Neuseeland

Neuseeland

Eine Momentaufnahme neuseeländischer Buchkultur

„Achten Sie auf die Wasserinstallationen im Innern!“ weisen sie den Besucher von Forum 1 an, und dann sind wir auch schon eingetaucht in die abgedunkelte Illusion eines neuseeländischen Literatur-Mikrokosmos.

Auf den Leinwänden tanzen Buchstaben und formen sich zu immer neuen Zitaten der Fabulierfabrikanten aus Übersee, verwirbeln zu wilden Buchstabenmilchstraßen, um schließlich Platz zu machen für den eigentlichen Star der Show, das Buch an sich.

Neuseeland

Neuseeland

Mindestens drei verschiedene Sprachen flüstern abwechselnd aus allen Ecken in unsere Ohren, was die Sätze auf den Leinwanduniversen visuell vermitteln.

Bis einer das Wort ergreift und alle Aufmerksamkeit auf sich konzentriert. Der schauspielerisch tätige Vertreter des Gastlandes betritt die nasse Bühne und berichtet uns von den „stories“:

Denn sie sind der unfassbare Kern eines jeden Mediums, der sich bevor er durch die schützende Hülle aus Leder und Papier für einen andauernden Erhalt gesichert wurde, durch mündliche Überlieferungen über Wasser gehalten hat. Vielleicht möchte der Erzähler deswegen den Anschein erwecken (trockenen Fußes?) über die Oberfläche des vermeintlichen Ozeans zu laufen, im Scheinwerferlicht des Mondes, der sich in ebenjener schwarzen Flüssigkeit eindrucksvoll spiegelt.

Die Eigeninitiative für Bewan- und Bewunderung zu ergreifen ist überflüssig, wird unser Unterbewusstsein doch ohne viel Federlesens darum zu machen an die Hand genommen: Der Neuseeländer lenkt unsere Blicke auf den Film, in dem wir die Entstehung einer Zivilisation am anderen Ende der Welt durch zerschnittene Buchseiten verfolgen können. Das bedruckte Papier formt Graslandschaften, Bretterbuden, Windmühlen, Schienen, Häuser und schließlich Städte. Der Maori ist längst unbemerkt verschwunden.

Bei seinem nächsten Auftritt hat er wohlweislich das Oberteil abgelegt.  Die folgenden Weisheiten über das „Land der langen weißen Wolke“ schildert er uns nämlich, während es aus einer solchen in Strömen auf ihn herabregnet.

Und wieder starrt er bewegungslos auf die Leinwände, ein uralter Trick auf den wir brav ein weiteres Mal hereinfallen- noch bevor der Film aus zerstörerischen Comiczeichnungen uns aus seinem Bann entlässt, verflüchtigt der Akteur sich in der nebulösen Dunkelheit.

 

Forum 1 ist immer eine Reise wert, eben weil es im Gegensatz zu hektischen, hellen Hallenfluren eine Reise allein auf weiter Flur vorgaukelt. Die verhältnismäßig kleine Nation von der gegenüberliegenden Erdhalbkugel hat dabei souverän große Fußstapfen ausgefüllt, und das nicht nur mit Wasser!

 

Danke dafür, bzw.

Ka pa, ka kite ano!

Giulia Egbring