Am Freitagnachmittag stellte der Verein Junge Verlagsmenschen e.V. die Ergebnisse der neuesten Nachwuchsumfrage vor und gaben Tipps zum Karrierestart.
Die Jungen Verlagsmenschen sind der größte Nachwuchsverein der Buch- und Medienbranche. Sie bieten Berufseinsteigern und Young Professionals mit 12 Städtegruppen, breite Möglichkeiten sich mit Kolleginnen und Kollegen zu vernetzen und sich regelmäßig untereinander bei Stammtischen, Workshops und Branchentreffen auszutauschen. In der Vereinsarbeit setzen sie sich für faire Arbeitsbedingungen, angemessene Gehälter und die aktive Förderung des Branchennachwuchses ein.
Zu wenig Geld, aber viel Enthusiasmus
Ende 2016 rief die AG Nachwuchsrechte zur Teilnahme an der Nachwuchsumfrage auf. Im Blickpunkt stand vor allem die Frage, was hat sich für Nachwuchskräfte und Berufseinsteiger geändert, seit 2015 der bundesweite Mindestlohn eingeführt wurde? Befragt wurden 798 Personen aus der Buchbranche, die als Praktikanten, Volontäre oder Young Professionals tätig sind. Alles in allem war die Studie ernüchternd. Vor allem was die Vergütung angeht, sieht es bei den Praktikanten und Volontären immer noch schlecht aus. Das Praktikantengehalt liegt oft unter den Ausgaben für die Miete, die Praktikanten zahlen. So müssen 93 % aller Praktikanten auf weitere finanzielle Quellen zurückgreifen, wie Eltern, Nebenjob oder Ersparnisse. Doch der Spaß an der Arbeit und die gute Einbindung ins Unternehmen scheinen das aufzuwiegen, da sich 78 % für eine Empfehlung eines Praktikumsplatzes in dem jeweiligen Unternehmen aussprechen. Bezeichnend ist jedoch, dass 55 % der Praktikanten angeben, nach eigener Einschätzung, in der Praktikumszeit eine Fachkraft zu ersetzen.
Hochqualifizierte Einsteiger ersetzen Fachkräfte
Auch bei den Volontären fiel die Vergütung mit 1.327 € (durchschnittliches Bruttogehalt) oft so niedrig aus, dass 70 % der Volontäre weitere finanzielle Einkünfte benötigten. Die Ausbildungsfaktoren lassen zu wünschen übrig. Knapp die Hälfte der Befragten (56 %) hatte einen Betreuer im Volontariat. Nur ein Viertel (24 %) hatte einen klaren Ausbildungsplan. Knapp ein Drittel (32 %) hatte Einblick in andere Abteilungen. An internen Fortbildungen nahmen 46 %, an externen
31 % der befragten Volontäre teil. Stolze 22 % gaben an, dass es keine erkennbaren Ausbildungseigenschaften in ihrem Volontariat gab. Dieses ernüchternde Bild, spricht dafür, dass sie als hochqualifizierte Arbeitskräfte mit niedrigem Lohnniveau. Die Selbsteinschätzung der Volontäre bestätigt das: 91 % gaben an, eine Fachkraft zu ersetzen. Die Zahlen sind hier noch höher, als bei den Praktikanten. Die Übernahmechancen sind jedoch oft unklar, 40 % wurden nicht übernommen, 23 % wussten es zum Zeitpunkt der Umfrage noch nicht.
Als Young Professionals endlich angekommen Arbeitsleben
Bei den Young Professionals steigt zumindest das Lohnniveau auf durchschnittlich 2.621,50 € brutto und 93 % der Befragten haben hier eine Festanstellung. Nach Tarifvertrag wurden jedoch nur 35 % bezahlt. Positiv zu werten ist, dass 74 % eine Vollzeitstelle und 64% einen unbefristeten Vertrag haben. Nur 37 % der Befragten haben vorher ein Volontariat absolviert. Die meisten Stellen bieten das Lektorat (33 %) und der Vertrieb (22 %) für Young Professionals, im Marketing (18 %), der Presse (12 %) und der Herstellung (12 %) finden sich weniger Stellen.
Erfahrungen, Netzwerke und Durchhaltevermögen sind gefragt
Wer sich von einem niedrigen Lohnniveau vor allem in den Einstiegsebenen nicht abschrecken lässt, für den gab es im Anschluss an die Auswertung eine Fragerunde mit Young Professionals. Sie gaben Tipps zum Berufseinstieg und berichteten über den eigenen Werdegang. So verschieden wie die Personen der Fragerunde, so unterschiedlich waren ihre Werdegänge. Den einen Weg konnten sie nicht aufzeigen. Seit der Einführung des Mindestlohns ist es schwieriger Praktikumsplätze zu finden. Wer in seinem Studium ein Pflichtpraktikum absolvieren muss, sollte sich das Unternehmen im Hinblick auf das Berufsziel auswählen. Auch Werkverträge und freie Mitarbeit bieten einen ersten Einblick und Einstieg in die Branche. Wichtig ist es, sich auch Kompetenzen außerhalb des Studiums anzueignen, bereits in dieser Zeit Kontakte zu knüpfen und sich ein Netzwerk aufzubauen. Denn auch in der Buchbranche werden Stellen über Beziehungen vergeben. In der Fragerunde wurde betont, sich nicht unter Wert zu verkaufen. Ausschreibungen sind oft ein Wunschkatalog. Wer mutig rangeht, die eigenen Fähigkeiten gut vermittelt, kann auf diesem Weg erfolgreich sein, auch wenn nicht jeder Punkt der Ausschreibung erfüllt wird. Zudem hilft es auch, Erfahrungen in anderen Bereichen zu sammeln. Wer in der Verlagsbranche arbeiten möchte, sollte auch Durchhaltevermögen mitbringen und auch bei 50 Absagen nicht aufgeben. Oft gehörten bei den Befragten etwas Glück oder der Zufall dazu, die passende Stelle zu finden.
Babett Taenzer