkaufslisten.
Begeistert waren sie dennoch, als ihre Tochter statt dem erwarteten „Kommunistischen Manifest 2“ – sie sagt selbst, dass sie ein schwieriges Kind war – ein humorvolles Buch über eine kleine Gemeinschaft in den Bergen schrieb: „Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam“.
Wie war es für dich, das Buch zum ersten Mal in den Händen zu halten?
Ich war abends mit einem Freund feiern, ging am nächsten Morgen um acht Uhr verkatert in die Uni und als ich heimkam, um mich noch eine Stunde hinzulegen, war es da. Ich bin so ausgerastet. Ich bin gehüpft, habe gestrahlt, das Buch allen gezeigt und Fotos geschossen.
Wie kam es zu der Veröffentlichung bei Kiepenheuer & Witsch?
Mein Agent hat das Manuskript an zwanzig Verlage geschickt und Kiwi hat sich mit einer Liebeserklärung an das Buch innerhalb von achtzehn Stunden gemeldet. Meine Lektorin, diese Wahnsinnsfrau, hat die ganze Nacht durchgelesen, weil sie so begeistert war und Angst hatte, dass ein anderer Verlag es ihr vor der Nase wegschnappt.
Wie lange hast du gebraucht, um das Buch zu schreiben?
Ich habe zwei Jahre an dem Buch geschrieben, von Dezember 2009 bis Dezember 2011. Im Nachhinein war es eine schöne Zeit, obwohl ich wie ein Hund bin. Ich merke nicht, wenn mir etwas weh tut und vergesse es wieder. Das Schreiben an sich war anstrengend. Ständiges neu- und umschreiben.
Du machst gerade eine Lesereise. Wo geht es noch hin und was gefällt dir daran besonders?
Meine Lesereise geht durch ganz Deutschland. Ich bin nirgendwo länger als vier Tage. Auf der Frankfurter Buchmesse bin ich noch bis Sonntag. Nächsten Mittwoch habe ich eine private Lesung in München, Donnerstag bin ich in Graz, Freitag in Göttingen und am darauffolgenden Montag in Köln. Es ist schön, meine Leser kennenzulernen. Mir geht es auch weniger um das Schreiben als um das Geschichtenerzählen. Ich wäre auch glücklich als Märchentante, die von Kindergarten zu Kindergarten zieht.
Liest du E-Books oder lieber gedruckte Bücher?
E-Books sind schrecklich. Ich habe mir für die Lesereise einen E-Book-Reader gekauft, da ich Rückenprobleme habe. E-Books sind für mich aber nur eine weitere Möglichkeit des Internethandels Autoren auszunutzen. Bücher sind viel zu billig. Seit achtzehn Jahren wurden keine Preise mehr erhöht. Das geht alles nicht in die richtige Richtung.
Was willst du noch erreichen?
Ich möchte noch meinen Doktor machen. Das habe ich mit fünf Jahren meinem Opa versprochen.
Ist ein neues Buch in Planung?
Ein neues Buch ist in Arbeit. Es geht wieder um eine kleine Gemeinschaft und skurrile Charaktere, aber ich verlasse diesmal die Alpen.
Vielen Dank für das Gespräch, Vea.
Das Interview führte Anja Fuhrmann.