Von Lennart Schäfer

Während des digitalen Jahrestreffens der JVM gab es am Samstag, den 03. Juli nicht nur eine Mitgliederversammlung mit der Wahl eines neuen Vorstands, eine digitale Hafenrundfahrt und eine Keynote, sondern auch verschiedene Workshops am Nachmittag. Einer davon: „Kreativitätstechniken. Tipps & Tricks für das nächste Brainstorming“ mit Jens Springmann, der als Coach für Themen wie Kreativität, Innovation und New Work tätig ist.

Gerade in der Buchbranche, in der das Produkt, das alle miteinander verbindet, ja schon ein so kreatives ist, ist Kreativität natürlich in vielen Bereichen und Abteilungen wichtig. Trotzdem sagten zu Beginn des Workshops von den knapp 20 Teilnehmer*innen bloß ein Drittel, dass sie sich selbst als kreativ beschreiben würden. Die restlichen zwei Drittel sagten: Es kommt drauf an. Einig waren sich alle darüber, dass Kreativität auf Knopfdruck nur schwer funktioniert, einige berichteten, sie würden Zeit brauchen, um in einen kreativen Prozess zu kommen und sie stünden bei der Arbeit in einem Spannungsfeld zwischen kreativer Freiheit und Regeln/Vorgaben, die der Beruf mit sich bringe.

Jens Springmann stellt fest: Wir sind alle neugierig und kreativ, nur die Rahmen für die Kreativität sind manchmal hinderlich. Nimmt man diesen Rahmen auseinander, landet man beim „Out oft he Box“ denken, einem Buzzword, das da nicht das letzte Mal an diesem Nachmittag gefallen ist.

In kleinen Gruppen soll nun über miro festgehalten werden, was uns jeweils Kreativität bedeutet und schon da wird deutlich, dass die Gruppen ganz verschiedene Ansätze haben. Einige sortieren ihre verschiedenfarbigen Post-its nach Themen, andere bleiben beim typischen Post-it-gelb und tapezieren ihr Board mit zahllosen Klebezetteln zu, wieder andere beschränken sich auf wenige, aber treffende Beschreibungen. Es geht dabei in vielen Gruppen um Mut, um Impulse, um Innovationen und Emotionen.

Kreativität, so lernen wir, ist mehr als bloß ein Geistesblitz und Heureka-Moment, es geht um viele verschiedene Fähigkeiten und Abhängigkeiten. So ist jemand, der über viel fachspezifisches Wissen verfügt, natürlich wichtig für eine Gruppe, denkt aber im Zweifel oft in den gelernten Bahnen. Um diese starren Denkmuster zu durchbrechen, ist es wichtig, sich noch Impulse von außen zu holen und die Teams für Brainstormings möglichst divers zu gestalten. Dabei müssen sich die Teilnehmer*innen in der ersten Hälfte des Brainstormings, dem divergierenden Teil, lossagen vom „Ja, aber“. Es gilt der Grundsatz der Impro-Comedy: „Yes, and…“. Annehmen, was andere sagen, Brücken bauen zu neuen Ideen und erkennen, dass selbst eine schlechte Idee, der Weg zu einer guten sein kann. Es geht darum, Blockaden zu lösen und sich frei zu machen von Gedanken, die die Kreativität einschränken. Nach diesem „Bereich der Entdeckung“ überprüft man die entstandenen Ideen auf Umsetzbarkeit und Nutzen und kommt somit zum konvergierenden Teil in der Denkphase der Kreativität, die einen zu einem Endergebnis führt, das in jedem Fall überraschender und kreativer ist, als wenn man schon mit einem großen Aber ins Brainstorming gestartet wäre.

Gute Ideen, so Jens Springmann, sind wie Diamanten. Um zu ihnen zu gelangen, muss man auch erst einmal viel Schutt wegräumen. Viele machen den Fehler, an der Oberfläche zu bleiben und so dem Diamanten nicht näher zu kommen. Also: Nehmen wir den Spaten in die Hand oder wahlweise etwas Mut, Offenheit und Motivation und werden kreativ auf der Suche nach einer Menge Diamanten.